millions billions zillionsBrian W. Kernighan

Princeton University Press 2018, 160 Seiten
ISBN: 978-0-691-18277-3, 18,84 €

Auf http://www.news.de konnte man am 16.2.2019 diese Schlagzeile lesen: „Täglich sterben 150.000 Menschen – mehr Geburten als Todesfälle“. Kurz darunter fand sich folgende Meldung: „Alkohol und Nikotin – Jeden Tag sterben beinahe 7.000 Menschen an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums. Damit gehen drei Prozent der weltweiten Tode auf das Rauschmittel zurück. ...“

Nach der Lektüre von Kernighans Buch „Millions Billions Zillions“ werden sich einem Leser sofort Fragen nach der Seriosität der Meldungen stellen. 7.000 von 150.000 – das sind doch nicht 3%. Welche Angabe in welcher Meldung ist hier korrekt? Und wie zuverlässig sind die übrigen Informationen? Solche und viele andere Beispiele hat der Autor über viele Jahre aus unterschiedlichen Medien, vor allem amerikanischen Presseerzeugnissen gesammelt. Leserfreundlich und unterhaltsam führt er in dem kleinen Band (160 Seiten), den er schon im Untertitel ausdrücklich als Hilfe zur Selbstverteidigung ausgibt, den Beweis, dass den vermeintlich objektive Zahlen, die uns im Kontext journalistischer Berichte, aber auch in Werbung und Politik begegnen, oft nicht zu trauen ist. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von einfachen Verwechslungen bei großen Zahlen („Billions“ oder „Millions“ scheinen für manche Journalisten nur Metaphern für „sehr viele“ zu sein) über Fehlern beim Umrechnen von Messgrößen (wie viele Kubik- Inch hat ein Kubik-Fuß?) und Rundungsfehlern bis zu absichtlich irreführenden Repräsentationen von Größenverhältnissen oder Entwicklungen durch kontraintuitiv gewählte Ausschnitte in Graphen. In 10 Kapiteln geht der Autor auf unterschiedliche Problemarten ein und gibt Empfehlungen, wie die Plausibilität der Zahlenangaben mit einfachen Überlegungen und Mathematikkenntnissen, die nicht über den Stoff des 6. Schuljahrs (im amerikanischen Schulsystem) hinausgehen, überprüft werden kann. Jedes Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung, in der die Überprüfungsstrategien noch einmal wiederholt werden. Die letzten vier Kapitel „Bias“, „Arithmetic“, „Estimation“ und „Self Defense“ weiten den Blick etwas allgemeiner auf die Grundprinzipien, an denen man sich im Umgang mit der Zahlenflut in den modernen Medien orientieren kann. Kurz gesagt mahnt das Buch dazu, den eigenen gesunden Menschenverstand zu gebrauchen, einige oft verwendete Kerngrößen (z.B. grob gerundete Einwohnerzahlen, Weltbevölkerung, Flächengrößen, physikalische Konstanten) im Kopf zu haben, sich im überschlagsmäßigen Rechnen zu üben und veröffentlichtem Zahlenmaterial mit größerer Skepsis zu begegnen.

Rezension: Joachim Higert (Uni Paderborn)

Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, Oktober 2019, Band 66, S. 261-262
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags