anfangsunterricht mathematikKlaus Hasemann, Hedwig Gasteiger

Herausgeber: Springer Spektrum; 4., überarb. Aufl. 2020 Edition (2. Juli 2020), 308 Seiten, 27,99 €

ISBN-10: 366261359X
ISBN-13: 978-3662613597

Es handelt sich hier um ein Studienlehrbuch, Zielgruppe sind Studierende des Lehramts ‚Mathematik für die Primarstufe‘ und Grundschullehrerinnen und -lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher.

An letztere wendet sich der erste Teil dieses Bandes: die Entwicklung des mathematischen Verständnisses im Vorschulalter und die Gestaltung des Übergangs vom Kindergarten zur Grundschule. Die Verfasser erläutern auf dem Hintergrund entwicklungspsychologischer Erkenntnisse, wie sich Zahlbegriff und Zählkompetenz entwickeln. Ebenso stellen sie statistische Ergebnisse über die Kenntnisse der Kinder zu Schulbeginn zur Verfügung. Auch geometrische Vorerfahrungen von Kindern können bereits im Kindergarten erweitert und vertieft werden (dazu gehören auch das Erfassen von Lagebeziehungen, das Erkennen von räumlichen Körpern und ihren Merkmalen). In diesem Zusammenhang sind auch motorische Fertigkeiten wie Falten, Schneiden, Zeichnen, Ausmalen usw. zu trainieren.

Den zweiten Schwerpunkt bildet das Thema Arithmetik: Wie führt man die Zahlen ein und wie übt man die Rechenoperationen mit ihnen im Anfangsunterricht? Viele – wie ich meine  sehr schöne – Beispiele aus der didaktischen Literatur werden hier exemplarisch für die verschiedenen Abschnitte abgedruckt. Für Addition und Subtraktion werden heuristische Strategien vorgestellt. Multiplikation und Division schließen diesen Abschnitt ab. Mögliche Arbeitsmittel (z. B. Cuisenaire-Stäbe, Rechenrahmen, Zahlentafeln) werden thematisiert.

Der dritte Schwerpunkt ist der Geometrie gewidmet. Nach Ansicht der Autoren werden „geometrische Inhalte im Vergleich zum ‚Rechnenlernen‘ häufig als weniger wichtig betrachtet“. Demgegenüber plädieren sie für Geometrie-Inhalte auch schon im ersten Schuljahr, da diese den „Vorteil [haben], über weite Strecken sehr anschaulich, lebensnah und attraktiv zu sein.“ Geometrische Formen aus der Umwelt und ihre Konstruktion von zweidimensionalen Gebilden z. B. am Geo-Brett, von dreidimensionalen aus Knetmaterial, auch als Kantenmodell oder aus Pappe seien geeignet. Geometrische Muster, wie Bandornamente und Parkette erlauben Bezüge zur Umwelt. Selbst gelegt, gezeichnet und gefärbt sind sie anschauliches Material im Unterricht.

Der letzte Teil befasst sich mit dem Sachrechnen. Größen sind Schulanfängern in der Regel schon bekannt, Preise oder Längen gehören zu ihrem Erfahrungsbereich. Größen führen im Anfangsunterricht direkt zu Sachaufgaben, die „sehr gute Indikatoren dafür ...[sind], inwieweit die Kinder Grundvorstellungen zu den Rechenoperationen aufgebaut haben“. Auch in diesem Abschnitt illustrieren Aufgaben aus verschiedenen Grundschul-Lehrwerken mögliche Einstiege und Übungen. Interessant ist hier ein Set von Sachaufgaben, die sich für einen Erwachsenen nur geringfügig unterscheiden, für Kinder im ersten Schuljahr aber – wie die statistische Auswertung in einer Studie zeigt – stark unterschiedliche Schwierigkeitsgrade haben.

Ein eigenes Kapitel mit dem Titel „Spezielle Lerngruppen“ geht zum einen auf Kinder mit „Schwierigkeiten beim Mathematiklernen“ ein, zum anderen aber auch auf solche mit „besonders guten Lernvoraussetzungen“ und gibt Hinweise für die Förderung beider.

Dem Buch ist ein ausführliches Literaturverzeichnis mit über 300 Titeln angefügt– leider nicht kommentiert, was für Studierende sicher eine Hilfe wäre.

Rezension: Hartmut Weber (Kassel)