2021: Prof. Dr. Martin Grötschel

Die Cantor-Medaille der Deutschen Mathematiker-Vereinigung des Jahres 2021 geht an Martin Grötschel. „Martin Grötschel hat durch sein Wirken die angewandte mathematische Forschung zu einem Leuchtturm in Deutschland und weit darüber hinaus gemacht“, sagte DMV-Präsident Friedrich Götze zur Begründung. „Ich gratuliere Martin Grötschel sehr herzlich zur Cantor-Medaille!“

Zu Grötschels Forschungsschwerpunkten zählen die Mathematische Optimierung, die diskrete Mathematik und Operations Research, jeweils mit enger Verbindung zur Informatik. Grötschel beschäftigte sich mit einer Vielzahl von Anwendungsgebieten, darunter mit Transport und Logistik, Telekommunikation, Chip-Design, Energie und flexibler Fertigung. Seit 1992 engagiert er sich für elektronische Informationsverarbeitung und Kommunikation, Open Access, Open Science und verwandte Themen.

Martin Grötschel, Jahrgang 1948, war von 1992 bis 2015 Professor für Mathematik an der Technischen Universität Berlin. Er war Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (1993/94) und des Berliner Konrad-Zuse-Zentrums für Informationstechnik von 2012 bis 2015. Grötschel war Mitbegründer und Sprecher des DFG-Forschungszentrums „Matheon – Mathematik für Schlüsseltechnologien“ (2002 bis 2008) und Vorstandsvorsitzender der Einstein Stiftung Berlin von 2012 bis 2015. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften BBAW wählte Grötschel 1995 zum Ordentlichen Mitglied, später zu ihrem Präsidenten (2015-2020).

Hier finden Sie die Presseinformation vom 20. November 2020.

2019: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hélène Esnault

Die Cantor-Medaille der Deutschen Mathematiker-Vereinigung des Jahres 2019 geht an Hélène Esnault, Professorin für arithmetische und algebraische Geometrie an der Freien Universität Berlin.

„Hélène Esnault ist eine der weltweit profiliertesten Persönlichkeiten in der Mathematik. Sie hat zutiefst beeindruckende Ergebnisse in der algebraischen Geometrie und, damit zusammenhängend, der Topologie und Zahlentheorie erzielt. Ihre Ergebnisse wirken bis in die Physik hinein. Dank ihrer Ausstrahlungskraft ist Hélène Esnault eine international hoch geachtete Mathematikerin“, so das DMV-Präsidium zur Begründung.

Hélène Esnault wurde 1953 in Paris geboren. Ab 1973 studierte sie an der École Normale Supérieure de Jeunes Filles, erhielt 1975 ihr Diplom (DEA) an der Universität Paris VII und 1976 ihre Agrégation. Sie wurde in Paris promoviert und habilitierte sich außer in Paris 1985 auch an der Universität Bonn, wo sie 1983 bis 1985 Gastwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Mathematik war. Von 1990 bis 2012 war sie Professorin in Essen bevor sie auf die erste Einstein-Professur an der Freien Universität Berlin berufen wurde, wo sie bis heute wirkt. Im Jahr 2003 erhielt sie den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft gemeinsam mit Eckart Viehweg. Sie ist Mitherausgeberin mehrerer Fachzeitschriften und erhielt zahlreiche Preise sowie mehrere Ehrendoktorwürden. Sie ist Mitglied in vier Wissenschaftsakademien und war Mitglied des Komitees für die Vergabe der Fields-Medaillen 2018 der International Mathematical Union (IMU).

