Haben Sie eine Lieblingszahlenfolge? Etwa 2, 3, 5, 7, 11, 13...? Oder noch lieber 1, 5, 9, 13, 17, 21, 25...? Dann sollten Sie die OEIS kennen... Die “On-Line Encyclopedia of Integer Sequences”, eine Onlineenzyklopädie für Zahlenfolgen ganzer Zahlen. Sie feiert bald ihren 50sten Geburtstag, weshalb wir Ihnen dieses Kuriosum kurz vorstellen möchten. Hinzu kommt, dass die OEIS kürzlich ihren 300.000 Eintrag bekommen hat: Denn jede gewünschte – um nicht zu sagen geliebte – Zahlenfolge bekommt ihren eigenen Eintrag in der OEIS...oeis5Quelle: Konrad KrugNun wären Mathematiker*innen nicht Mathematiker*innen, wenn die Zahlenfolgen nicht ihrerseits auch durchgezählt würden: Die Folgen der OEIS wurden und werden von A000001 bis zum (jetzigen) aktuellsten Eintrag A301288 aufwärts durchnummeriert, wobei das A die zugewiesene Nummerierung der Folge für OEIS ankündigt. Es besteht also kein inhaltlicher Zusammenhang mit der Folge selbst.
Zum Beispiel haben die natürlichen Zahlen den Code A000027. Das bedeutet „nur“, dass es sich dabei um den 27. Eintrag in die OEIS handelt.

Außer den minutiös gelisteten Zahlenfolgen finden Sie in der OEIS auch Definitionen, Erklärungen, Beschreibungen, Eigenschaften, Kommentare, Formeln und Programme zum Erzeugen neuer Folgen sowie Referenzen zu Büchern, Artikeln und zu ähnlichen Einträgen, Links zu Webseiten und Personen, die den Eintrag in der OEIS vorgenommen bzw. überarbeitet haben. Auch wenn die sehr nüchtern gehaltene Benutzeroberfläche es nicht vermuten lässt: Es gibt gleichwohl die Möglichkeit, sich Graphen oder Plots anzeigen zu lassen, wie auch sich eine Sequenz anzuhören, falls die Folge sich in Musik konvertieren lässt! Kurzum, die OEIS ist ein Muss für alle Zahlenfreunde! Und bei diesen äußerst beliebt!

Der Kopf hinter der OEIS ist der Mathematiker Neil J. A. Sloane, der ­bereits 1964 nach seinem Studium an der Cornell Universität in New York mit dem Sammeln von Zahlenfolgen begann. In seiner Dissertation in Kombinatorik: 1, 8, 78, 977, … (Folge A000435 in der OEIS) erforschte er bereits einige Zahlenfolgen und mit der Zeit steigerte sich seine Begeisterung noch – die Idee zur OEIS wurde geboren.

oeis4Quelle: OEIS

Zunächst schrieb er jedoch – noch dem analogen Zeitalter verhaftet – aus diversen Büchern der Universitätsbibliothek die Zahlenfolgen auf Karteikarten zusammen, woraus 1973 das Buch „A Handbook of Integer Sequences" entstand. Das Buch wurde begeistert aufgenommen. Aus der ganzen Welt wurden weitere Folgen, Ergänzungen und Kommentare bzgl. des praktischen Nutzens eingeschickt, worauf ein weiteres Buch folgte „The Encyclopedia of Integer Sequences“. Im Jahr 1996 wurde dann die OEIS online gestellt, nachdem eine Sammlung von 10.000 Einträgen zusammengekommen war und eine weitere Buchveröffentlichung nur sehr aufwändig realisierbar gewesen wäre.

Anfangs wuchs die digitale Sammlung um 18.000 Einträge pro Jahr. Die heutige Anzahl von 300.000 Einträgen entspricht etwa dem 900fachen Umfang des zuletzt erschienenen Buches. Um diese Datenmenge bezwingen zu können, wurde 2002 eine Gruppe von Mitherausgebern hinzugezogen. Da allerdings die Einträge bis dato nur von einer Person eingetragen werden konnten und 100 bis 200 Emails pro Tag bearbeitet werden mussten, wurde die Internetseite 2009 in ein „wiki“-Format überführt: Nun kann jede Person weltweit neue Einträge vornehmen, vorhandene ändern, umgestalten usf.. Bevor jedoch neue Einträge fester Bestandteil der OEIS werden, erfolgt eine Qualitätskontrolle durch insgesamt 130 Redakteure weltweit.

Unter Mitarbeit zahlloser Zahlenfetischisten weltweit entstand inzwischen ein Kompendium von über 300.000 Datensätzen in der OEIS. Da diese „Schallmauer“ an Einträgen kürzlich durchbrochen wurde, erinnerte ZEIT-Redakteur Andreas Loos an das ambitionierte Vorhaben in der („ZEIT“).

Mina-Anina Ahmadi und Thomas Vogt

Falls Klärungsbedarf zum Thema Folgen bei Ihnen bestehen sollte oder Sie eine Auffrischung benötigen, können Sie sich gern bei uns in der „Ersten Hilfe" schlau machen.

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