sondern die Situation, in der sie entsteht, so lautet der einprägsame Titel eines aktuellen Beitrags auf "Begrenzte Wissenschaft". Und, wie der Zufall so spielt, auch im Editorial der DMV-Mitteilungen geht es heute (wieder einmal) um das Bild der Mathematik in der Gesellschaft. Kamenin's Artikel auf "Begrenzte Wissenschaft" kann (und sollte) man hier lesen. Man lernt zum Beispiel (im Ernst) was sprechende Barbie-Puppen zur Mathematik zu sagen haben, und vieles mehr Ein kurzer Auszug: "Die negative Einschätzung von Mathematikern und Wissenschaftlern kommt von Schülern und Studenten der Geisteswissenschaft. Vielleicht brauchen einige ja auch nur einen Vorwand, um die eigene inzwischen zur Unfähigkeit ausgewachsene Unlust an Mathematik an etwas festzumachen. Homöopathie und die abseitigsten Theorien der Alternativmedizin sind ja auch darum wahr, weil Mediziner arrogante Bastarde sind, die sich nicht für ihre Patienten interessieren; ganz zu schweigen von der internationalen Verschwörung der Evolutionsbiologen gegen eine Wahrheit, die so offensichtlich ist, dass sie jedes Kind versteht; oder die moralische Verkommenheit von Borussia-Dortmund-Fans, die nun wirklich nicht mal mehr anekdotischen Belegs bedarf. Das, was man nicht mag, aber auch nicht ignorieren kann, verknüpft man immer mit Zerrbildern derjenigen, die es vertreten." [...] "Was natürlich nicht heißen soll, dass Mathematiker und Naturwissenschaftler nicht manchmal seltsam sind (Notiz an die Außenwelt: ihr auch)" [...] Was den Autor wirklich umtreibt, wird allerdings erst durch einen Link im letzten Absatz deutlich und ist wie immer recht banal: wie der verlinkte Zeitungsausschnitt zeigt, geht es ihm um den schlechten Ruf seines Berufsstands bei einer bestimmten Zielgruppe :-) i-031595b6963145f52ad3dd7b9b20abb4-56838151_c0b2366ab2.jpg Na ja. Ich enthalte mich eines Kommentars. (Kleiner Wink in Richtung meines Lieblingsbloggers: Atheist UND Physiker zu sein ist offenbar besonders reproduktionshemmend.) Auch in den "Mitteilungen der Deutschen Mathematiker-Vereinigung", deren neueste Ausgabe ich gerade im Briefkasten fand, geht es heute um das Bild der Mathematik in der Öffentlichkeit. Der Text ist nicht so lustig wie der von Kamenin, aber (um diesem Beitrag jetzt eine völlig überraschende Wende ins Ernsthafte zu geben) enthält einige bedenkenswerte Kommentare zur G8-Reform, vom DMV-Präsidenten Günter Ziegler. (Das paßt jetzt nicht wirklich zur Überschrift, aber ich möchte es trotzdem hier unterbringen.) "Die Probleme ergeben sich in der Umsetzung der Reform. So sieht das etwa im Vorzeigebundesland Bayern aus: Bisher: [...] 9-jähriges Gymnasium, mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig, 39 Wochenstunden in der Schulzeit bei Wahl des Mathematik-Leistungskurses Neu: 8-jähriges Gymnasium: 30 Wochenstunden in der Schulzeit für alle Schülerinnen und Schüler [...] Das ist ein erschreckender Befund, der die inhaltliche Reichweite dessen, was bayerische Gymnasiasten lernen können, substantiell erodiert. Wenn die Bayern politisch falsch agieren, sind bekanntlich die Nachahmer nie weit hinterher. Die negativen Effekte kann man natürlich erst ein oder zwei Wahlperioden nach der Reform erkennen, was die Politik zu solcher Leichtfertigkeit einlädt. [...] Politisch läuft dies auch dem aktuellen Diskurs völlig entgegen: Es ist ja bekannt und Konsens, dass wir dem Ingenieurmangel nachhaltig entgegen arbeiten müssen, dass die MINT-Bildung unserer Schülerinnen und Schüler ein Schlüsselfaktor für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und Industrie ist. [...]"

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