2017: Prof. Dr. Gerd Faltings

Gerd Faltings, Wissenschaftliches Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn, Honorarprofessor für Mathematik an der Universität Bonn und Mitglied im Hausdorff Center for Mathematics, dem Bonner Exzellenzcluster für Mathematik und mathematische Ökonomie, erhält die Cantor-Medaille der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) auf Beschluss des Präsidiums der DMV. Faltings Arbeiten revolutionierten die algebraische Geometrie und strahlten auch auf andere Teilgebiete der Mathematik ab, etwa auf die Zahlentheorie. International bekannt wurde Faltings bereits 1983, als er als 28-jähriger Mathematikprofessor die „Mordellsche Vermutung“ bewies – ein Jahrhundertbeweis zu einer Fragestellung, die der amerikanisch-britische Mathematiker Louis Joel Mordell 1922 formuliert hatte. Mit der Cantor-Medaille würdigt die DMV das Lebenswerk von Gerd Faltings. Die Medaille wurde Faltings im September 2017 auf der DMV-Jahrestagung in Salzburg überreicht.

2014: Prof. Dr. Herbert Spohn

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht unter der Präsidentschaft von Jürg Kramer ihre Georg-Cantor-Medaille an Professor Dr. Herbert Spohn. „Herbert Spohn hat im Laufe der vergangenen 30 Jahre, inspiriert durch physikalische Betrachtungen, immer wieder überraschende und tiefgehende mathematische Zusammenhänge zwischen scheinbar vollkommen verschiedenen Evolutionsprozessen aus Stochastik, Analysis und mathematischer Physik entdeckt. Seine Einsichten haben die Entwicklung der stochastischen Analysis, der Theorie kinetischer Gleichungen und der mathematischen Physik entscheidend beeinflusst und entfalten ihre Wirkung gerade in den letzten Jahren", so das DMV-Präsidium zur Begründung. Seit 1998 ist Spohn Professor für Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie an der Technischen Universität München (TUM). Forschungsaufenthalte führten ihn u.a. ans Institut des Hautes Études Scientifiques (IHÉS) in Paris und ans Institute for Advanced Study, Princeton. Im Jahr 2011 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Université Paris-Dauphine.

2012: Prof. Dr. Michael Struwe

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht unter der Präsidentschaft von Christian Bär ihre Georg-Cantor-Medaille an Professor Dr. Michael Struwe in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen im Bereich der geometrischen Analysis, der Variationsrechnung und der nichtlinearen partiellen Differentialgleichungen. Struwe, Jahrgang 1955, hat an der Universität Bonn studiert und promoviert. Nach Forschungsaufenthalten in Bonn, Paris und Zürich wurde Struwe 1986 Professor an der ETH Zürich (seit 1993 full professor). Er bekam 1984 den Felix Hausdorff-Preis der Universität Bonn und 2006 den Credit Suisse Award für die beste Lehre. Er ist Herausgeber und Mitherausgeber mehrerer renommierter Fachzeitschriften und Reihen.

2010: Prof. Dr. Matthias Kreck

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht unter der Präsidentschaft von Wolfgang Lück ihre Georg-Cantor-Medaille an Professor Dr. Matthias Kreck in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen in der Topologie. Neben seinem wissenschaftlichen Beitrag zur Mathematik würdigt die DMV auch seine Verdienste in der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern und seinen Einsatz für die mathematische Gesellschaft als Direktor mehrerer Forschungsinstitute. Matthias Kreck, Professor für Mathematik und Direktor des Hausdorff Research Institute for Mathematics an der Universität Bonn, hat mit seiner Ausstrahlung als Mathematiker ganze Generationen von Topologen und anderen jungen Mathematikern nachhaltig beeinflusst. „Matthias Kreck zeichnet eine große Begeisterungsfähigkeit für Mathematik gepaart mit einer kritischen Beurteilung von Qualität und Fortschritt in der Mathematik aus", sagte Wolfgang Lück, Professor der Mathematik an der Universität Münster in seiner Laudatio. In seiner Zeit als Direktor des Forschungsinstituts Oberwolfach habe Matthias Kreck entscheidende Veränderungen in der Organisation und am Profil vorgenommen, die für den Fortbestand und überragenden Erfolg dieser Einrichtung von existentieller Bedeutung gewesen seien. Kreck habe außerdem das renommierte Hausdorff Research Institute for Mathematics in Bonn komplett aufgebaut, sagte Lück. Kreck wurde im Jahr der Mathematik zum Beispiel mit Vorträgen zum Thema „Mathematik und Glauben" auch außerhalb der Fachwelt bekannt.

