Wie man einen Schokoladendieb entlarvt
... und andere mathematische Zaubertricks.
Carla Cederbaum
Verlag Herder (2008), 159 Seiten, 14,95 €
ISBN: 978-3-451-29962-9
Sie suchen immer mal wieder nach mathematischen Zauberkunststücken? Sie wollen Ihre Schulklasse unterhalten oder einfach mal bei einer Geburtstagsfeier durch einen besonderen Auftritt glänzen? Sie suchen nach einem sinnvollen Geburtstagsgeschenk? Dann kaufen Sie Carla Cederbaums liebevoll gemachtes Buch! Von einem Vorwort von Albrecht Beutelspacher begleitet, beschreibt die Autorin ausführlich und strukturiert verschiedenste Zaubertricks, die alle etwas mit Mathematik zu tun haben. Nicht genug damit: Carla Cederbaum erklärt dann auch noch jeden Trick so, dass die Leser nach dem Erstaunen über die Tricks diese auch verstehen können. In sieben Gruppen sind die Zaubertricks geordnet: Zauberzahlen, Zahlenzauber, Alltagszauber, Figuren, Spiele, Knoten und Bänder und schließlich: Na logisch. Die Kunststücke reichen von simplen Manipulationen eines Taschenrechners bis hin zu spannenden Geschichten wie dem Barbier von Sevilla, der alle Männer rasiert, die sich nicht selbst rasieren.
Der Charme dieses kleinen Büchleins kommt nicht nur von Frau Cederbaums Art, spannend und verständlich zu schreiben, sondern auch aus dem Aufbau der Zauberkunststücke. Nach einer Schilderung des eigentlichen Tricks und seines Ablaufes gibt es einen kleinen Abschnitt „Mathematischer Hintergrund“, in dem auch über den Tellerrand der gerade vorgestellten Zauberei hinausgeguckt wird. So etwa beim Schokoladendieb. Da klaut in einer Klasse ein Kind einen Riegel Schokolade, während der „Zauberer“ draußen ist. Nach dem Betreten der Klasse bittet der Zauberer einen Schüler seines Vertrauens (im Buch ist es derjenige, dem aufgetragen wurde auf das Stück Schokolade aufzupassen), ihm 16 Klassenkameraden zu nennen, die für den Diebstahl in Frage kommen. Bedingung ist, dass einer der 16 der wahre Dieb sein muss. Nun lässt der Zauberer die 16 Kinder in einer 4×4-Matrix antreten und bittet die Vertrauensperson, ihm die Reihe zu nennen, in der der wahre Dieb steht. Dann bildet der Zauberer aus den 16 Schülern die transponierte Matrix, fragt wieder nach der Reihe, in der der wahre Dieb steht, und . . . hat ihn auch schon ermittelt! Natürlich wird im Abschnitt „Mathematischer Hintergrund“ die überraschende Aufklärung des Diebstahls nicht über die Eigenschaften von Matrizen erklärt, sondern über Koordinaten in einem cartesischen Koordinatensystem. Cederbaum greift aber sofort weiter aus und erklärt, wie wichtig Koordinaten auch in der Differentialgeometrie sind und stellt Verbindungen zu anderen Zaubertricks im Buch her. In den „Tipps zum Nachzaubern“ findet man dann Variationen des Themas, für das man sich bei Bedarf oder Neigung entscheiden kann.
Das kleine Büchlein ist sehr liebevoll ausgestattet worden. Da fallen zuerst die wirklich gut gelungenen Illustrationen von Anna Zimmermann auf, die in genau richtiger Dosierung den Text ab und zu lustig auflockern, aber immer mit den gerade geschilderten Zaubertricks zu tun haben. Der Verlag hat das Buch sehr schön mit fester Bindung und Leinenrücken ausgestattet, so dass es auch Kinderhände unbeschadet überstehen sollte. Ich habe einige der Tricks schon mit großem Erfolg an und mit Kindern aus den Klassenstufen 5 und 6 ausprobiert und das Buch auch schon zweimal an dankbare Zaubernovizen verschenkt. Uneingeschränkt empfehlenswert!
Rezension: Thomas Sonar, Braunschweig
Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, September 2009, Band 56, Heft 1, S. 258
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags