mathemagie fuer durchblickerHeyne Verlag; Deutsche Erstausgabe (12. September 2016), 400 Seiten, 9,99 €
ISBN-10: 3453603931
ISBN-13: 978-3453603936

Die typisch us-amerikanische Leichtigkeit von Wissenschaftsautoren ist auch diesem Mathematik-Professor einer renommierten Universität in Kalifornien zu eigen: anschaulich und locker werden viele elementare Teilbereiche des Faches vorgestellt. Allerdings ist es doch stark übertrieben, wenn immer wieder der Begriff „Magie“ wiederholt wird und auch jedes der zwölf Kapitel mit „Die Magie der … „ überschrieben ist.

Insbesondere die Kapitel zur Geometrie und zur Infinitesimalrechnung bieten wenig „magische“ Aspekte. Vielmehr wird auf rund 100 Seiten im wesentlichen die Schulmathematik der Klassen 6 – 11 (Elementargeometrie, ebene Trigonometrie und Differentialrechnung)  vorgestellt. Das geht los mit Scheitelwinkeln, der Winkelsumme im Dreieck und den Kongruenzsätzen, weiter mit dem Satz des Pythagoras, Umfang und Flächeninhalt des Kreises und der näherungsweisen Berechnung der Kreiszahl π (und acht Seiten mit Merkversen für deren Nachkommastellen). Die Winkelfunktionen werden am Dreieck eingeführt, dann auf beliebige Winkel verallgemeinert, Sinus- und Kosinussatz sowie eine Reihe von trigonometrischen Identitäten zusammengestellt. Die Einführung der Differentialrechnung führt von der Definition der Ableitung bis zu den Taylorpolynomen.

Auch die Kapitel über Zahlen, Algebra und Kombinatorik enthalten im wesentlichen den Schulstoff. Eine Besonderheit allerdings stellen die 20 Seiten dar, in denen Tricks für das Kopfrechnen gezeigt werden – damit könnte man sich als Rechenkünstler präsentieren und Eindruck machen. In die gleiche Kategorie gehören einige weitere Abschnitte wie Kalenderberechnungen. Hier trifft die Kennzeichnung aus dem Untertitel des Buches zu: Diese Mathe-Tricks sind wirklich verblüffend – als „reale Anwendungsmöglichkeiten“ im Zeitalter von Handys mit Taschenrechner-App aber wohl obsolet.

Im Kapitel „Die Magie der Fibonacci-Zahlen“ geht es allerdings wirklich „magisch“ zu, wenn man diesen Ausdruck für die vielen überraschenden Zusammenhänge zwischen diesen Zahlen so bezeichnen will. Ähnliches gilt für das Kapitel „Die Magie von i und e“, in dem die Eigenschaften dieser beiden Zahlen und deren Auftreten in den unterschiedlichsten mathematischen Disziplinen dargestellt werden. Auch werden häufig geometrische Veranschaulichungen gegeben.

Beweise werden aber bestenfalls in den sogenannten Nebenbemerkungen angedeutet: Nebenbemerkungen, vor denen der Leser in der Einleitung „gewarnt“ wird: Der Autor schreibt, „beim ersten Durchlesen … überspringen  Sie diese Kästen vielleicht besser (und beim zweiten und dritten Lesen vielleicht auch)“.

Leider sind eine Reihe von Druckfehlern enthalten, die für den ungeübten Leser eine schwer überwindbare Hürde darstellen. Auch manch unübliche Übersetzung erschwert das Wiedererkennen in der mathematischen Literatur. Der Begriff „Mutiplikationsprinzip“ statt Produktregel bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung hätte doch vermieden werden können, wenn die Übersetzung fachlich versierter wäre, und auch die „Digitalwurzel“  konnte ich nur aus dem Zusammenhang als die iterierte (einstellige) Quersumme identifizieren.

Rezension: Hartmut Weber (Kassel)