was einstein seinem papagei erzählte

Was Einstein seinem Papagei erzählte
Die besten Witze aus der Wissenschaft

Christian Hesse
C.H.Beck; Auflage: 2 (17. September 2013), 12,95 €

ISBN-10: 3406654940
ISBN-13: 978-3406654947

Aus dem Titel dieses wirklich witzigen Buches ist nicht ersichtlich, dass sich das Buch eigentlich an Mathematik-Interessierte wendet. Der Autor Christian Hesse ist ein renommierter Mathematiker der Universität Stuttgart und hat nun neben einem sehr beachteten Buch über Schach und einiger (mathematisch) populärwissenschaftlicher Bücher nun eine Witze-Buch verfasst.

Viele Passagen des Buches sind von persönlichen Erfahrungen des Autors geprägt, und so ist es deutlich mehr als eine Sammlung von Witzen, sondern vielfach auch ein Statement des Autors zu allgemein wissenschaftlichen aber auch gesellschaftlichen Fragen. So schreibt er in der Einleitung „Niemand kommt in diesem Buch wirklich gut weg, auch sein Autor nicht.“ Das ist vielleicht etwas zu kritisch, der Rezensent kann vielen Ansätzen des Autors durchwegs etwas abgewinnen und es ist eine sehr anregende Literatur, die – und das ist ja der ursprüngliche Zweck des Buches – zum Schmunzeln anregt.

Quasi als Einstieg checkt der Autor ab, ob der potentielle Leser für die Art des Humors dieses Buches geeignet ist und fragt nach, ob man über „Alte Mathematiker sterben nie, sie verlieren nur einige ihrer Funktionen. Alte Schlossbesitzer sterben nie, sie geben nur den Geist auf.“ lachen kann? Ja, das Buch richtet sich an Mathematik-Interessierte und, ja, es ist auch eine gute Portion schwarzer Homor dabei.

Nun zum eigentlichen Inhalt. Wie schon erwähnt, liegt hier keine enzyklopädische Aneinanderreihung von Witzen vor. Das Buch ist vielmehr eine sehr pointierte und vielschichtige Auseinandersetzung mit Humor aus den verschiedensten Lebensbereichen, natürlich immer in der Nähe einer Wissenschaftsdisziplin oder Wissenschaftlern, wie z.B. über Theologie, Gott und so weiter, Biologie für Unbiologen, Humorforschung oder Literaturwissenschaft. Hesse spart auch nicht mit Kritik gegenüber nicht-mathematischen Wissenschaften, durchaus scharfsinnig, gepaart mit einer gewissen Portion Sarkasmus.

Ein paar Beispiele – jetzt nicht unbedingt andere Wissenschaften betreffend – gefällig? Gleich im ersten Kapitel zitiert der Autor einen Witz aus der ältesten bekannten Witzsammlung, dem „Philogelos“: Ein Scholastikos war mit einem Sklaven auf Seereise. Eines Tages erhebt sich ein fürchterlicher Sturm. Die Sklaven wimmern vor Angst und denken, dass sie alle sterben werden. „Weinet nicht“, spricht der Scholastikos. „In meinem Testament setze ich euch alle auf freien Fuß.“

Oder unter dem Motto „Mengenlehre im Straßenverkehr – weniger ist mehr“: Ein Mathematiker wird auf dem Moped von der Polizei angehalten. Der Polizist fragt ihn ironisch: „Wo ist denn Ihr Licht? Das macht 30 € Strafe! Und wo ist der Blinker? Das macht noch mal 30 €! Und wo ist der Rückspiegel? Das macht weitere 40 €! Zusammen sind das dann 100 €!“ Verärgert sagt der Mathematiker: „Da drüben ist eine noch bessere Geldquelle für Sie, da ist einer ganz ohne Moped unterwegs!“

Immer wieder werden auch Zitate eingewoben, wie z.B. eines von Lily Tomlin: To be and what do be: Als ich noch jung war, wollte ich immer jemand sein. Jetzt wünschte ich mir, dass ich etwas konkreter gewesen wäre.

Übrigens, der Titel des Buches beruht auf einer angeblich wahren Geschichte. Der betagte Albert Einstein besaß einen Pagagei, der seiner Einschätzung nach tief depressiv war. Um ihn – und möglicherweise auch sich selbst – aufzuheitern, erzählte er ihm mit Vorliebe schmutzige Witze.

Auch wenn vielleicht nicht alle Teile des Buches ungeteilte Zustimmung des Rezensenten finden – so ist das Buch ja gar nicht angelegt – ist es insgesamt ein wirklich gelungenes und amüsantes Buch. Zeigt es doch auch, dass Mathematik – und vor allem jene, die Mathematik betreiben – ganz und gar nicht trocken und verstaubt sind.

Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, April 2014, Band 61, Heft 1
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags

Rezension: Michael Drmota (TU Wien)