Eva Gross Hardt VersicherungAusbildung zur Mathematikerin:
Studium Informatik und Mathematik an der Universität Passau von 1985 – 1992, Schwerpunkt „stochastische Methoden in der Informatik“Jetzige berufliche Position:
Dipl.-Inform. Univ, Aktuarin DAV
Selbstständige Beraterin für Finanzdienstleister, speziell Lebensversicherungen

Frühere berufliche Positionen:
Als Angestellte:
Professional/Principal Consultant
Abteilungsleiterin

Wie haben Sie Ihre jetzige Stelle gefunden? Wie lange mussten Sie suchen?
Über Stellenanzeigen damals in der Zeitung, als Berufsanfängerin 1992 („schlechtes Jahr“) suchte ich ca. 4 Monate und schrieb gesamt ca. 70 Bewerbungen. Als Freiberuflerin: fast immer über Empfehlungen, sehr selten über Portale/Freiberuflerbörsen o.ä.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Welche Rolle spielt die Mathematik dabei?
Je nach Auftrag unterschiedlich: Bei klassischen Beratungsprojekten oder Übernahme von Projektleitung für meine Auftraggeber „hilft“ mein mathematisches Verständnis und mein spezifische Know-How der Versicherungsmathematik, bei Aufträgen in Projekten direkt in Versicherungsmathematik dominieren entsprechend versicherungsmathematische Fragestellungen.

Sind Sie mit Ihrem Beruf zufrieden?
Sehr. Meistens. Manchmal – im berühmten Projektstress – wünsche ich mir einen Job, in dem ich den Fortschritt und das Ergebnis meiner Arbeit direkt sehe, dann wär ich gern Gärtnerin. Oder Köchin.

Finden Sie die Mathematik-Ausbildung an der Universität angemessen in Hinblick auf die beruflichen Herausforderungen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Ist schon lange her bei mir. Aus meiner Sicht liegen die beruflichen Herausforderungen nicht in einer exzellenten theoretischen (Mathematik-)Ausbildung sondern – vor allem bei Anfängern in der sog. „freien Wirtschaft“ – an der noch fehlenden Erfahrung im Umgang mit Arbeiten im Team, Druck durch gewinnorientiertes Arbeiten, Konkurrenzkampf etc. Auf diese Herausforderungen kann man sich nur sehr bedingt per Vorlesung/Übung im klassischen Unibetrieb vorbereiten, vielleicht helfen hier neue Ansätze.

Wenn Sie noch einmal Abiturient wären, würden Sie dann wieder Mathematik studieren?
Ja.

Was bedeutet Ihnen persönlich die Mathematik? Haben Sie besondere Erfahrungen gemacht oder interessieren Sie bestimmte Fragen aus der Mathematik besonders?
Nach mittlerweile fast 20 Jahren im Beratungs- und Projektgeschäft mache ich mir darüber keine Gedanken mehr, Mathematik ist für mich ein wichtiges Handwerkszeug für meine tägliche Arbeit.

Haben Sie Zeit (und Lust), sich neben dem Beruf über (für Sie) neue und aktuelle Bereiche der Mathematik zu informieren?
Lust grundsätzlich schon, Zeit nehme ich mir dafür nicht. Ich hoffe auf die viele freie Zeit, wenn ich nicht mehr arbeiten muss, ich wär ja dann nicht die erste „Alte“, die sich wieder an der Uni einschreibt.

Wie wird der Beruf des Mathematikers / der Mathematikerin in der Öffentlichkeit bewertet?
Schwierige Frage – wie andere akademische Berufe auch? Es gibt m.E. kein Berufsbild „Mathematiker“ sondern viele Berufe, die eine Mathematikerin ergreifen kann.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen genommen haben!