roulette

Roulette
Computersimulation und Wahrscheinlichkeitsanalyse von Spiel und Strategien

Claus Koken
Oldenbourg Verlag , 1987, 150 Seiten, 19,80 €

ISBN: 3486204440

Ein spezifischer Reiz des Roulettespiels ist darin zu sehen, dass die mittlere Gewinnauszahlungsquote (etwa im Vergleich zu derjenigen beim üblichen Zahlenlotto) sehr hoch ist. Viele Roulettespieler glauben deshalb an die Existenz einer Strategie, die auf die Dauer zu einer Überlegenheit gegenüber der Spielbank führt. Obwohl das vorliegende Buch viele mathematische Betrachtungen enthält, ist es kein mathematisches Lehrbuch. Sein Anliegen besteht vielmehr darin, einer breiten Öffentlichkeit zu verdeutlichen, dass - unter den Standardannahmen der stochastischen Unabhängigkeit der einzelnen Würfe und der Annahme einer Gleichverteilung der Wurfergebnisse - eine oben angesprochene Strategie nicht existiert.

Zum Inhalt des Buches: Nach der Klärung roulettespezifischer Begriffe wie z.B. d'Alembert-Progression oder Parolispiel, historischer Vorbemerkungen zum Thema (S. 7-14) und der (mehr informellen) Einführung grundlegender stochastischer Begriffe (S. 16-30) betont der Autor, dass der Rouletteapparat völlig zufällige und voneinander unabhängige Gewinnzahlen erzeugt (S. 30-34), ein Sachverhalt, über den in Roulettespielerkreisen und bei vielen Rouletteliteratur-Autoren offenbar große Verwirrung herrscht. Der Hauptteil des Buches (S. 35-110) ist wahrscheinlichkeitstheoretischen Betrachtungen zu unterschiedlichen Setzarten und Spielstrategien gewidmet. Dabei wurden verschiedene Untersuchungen (u.a. BASIC-Programme zur Simulation von Spielergebnissen und Strategien) in diverse Anhänge (S. 118-152) ausgelagert. Das Buch enthält Hinweise auf weiterführende Literatur (insbesondere auch auf mathematische Lehrbücher), ein Formelverzeichnis, eine Einführung in die Roulettespielregeln sowie ein Sachwortverzeichnis.

Nach Meinung des Rezensenten eignet sich dieses Buch durchaus als Grundlage für ein Proseminar zu stochastischen Problemen im Zusammenhang mit dem Roulettespiel, wobei jedoch nicht verschwiegen werden soll, dass in diesem Zusammenhang viel zusätzliche Arbeit im Hinblick auf die Erstellung "handfester" stochastischer Modelle (insbesondere präzise Formulierung von Ereignissen) sowie das Erreichen mathematischer Korrektheit und Strenge nötig ist. So gibt es z.B. Formulierungen wie " dieser Erwartungswert ist mit dem wahrscheinlichsten Mittelwert identisch (S. 12) oder "unkorrelierte, also voneinander unabhängige" (S. 16). Wie bereits oben betont, ist das Buch jedoch kein mathematisches Lehrbuch. Seinen Hauptzweck, einer breiten Öffentlichkeit den Nutzen der Mathematik bei der (negativen) Beantwortung der Frage nach prinzipiellen Gewinnstrategien beim Roulette vor Augen zu führen, erfüllt es zweifellos. Insofern ist der nachfolgenden Zusammenfassung des Autors (S. 114) nichts hinzuzufügen: "Es existiert keine Strategie für Roulette, die dem Spieler Dauergewinnmöglichkeiten eröffnet. Ein professionelles Betreiben des Roulettespiels gegen die Spielbank ist also beispielsweise absurd. Zufallsgeschehen und Spielregeln - insbesondere der Gewinnauszahlungsmodus der Bank - gereichen entsprechend der mathematischen Erwartung - zumindest auf lange Sicht - zum Nachteil des Spielers. Dieser Problematik sollte sich der Spieler jederzeit bewusst sein."

(Rezension: Norbert Henze)