Ausbildung zum Mathematiker:
Ausbildung zum Diplom-Mathematiker und Promotion an der Universität zu KölnJetzige berufliche Position:
Vorstandsmitglied der ERGO Lebensversicherung AG, gleichzeitig seit 2011 (bis 2013) Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung
Frühere berufliche Positionen:
Vor meiner Tätigkeit bei der ERGO Leben war ich bei einem Rückversicherungsunternehmen tätig.
Wie haben Sie Ihre jetzige Stelle gefunden? Wie lange mussten Sie suchen?
Durch einen persönlichen Kontakt bin ich zur ERGO gekommen, dort haben sich alle Wechsel natürlich ergeben.
Sind Sie mit Ihrem Beruf zufrieden?
Ja, sehr. Es eröffnet viele Gestaltungsmöglichkeiten und ist gerade in der heutigen Zeit sehr spannend.
Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Welche Rolle spielt die Mathematik dabei?
Viele Gespräche mit Kollegen und Mitarbeitern, teilweise Mitwirkung in Projekten und permanente Beschäftigung mit neuen Branchenentwicklungen.
Sie sind Vorstandsvorsitzender der DAV. Was sind Ihre Aufgaben in dieser Position?
Die Leitung der Deutschen Aktuarvereinigung ist eine spannende und höchst interessante Aufgabe, die ich seit 2011 übernommen habe. Spannend insofern, da der Berufsstand des Aktuars zunehmend an Bedeutung gewinnt und sich das Aufgabenfeld des Aktuars stetig erweitert z.B. durch die Ausweitung des aktuariellen Berufsbildes im Risikomanagement. Als Vorstandsvorsitzender habe ich die Chance Strategien für die Weiterentwicklung des Verbands und des Berufsstandes zu entwickeln und wichtige Weichen für die Zukunft zu stellen.
Was sind die Vorteile der Ausbildung zum Aktuar DAV und in welchen Bereichen werden Aktuare tätig?
Durch die Ausbildung zum Aktuar DAV können die angehenden Aktuare in der praktischen Anwendung mathematischer Methoden, wie Wahrscheinlichkeitstheorie, Statistik und Finanzmathematik vertiefen. Mit dieser Ausbildung sind Aktuare in der Lage Fragestellungen insbesondere aus der Versicherungswirtschaft, aber auch aus den Bereichen Bausparwesen, Kapitalanlage und Altersversorgung zu analysieren und Lösungen zu entwickeln. Aktuaren steht ein breites Spektrum an Möglichkeiten offen. Sie können für Versicherungsgesellschaften, Träger der Altersversorgung und berufsständische Versorgungseinrichtungen, Banken und Bausparkassen, Beratungs- und Wirtschaftsunternehmen, aber auch für Einzelpersonen, Verbände, Behörden, Ministerien, den Gesetzgeber und als Sachverständige vor Gericht arbeiten.
Finden Sie die Mathematik-Ausbildung an der Universität angemessen in Hinblick auf die beruflichen Herausforderungen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Durch die Umstellung auf Bachelor und Master fällt es vielen Unternehmen schwer zu erkennen, was hinter den Abschlüssen steckt. Kann der Studieninhalt des Masters mit dem früheren Diplom gleichgesetzt werden? Welche Inhalte werden im Bachelor-Studium gelehrt? Nicht nur die geänderten Abschlüsse, sondern auch die Studiengangsbezeichnungen, die von Versicherungsmathematik über Wirtschaftsmathematik bis hin zu Finanzmathematik reichen, verraten nicht mehr eindeutig, welches Wissen sie vermitteln. Daher ist es umso wichtiger, dass der Dialog zwischen Universitäten, Fachhochschulen und Unternehmen verstärkt wird, um gegenseitige Erwartungen auszutauschen. Hier setzen die Deutsche Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik und die DAV an und unterstützen als Bindeglied diesen Dialog.
Wenn Sie noch einmal Abiturient wären, würden Sie dann wieder Mathematik studieren?
Auf jeden Fall.
Was bedeutet Ihnen persönlich die Mathematik? Haben Sie besondere Erfahrungen gemacht oder interessieren Sie bestimmte Fragen aus der Mathematik besonders?
Ich bin natürlich jetzt mehr als 30 Jahre nach dem Mathematikstudium ein bisschen weg von den aktuellen Entwicklungen. Mir hat das Studium großen Spaß gemacht und ich glaube, ich habe mathematisch denken gelernt. Diese Fähigkeit hilft mir auch heute noch, mir ein Urteil über die angewandten mathematischen Modelle (zum Thema Solvency II, Unternehmensbewertungen etc.) zu bilden.
Wie werden Mathematiker Ihrer Meinung nach in der Öffentlichkeit wahrgenommen?
Natürlich gilt immer noch das gängige Klischee eines eher introvertierten, wenig kommunikativen Menschen. Dagegen müssen wir gerade als Aktuare anarbeiten. Wir sind mit unseren Aktivitäten im Zentrum der jeweiligen Unternehmensentscheidungen angesiedelt und es ist wichtig für uns, hier eine Kommunikationsstärke zu entwickeln. Ich glaube, das ist in großen Teilen gelungen, auch wenn es die Spezies der Aktuare, die in ihrem stillen Kämmerlein an unverständlichen Dingen arbeiten, natürlich immer noch gibt. Ausnahmen bestätigen hier also die Regel.