geheime codes

Geheime Codes
Die berühmtesten Verschlüsselungstechniken und ihre Geschichte

Stephen Pincock, Mark Frary
Ehrenwirth, 2007, 19,95 EURO, 176 Seiten, 19,95 €

ISBN: 3-431-03734-8

Dass wir in der heutigen modernen Zeit auch im Alltagsleben von Codes und Verschlüsselungen umgeben sind, ist wohl jedem bewusst. Vom Geldautomaten über Handygespräche bis zum Kabelfernsehen, die Kryptographie beschränkt sich längst nicht mehr nur auf die Verschlüsselung geheimer Botschaften romantischer Art oder im Kriegsverlauf.
Auch dass es bereits in ferner Vergangenheit Codes und Verfahren zur Verschlüsselung von Geheimnissen gegeben hat, ist nicht erst durch den Buch- und Kinoerfolg "Der DaVinci-Code" von Dan Brown bekannt. Und da die Menschen wohl auch schon immer neugierig auf die Geheimnisse anderer waren, ist auch die Kunst der Entschlüsselung seit langem in Gebrauch.
Viele interessante Geschichten dazu finden sich in dem Buch "Geheime Codes - Die berühmtesten Verschlüsselungstechniken und ihre Geschichte" von Stephen Pincock und Mark Frary. Hier erfährt man beispielsweise, wie schon Cäsar Nachrichten verschlüsselte und das der arabische Gelehrte Abu Yusuf Yaqub Ibn Ishaq al-Sabbah al-Kindi bereits im 9.Jahrhundert die älteste bekannte Erklärung zur Dechiffrierung lieferte. Auf die arabsichen Gelehrten geht auch die Erkentnis zurück, dass zur Entschlüsselung von Chiffren die Technik der Häufigkeitsanalyse von großer Hilfe sein kann. Hierbei werden die Zeichen (evtl. Buchstaben) in der verschlüsselten Nachricht nach der Häufigkeit ihres Auftretens geordnet und dann mit den Häufigkeiten der Buchstaben in Texten der Originalsprache verglichen. Im Deutschen hat beispielsweise der Buchstabe e mit 16,6% die höchste Häufigkeit, während die Wahrscheinlichkeit, in einem deutschen Text, bei zufälligem Herausgreifen eines Buchstabens ein x oder y zu erwischen, nur bei jeweils 0,03% liegt. Handelt es sich also um eine Verschlüsselungstechnik bei der z.B. Buchstaben vertauscht werden und ist der Originaltext in deutscher Sprache, so ist es nicht zu vermuten, dass ein häufig auftretender Buchstabe ein x oder y bezeichnet, sondern eher ein e oder n (10,3%).
Natürlich handelt es sich hierbei noch um äußerst einfache Verschlüsselungstechniken, jedoch waren auch diese für die Weiterentwicklung Schritt für Schritt nötig gewesen. Sowohl deren Kenntnis als auch das Verständnis des Verfahrens zur Entschlüsselung stellten eine notwendige Voraussetzung zur Entwicklung neuer und besserer Codes dar. Eine Entwicklung, die bis heute anhält und deren vorläufiger Höhepunkt (Endpunkt?) die Quantenkryptographie ist, die als unentschlüsselbar gilt. Sie basiert auf der Quantenphysik und wird, ebenso wie die oben geschilderten Anfänge der Ver- und Entschlüsselungstechniken, am Ende des Buches vorgestellt. Dazwischen finden sich viele Entwicklungen und bekannte Beispiele aus der Geschichte der Kryptographie, wie sich aus dem recht umfangreichen Inhaltsverzeichnis ablesen lässt.
Insgesamt handelt es sich um eine kurzweilige und interessante Einführung in die Thematik und deren Geschichte, wobei häufig eine etwas umfangreichere Behandlung der Themen zu wünschen gewesen wäre. Die einzelnen Themen werden meist nur sehr knapp angerissen und es wird leider auch keine ausführliche Literaturliste angeboten, um sich zu den einzelnen Themen weiter informieren zu können.
Zum Abschluss des Buches gibt es übrigens im Anhang noch eine Reihe von Codes, welche durch einige der vorher erläuterten Verfahren verschlüsselt wurden und an welchen sich der Leser nun selbst versuchen kann.

Inhalt:

  1. Ursprünge
    Vom alten Ägypten über die Codes von Sex und Religion bis zu Maria Stuart. Einfache Substitutionen, Transpositionen und Häufigkeitsanalysen.
    (Ungelöste Rätsel: Der Diskurs von Phaistos; Kulturelle Codes: Religiöse Codes; Kulturelle Codes: Codes im Kamasutra)
  2. Genialität
    Als verrückte Mönche, Diplomaten und Papstberater die Kryptologie auf den Kopf stellten. Die Einrichtung staatlicher Dechiffrier-Abteilungen.
    (Kulturelle Codes: Die Geheimnisse von Rosslyn: versteckte Bedeutungen in Architektur und Musik; Ungelöste Rätsel: Das geheimnisvollste aller Bücher: das Voynich-Manuskript; Ungelöste Rätsel: Der Mann mit der eisernen Maske)
  3. Grips
    Der technische Fortschritt löst Umbrüche in der Kryptologie aus; Morse Alphabet, Vignère-Quadrat, Kaiski-Test und Chiffren im Amerikanischen Bürgerkrieg. Diagraphen, Playfair-Code und Elgars anderes Enigma.
    (Spezielle Codes: Der geniale Professor Babbage; Spezielle Codes: Der Playfair-Code; Ungelöste Rätsel: Versteckter Schatz, versteckte Bedeutung - die Beale-Papiere; Ungelöste Rätsel: Die Dorabella Chiffre - Elgars anderes Enigma)
  4. Beharrlichkeit
    Durch schiere Sturheit wurden in Kriegszeiten Enigma und andere Geheimschriften geknackt. Das Zimmermann-Telegramm, die ADFGX-Chiffre, Codes im Kalten Krieg, Venona-Codes und die Sprecher des Navajo-Codes.
    (Spezielle Codes: Die Enigma-Maschine; Spezielle Codes: Geheimtinte und andere Spionagewerkzeuge; Spezielle Codes: Purple und Pearl Harbour)
  5. Schnelligkeit
    Im heutigen elektronischen Zeitalter schützen wirksame Codierungen Daten vor Kriminellen. Public-Key Encryptation, Faktorisierung und der Data Encryption Standard.
    (Ungelöste Rätsel: Der Zodiac-Killer, Spezielle Codes: Edgar Allan Poes Chiffre aus Graham's Magazine; Spezielle Codes: Codes in der Literatur)
  6. Ausblick
    Quantenkryptographie gilt als unentschlüsselbar; sind damit die Code-Knacker am Ende? Die Kryptographie stößt in den Bereich der Quantenphysik und Chaostheorie vor.
    (Spezielle Codes: Die Katze kam zurück. Spezielle Codes: Quantenkryptographie - an zwei Orten zugleich; Spezielle Codes: Quantenkryptographie in der Pralinenschachtel)
  • Anhang: Codes zum Kopfzerbrechen
  • Glossar
  • Indes
  • Literaturempfehlungen

(Rezension: Jörg Beyer)