Von Pythagoras bis Ptolemaios & Von Leonardo da Vinci bis Galileo Galilei
Mathematik in der Antike & Mathematik und Renaissance
Wußing, Hans; Folkerts, Menso
Edition am Gutenbergplatz Leipzig 2012, 64 Seiten, 14,50 €
Edition am Gutenbergplatz Leipzig 2010, 70 Seiten, 14,50 €
ISBN 978-3-937219-55-4
ISBN 978-3-937219-41-7
Im Folgenden seien die Bände kurz mit I bzw. II bezeichnet.
Von Hans Wußing liegt mit dem kleinen Bändchen Von Pythagoras bis Ptolemaios. Mathematik in der Antike. (12 cm × 19 cm; 68 Seiten) sein letztes Werk vor. Menso Folkerts hat die handschriftliche Rohfassung aus dem Nachlass bearbeitet und ergänzt. Die Schrift gliedert sich ein in eine Reihe ähnlich gestalteter Bändchen des Autors zu wichtigen Epochen der Mathematikgeschichte in der Edition am Gutenbergplatz Leipzig.
Entsprechend war dort schon früher im gleichen Format erschienen: Von Leonardo da Vinci bis Galileo Galilei – Mathematik und Renaissance.
In beiden Bändchen wird jeweils … die Wechselwirkung zwischen Mathematik und Wissenschaft, Technik, Kunst und Geistesgeschichte beschrieben, als Anregung zur weiteren Lektüre ... (I, S. 5)
Auf der Seite des Verlages finden Sie das fein gegliederte Inhaltverzeichnisse von I; auf der Seite die Kapitelüberschriften des Inhaltverzeichnisses von II. Weiterhin geben die Internetseiten zu den Bänden neben vielem Anderen Hinweise zu den Biographien der Autoren.
Die Bändchen eignen sich nicht nur auf Grund der guten Ausstattung insbesondere als Reiselektüre zum eigenen persönlichen Vergnügen oder als kleine Geschenke an Mathematik Interessierte. Mitgliedern des deutschen Bildungsbürgertum können sie darüber hinaus helfen möglicherweise vorhandene Vorurteile gegenüber der Mathematik abzubauen.
Die Mathematik einer Epoche – also wie hier Mathematik in der Antike bzw. Mathematik und Renaissance – auf jeweils ca. 70 Seiten darzustellen, bedarf nicht nur umfassender Kenntnisse sondern auch der Fähigkeit viel Information in wohl formulierten, knappen Sätzen unterzubringen. Für die Kenntnisse bürgt das umfangreiche Werk des Autors; siehe z.B.: 6000 Jahre Mathematik Band 1 und auch Band 2.
Seine Formulierungsfähigkeit soll mit zwei Beispielen belegt werden: In einer Art Handelskrieg wurde die Ausfuhr des Schreibmaterials Papyrus aus Ägypten verboten. In Pergamon […] erfand man neues Schreibmaterial, die Haut von Tieren, vor allem von Kälbern – das Pergament. (I, S. 34)
Galilei hatte dieses Resultat, das an einem entscheidenden Punkte die peripatetische Physik zum Einsturz brachte, zunächst durch ein Gedankenexperiment gewonnen und verifizierte es dann experimentell an einer Fallrinne und nicht, wie eine immer wieder kolportierte Legende behauptet, am schiefen Turm von Pisa. (II, S. 64).
Peripatetische Physik sei hier das Stichwort, das Ihnen – wie ähnliche an anderen Stellen – Anreiz zu weiteren Nachforschungen Anlass gibt. Zum Stichwort ist selbst im Internet nur schwer etwa zu finden. Beim Duden heißt es zu peripatetisch: auf der Lehre des Aristoteles beruhend.
Illustriert werden die Bändchen dem Format entsprechend mit einschlägigen Briefmarken. Die sind nicht nur wohl ausgewählt und kommentiert sondern auch sorgfältig reproduziert und gedruckt. Als inhaltliche Überleitung zu dem 2010 erschienenen Band zur Renaissance lässt sich 2012 der letzte Abschnitt im Band über die Antike verstehen, der das 7,70 m breite Fresko Die Schule von Athen von Raffael im Vatikan behandelt. Die acht Briefmarken zeigen jeweils kleine Ausschnitte des Freskos. Die oben schon erwähnte … Anregung zur weiteren Lektüre … sollte hier interpretiert werden als Anlass zur Betrachtung des gesamten Bildes, das leicht im Internet zu finden ist.
Die beiden Bände kommen fast ohne Formeln aus. Dies kommt dem Anspruch entgegen sich an ein breites Publikum zu wenden. Der weiteren erfolgreichen Verbreitung sind zweite Auflagen zu wünschen. Hilfreich wäre es, sie neben dem schon vorhandenen Sachverzeichnissen auch mit Personenverzeichnissen zu versehen.
Zu I gibt es im Zentralblatt der Mathematik eine sehr ausführliche Besprechung (ca. 9000 Zeichen). Die Rezension zu II ist dagegen knapp (ca. 300 Zeichen).
Rezension: Ralf Schaper