A History of Chinese Mathematics
Jean-Claude Martzloff
Springer Verlag (2006), 485 Seiten, 37,40 €
ISBN: 3-540-33782-2
Es war einmal, da machte sich eine Gruppe junger französischer Wissenschaftler auf den Weg, Licht in die chinesische Mathematikgeschichte zu bringen – unter ihnen Jean-Claude Martzloff. Im Jahr 1987 erschien dann das vorliegenden Buch in französischer Sprache und wurde in atemberaubender Geschwindigkeit zu der Einführung in das Gebiet und das ist es noch heute, obwohl inzwischen zahlreiche Untersuchungen dazu gekommen sind. Aus diesem Grund ist es sehr zu begrüßen, dass der Springer Verlag nach der ersten englischen Ausgabe 1997 nun eine Neuauflage vorlegt. Das Buch ist zweigeteilt in einen Abschnitt, der sich mit dem Kontext auseinandersetzt, in dem die Entwicklung der Mathematik sich in China vollzog, und in den Teil, der sich mit den eigentlichen Inhalten der chinesischen Mathematik beschäftigt. Martzloff hat dabei die Inhalte ganz bewusst nicht chronologisch geordnet, sondern nach mathematischen Teilgebieten, was das Buch für all jene interessant macht, die sich gezielt über die Entwicklungsgeschichte einzelner Bereiche informieren möchten. Auch Sinologen werden sicher von diesem Buch angezogen werden, denn Martzloff dokumentiert seine Quellen in ausgezeichneter Manier. Der historiographische Kontext wird ebenso diskutiert wie die Struktur chinesischer mathematischer Werke, die innerchinesische Rezeption von mathematischen Ideen und die Einflüsse aus Indien, dem arabischen Islam und Europa. Auch den Wegen der chinesischen Mathematik in andere Kulturen geht der Autor nach und wir lernen wichtige mathematische Texte und ihre Autoren kennen. Bei der inhaltlichen Diskussion geht es um Zahlen und ihre Darstellung. Interpretiere ich jüngste Publikationen chinesischer Historiker richtig, dann scheint doch noch nicht sicher erwiesen, dass die Null tatsächlich eine indische Erfindung ist (so habe ich es schon in der Schule gelernt und später immer wieder gelesen). Auch Martzloff entscheidet diese Frage nicht sondern stellt – das ist hervorragender Stil, den das gesamte Buch auszeichnet – die frühesten bekannten indischen und chinesischen Quellen gegenüber. Geometrie, Approximation, unendliche Reihen und vieles mehr spricht Martzloff an und diskutiert die Quellen in vorbildlicher Weise. Natürlich darf auch der Abacus und seine Rolle bei numerischen Rechnungen nicht fehlen. Dem in Gänze überzeugenden Werk sind mehrere Anhänge mitgegeben, ein Index über spezielle chinesische Bezeichnungen und weitere wichtige Indices von Namen, Büchern, etc.
Der Verlag hat das Buch in Broschur in gewohnt guter Weise ausgestattet. Zu loben ist die Fadenheftung, die ein dauerndes Arbeiten nicht übelnimmt. Die Papierqualität ist hervorragend und zahlreiche Abbildungen tragen dazu bei, dass man das Buch gerne zur Hand nimmt. Der Preis von nur ca. 37 Euro macht dieses wunderbare Standardwerk zu einem echten Geschenk.
Rezension: Thomas Sonar, Braunschweig
Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, Oktober 2007, Band 54, Heft 2, S. 254
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags