Anke Sperber AndereAusbildung zur Mathematikerin:
2010 erstes Staatsexamen für das gymnasiale Lehramt in Physik und Mathematik

Jetzige berufliche Position:
Studienreferendarin, Staatliches Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien in Koblenz

Frühere berufliche Positionen:
U+Kraft, Vertretungslehrkraft

Wie haben Sie Ihre jetzige Stelle gefunden? Wie lange mussten Sie suchen?
Rheinland-Pfalz hat mit bei der ersten Bewerbung meinen jetzigen Seminarplatz angeboten.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Welche Rolle spielt die Mathematik dabei?
Mein Alltag sind jeden Tag neue Herausforderungen in Schule und Seminar. Mathematik spielt vorrangig in der Unterrichtsvorbereitung und beim Unterrichten selbst eine große Rolle. Aber auch an Formulierung wie „Klar“, „im Allgemeinen“ merkt man das Mathematikstudium.

Sind Sie mit Ihrem Beruf zufrieden?
Ja. Ich habe jeden Tag die Möglichkeit für andere Dinge zum Positiven zu wenden. Menschen für Mathematik zu begeistern und ihnen trotz aller Professionalität in Diagnose und Rückmeldung eine große Portion Wertschätzung entgegen zu bringen. Lehrer ist und bleibt mein Traumberuf. Wenn man Schüler freudig strahlen sieht, weil sie gerade etwas Neues verstanden haben, weiß man jedes Mal, dass sich der Aufwand lohnt.

Finden Sie die Mathematik-Ausbildung an der Universität angemessen in Hinblick auf die beruflichen Herausforderungen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Ich fände fachdidaktische Ergänzungen zu den Vorlesungen sinnvoll. Leider haben einige Lehramtsstudierende das Gefühl, als Studierende zweiter Klasse angesehen zu werden. Hier sehe ich Handlungsbedarf unabhängig von objektiven Gegebenheiten.

Wenn Sie noch einmal Abiturient wären, würden Sie dann wieder Mathematik studieren?
Vermutlich schon. Heute gibt es vielfältigere Angebote um sich vorab zu informieren. Ich kann nur jedem raten, Tage der offenen Türe, Matheakademie, Modellierungswochen, Schülerinnentage, Praktika etc. zu nutzen um sich vorab so viele Informationen wie möglich zu beschaffen und dann auf dieser Wissensbasis zu entscheiden. Ich habe selbst habe mehr nach dem Bauch entschieden und auch meine damaligen Lehrkräfte rieten mir zum Studium der Mathematik.

Was bedeutet Ihnen persönlich die Mathematik?
Mathematik gehört zu meinem Beruf und zu mir. Heute bin ich in der Lage, mathematische Sachverhalte in Dingen zu sehen, in denen ich dies früher nie erwartet hätte. Wenngleich man von anderen leicht als „Nerd“ klassifiziert wird, gelingt es mir doch hieraus Freude zu schöpfen.

Haben Sie Zeit (und Lust), sich neben dem Beruf über (für Sie) neue und aktuelle Bereiche der Mathematik zu informieren?
Mein Hauptaugenmerk gilt dem aktuellen Forschungsgebiet der Mathematikdidaktik. Hier organisiere ich die Reihe Mathematik und Schule der Freunde der Mathematik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz e.V. Außerdem versuche ich mich durch fachdidaktische Zeitschriften auf dem Laufenden zu halten. Bereits dieses Pensum ist zeitlich kritisch, so dass ich kaum Zeit habe, mich mit anderen interessanten mathematischen Themen zu beschäftigen. Aber ich bin überzeugt, dass diese Schwerpunktsetzung zu mir passt.

Interessieren Sie sich für philosophische Fragen im Zusammenhang mit der Mathematik?
Hier kann man sehr gut den Bogen zwischen Philosophie, Mathematik und Physik spannend bauen. Was bedeuten z.B. die Jahrhundertprobleme von David Hilbert für das Bild der Mathematik und der Mathematiker, welche Philosophie liegt dem zu Grunde? Wie ändert sich das Weltbild durch die Stochastik? Würfelt Gott? Sollte man versuchen die Existenz Gottes mathematisch zu beweisen? Was kann die Mathematik leisten und was nicht?

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass die Mathematik in der Öffentlichkeit häufig negativ bewertet wird?
An einem Fehlverständnis davon, was Mathematik ist. Es geht nicht darum, Formeln zu lernen und anzuwenden, sondern ein Gespür für eine Materie zu entwickeln. Dies setzt eine intensive Auseinandersetzung mit dieser voraus. Ein Ergebnis kann aber auch so aussehen, dass festgestellt wird, dass eine Lösung nicht möglich ist. Jeder der einmal ein mathematisches Problem nach längerem Nachdenken gelöst hat, kennt das Glück, dass man dann erfährt. Würde es gelingen, diese Freunde und den Spaß an Mathematik mehr Menschen näherzubringen, so hätte dies vermutlich positive Auswirkungen auf das Bild der Mathematik in der Öffentlichkeit. Schließlich gilt auch für Mathematiker „Tue Gutes und rede darüber.“

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen genommen haben!