2008: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hans Grauert

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht unter der Präsidentschaft von Günter M. Ziegler die Cantor-Medaille an Professor Dr. Dr. h. c. mult. Hans Grauert. Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung ehrt mit dieser Auszeichnung einen weltweit führenden Mathematiker, der durch seine bahnbrechenden Arbeiten die Mathematik international wesentlich gefördert hat. Hans Grauert, geboren am 8. Februar 1930 in Haren/Ems, ist einer der bedeutendsten Mathematiker Deutschlands und hat die Entwicklung der komplexen Analysis und der algebraischen Geometrie über fast ein halbes Jahrhundert entscheidend mitbestimmt: durch seine Ideen, durch die Fragen, die er gestellt und die Probleme, die er gelöst hat. Damit hat er einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Mathematik geleistet. Seit 1959 bis zu seiner Emeritierung war Hans Grauert ordentlicher Professor an der Universität Göttingen.

2006: Prof. Dr. Hans Föllmer

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht unter der Präsidentschaft von Günter M. Ziegler die Cantor-Medaille an Professor Dr. Hans Föllmer. Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung ehrt mit dieser Auszeichnung einen weltweit führenden Mathematiker, der durch seine bahnbrechenden Arbeiten die Mathematik international wesentlich gefördert hat. Hans Föllmer ist der führende deutsche Wahrscheinlichkeitstheoretiker seiner Generation. Er hat die Entwicklung der Stochastik, insbesondere die der stochastischen Analysis und die der Stochastik der Finanzmärkte entscheidend mitbeeinfluflt und geprägt. Wie nur wenige deutsche Wissenschaftler genießt er auf diesem Gebiet weltweit und kontinuierlich seit fast 30 Jahren höchste Anerkennung. Die besondere Stärke Hans Föllmers als Wissenschaftler ist sein tiefes Verständnis der Wurzeln mathematischen Denkens in den verschiedenen Anwendungsfeldern, in denen mathematische Paradigmen auftreten. Als Folge verfügt er über ein beeindruckendes Gespür für neue Entwicklungen noch in deren Anfangsphase und lange vor deren späteren Blütezeiten. Dieses tiefe transdisziplinäre Denken und Verstehen ist der Schlüssel seines so erfolgreichen wissenschaftlichen Wirkens und der Grund dafür, dass er einer der Gründungsväter der Stochastik der Finanzmärkte wurde.

2004: Prof. Dr. Friedrich Hirzebruch

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht unter der Präsidentschaft von Günther Wildenhain die Cantor-Medaille an Professor Dr. Friedrich Hirzebruch. Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung ehrt mit dieser Auszeichnung einen weltweit führenden Mathematiker, der durch seine bahnbrechenden Arbeiten die Mathematik international wesentlich gefördert hat. Seine Ideen und Entdeckungen, insbesondere im Zusammenhang mit Riemann-Roch-Sätzen, charakteristischen Klassen und K-Theorie haben eine der wichtigsten Entwicklungen der Mathematik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit in die Wege geleitet. Er hat wie kein anderer zur internationalen Verflechtung der deutschen Mathematik beigetragen und sich um die Zusammenführung der ost- und westdeutschen Mathematiker in eine gemeinsame Organisation verdient gemacht.

2002: Prof. Dr. Yuri Ivanovitch Manin

Die deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht unter der Präsidentschaft von Peter Gritzmann die Cantor-Medaille an Professor Dr. Yuri Ivanovitch Manin. Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung ehrt mit dieser Auszeichnung einen weltweit führenden Mathematiker, der durch seine bahnbrechenden Arbeiten die Mathematik international wesentlich gefördert hat. Seine Visionen und Entdeckungen, insbesondere in der Algebra, der algebraischen Geometrie, der Zahlentheorie und der mathematischen Physik, sind für viele Mathematiker in der Welt Leitlinien und Inspiration für ihre Forschung.

