Ausbildung zum Mathematiker:
Studium der Technischen Mathematik 1975-1979 an der Technischen Universität Wien, Studienzweig Informations- und Datenverarbeitung
Jetzige berufliche Position:
Testmanager bei der AUVA (Allgemeine UnfallVersicherungsAnstalt) in Wien
Frühere berufliche Positionen:
Softwareentwicklung mit Schwerpunkt Test bei Siemens Wien
Wie haben Sie Ihre jetzige Stelle gefunden? Wie lange mussten Sie suchen?
Ich wurde von einem ehemaligen Kollegen darauf aufmerksam gemacht, dass in der AUVA ein Testmanager gesucht wird, das war ca. 3 Monate, nachdem ich Siemens verlassen hatte.
Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Welche Rolle spielt die Mathematik dabei?
Ich habe einen Testprozess definiert, der jetzt bei konkreten Projekten erprobt wird, für die ich Konzepte und ausgewählte Testfälle erstelle. Es hat eher mit Informatik als Mathematik zu tun, aber die mathematische strukturierte Denkweise kommt mir sehr zugute.
Sind Sie mit Ihrem Beruf zufrieden?
Ja, eventuell stärker in Verbindung mit Informatik.
Finden Sie die Mathematik-Ausbildung an der Universität angemessen in Hinblick auf die beruflichen Herausforderungen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Für mich ist beruflich vor allem die Schulung in Abstraktion und methodischem Vorgehen wichtig. Das Studium war für mich eine gute Basis dafür. Fachliches mathematisches Wissen benötige ich gar nicht, möchte das beim Studium Gehörte aber nicht missen. Wichtig ist für mich, dass das Studium flexibler gestaltet werden und man selbst Schwerpunkte definieren kann.
Wenn Sie noch einmal Abiturient wären, würden Sie dann wieder Mathematik studieren?
Ja – wenn auch vielleicht mit etwas anderen Schwerpunkten.
Was bedeutet Ihnen persönlich die Mathematik?
Im Moment ist es eher Hobby als Beruf, jedenfalls eine spannende Materie.
Haben Sie Zeit (und Lust), sich neben dem Beruf über (für Sie) neue und aktuelle Bereiche der Mathematik zu informieren?
Lust schon, aber kaum Zeit. Nach einem Arbeitstag fehlt sicher die Kraft und Motivation, sich in ein komplexes Thema einzuarbeiten. Ich habe mir jetzt Bücher über die Geschichte der Mathematik und Algebra gekauft, auch das fasziniert mich sehr.
Interessieren Sie sich für philosophische Fragen im Zusammenhang mit der Mathematik?
Nein.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass die Mathematik in der Öffentlichkeit häufig negativ bewertet wird?
Ich finde es schade, dass bei vielen die Mathematik den Anstrich des Unverständlichen hat, und viele – auch Prominente – damit angeben, Mathematik nie verstanden zu haben. Dem muss man entgegenwirken. Es gibt genug Beispiele, wo man Mathematik im Alltag brauchen kann und wo ein Verständnis sehr helfen würde, so die ganze Zinseszins- und Rentenrechnung – jeder hat Sparbücher, Anleihen, Kredite – wer könnte die Zinsen wirklich nachrechnen? Oder Statistik oder Wahrscheinlichkeitsrechnung – viele können sich nicht die Wahrscheinlichkeit eines Lottogewinns ausrechnen, obwohl das keine Hexerei ist. Hier muss man schon in der Schule ansetzen und Mathematik lebendig und mit Praxisbeispielen unterrichten, und weiter bei der Öffentlichkeitsarbeit der Mathematiker.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen genommen haben!