Der Rechenmeister
Dieter Jörgensen
Aufbau-Verlag Berlin, 2004, 400 Seiten, 6 EURO
ISBN: 3746620147
Es geht um ein facettenreiches Buch. Einerseits ist es ein historischer Roman, in dem mit Erfolg versucht wird, das Venedig des 16. Jahrhunderts lebendig werden zu lassen. Völlig zu Recht finden sich im Klappentext Worte wie "farbenprächtig", "opulent erzählt" usw. Dieser Anteil rechtfertigt eine Empfehlung als Urlaubslektüre. (Es geht allerdings bei der Schilderung zwischenmenschlicher Aktivitäten manchmal recht detailliert zu, empfindsame Leserinnen und Leser seien hiermit vorgewarnt.)
Wichtiger ist hier jedoch - und deswegen gibt es auch eine Rezension in www.mathematik.de - der mathematische Anteil. Die Hauptperson ist nämlich Niccolo Tartaglia, Rechenmeister in Venedig. Und so ganz nebenbei werden wir als Leser erstens in die Mathematik des 16. Jahrhunderts eingeführt (wie weit war man mit dem Gleichungslösen? wo stand die Physik? welche Rolle spielte Euklid? wie verdiente man damals sein Brot als Mathematiker?), und zweitens hören wir einiges von der berühmten Tartaglia-Cardano-Kontroverse, wer von beiden denn nun als erster die Gleichung dritten Grades lösen konnte.
Der Rezensent gesteht, dass er nicht nachgeprüft hat, ob die historischen Details stimmen, und er gibt auch zu, dass er nicht alle Einzelheiten der geometrischen Erläuterungen Tartaglias verstanden hat. Trotzdem empfiehlt er dieses Buch allen, die sich einige Urlaubstage lang in eine andere Welt versetzen lassen wollen und dabei noch so ganz nebenbei eine aufregende Epoche europäischer Mathematikgeschichte kennen lernen möchten.
(Rezension: Ehrhard Behrends)