1999: Dr. Volker Strassen

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht unter der Präsidentschaft von Karl-Heinz Hoffmann die Cantor-Medaille an Professor Dr. Volker Strassen. Die Vereinigung ehrt einen herausragenden Wissenschaftler, der durch seine vielseitigen Beiträge der mathematischen Forschung entscheidende Impulse gegeben und neue Gebiete erschlossen hat. Seine Arbeiten zur Wahrscheinlichkeitstheorie, zur algebraischen Komplexitätstheorie und zur theoretischen Informatik waren bahnbrechend. Die Resultate werden stets mit seinem Namen verbunden sein.

1996: Prof. Dr. Jaques Tits

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht unter der Präsidentschaft von Ina Kersten die Cantor-Medaille an Professor Dr. Jaques Tits. Die Vereinigung ehrt einen herausragenden Wissenschaftler, der die Mathematik durch fundamentale Beiträge gefördert und geprägt hat. Er entwickelte die Axiomatik der BN-Paare und die Theorie der Gebäude, die unverzichtbare Hilfsmittel für die Behandlung von algebraischen und einfachen Gruppen geworden sind. Seine Klassifikation von halbeinfachen algebraischen Gruppen über beliebigen Körpern und die Bruhat-Tits-Theorie über lokalen Körpern sind bleibende Endergebnisse mathematischer Forschung und gleichzeitig die Basis neuerer Entwicklungen in Geometrie, Algebra und Arithmetik.

1994: Prof. Dr. Erhard Heinz

Die Vereinigung ehrt einen herausragenden Mathematiker, der mit seinem beeindruckenden wissenschaftlichen Werk der mathematischen Forschung entscheidende Impulse gegeben hat. Seine Arbeiten zur Existenz- und Regularitätstheorie für Systeme nichtlinearer, partieller Differentialgleichungen, zu deren Anwendungen in der Differentialgeometrie und der Mathematischen Physik sind grundlegend und richtungsweisend. Er erzielte entscheidende Resultate unter anderem zur Theorie der Flächen vorgeschriebener mittlerer Krümmung, insbesondere von Minimalflächen, zum Weylschen Einbettungsproblem und über Systeme vom Monge-Ampère Typ. Mit seiner Forschung und Lehre hat er die Entwicklung der Analysis stark beeinflußt.

1992: Dr. Jürgen Moser

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht unter dem Vorsitz von Winfried Scharlau die Cantor-Medaille an Professor Dr. Jürgen Moser. Die Vereinigung ehrt einen herausragenden Wissenschaftler, der durch seine vielseitigen Beiträge zur Analysis und Geometrie die Mathematik wesentlich gefördert hat. Seine Arbeiten zur Himmelsmechanik, Spektraltheorie, Variationsrechnung, Theorie der partiellen Differentialgleichungen sowie zur Differentialgeometrie und komplexen Analysis waren richtungweisend für wesentliche neue Entwicklungen. Die KAM-Theorie der dynamischen Systeme zählt zu den großen mathematischen Leistungen dieses Jahrhunderts.

1990: Prof. Dr. Dr. H.C. Karl Stein

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung verleiht durch ihren Vorsitzenden Friedrich Hirzebruch die Cantor-Medaille an Professor Dr. Dr. H.C. Karl Stein. Die Vereinigung ehrt einen herausragenden Wissenschaftler, der durch vielseitige Beiträge die Mathematik wesentlich gefördert hat. Seine bahnbrechenden Arbeiten zur komplexen Analysis setzen neue Schwerpunkte und leiteten Entwicklungen ein, die noch heute fortwirken und stets mit seinem Namen verbunden bleiben