Carla Cederbaum ForschungAusbildung zur Mathematikerin:
Studium in Freiburg und Cambridge 1999-2007, Promotionsstudium seit 2007 in Berlin, Spezialisierung: Differentialgeometrie, Funktionalanalysis, Relativitätstheorie

Jetzige berufliche Position:
Promotionsstudentin am Max-Planck-Institut für Graviationsphysik

Frühere berufliche Positionen:
verschiedene Tutorate

Wie haben Sie Ihre jetzige Stelle gefunden? Wie lange mussten Sie suchen?
Ich habe mich direkt bei meinem Doktorvater beworben, nachdem ich meine Diplomarbeit abgegeben hatte. Ich hatte viel Glück und musste nicht lange suchen.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Welche Rolle spielt die Mathematik dabei?
Ich lese aktuelle und ältere wissenschaftliche Veröffentlichungen, höre Vorträge und nehme an Seminaren teil. Hauptsächlich denke ich aber selbst alleine und mit Kollegen über mathematische Fragestellungen nach und schreibe meine Gedanken dazu auf bzw. trage darüber vor. Da ich in Mathematik promoviere, spielt die Mathematik naturlich eine sehr große Rolle.

Sind Sie mit Ihrem Beruf zufrieden?
Ja! Er ist abwechslungsreich und ich habe die Möglichkeit, meine tägliche Arbeit selbst zu strukturieren. Dadurch habe ich viel Freiraum.

Finden Sie die Mathematik-Ausbildung an der Universität angemessen in Hinblick auf die beruflichen Herausforderungen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Mein Studium hat mich auf meinen Beruf, die Forschung, sehr gut vorbereitet. Ich hätte aber gerne mehr Hilfe in Bezug auf eher weiche Aufgaben bekommen, wie zum Beispiel mehr Anleitung und konstruktive Rückmeldungen zu Themen wie gutem Vortragen, gutem wissenschaftlichem Schreiben und gutem Unterrichten.

Außerdem habe ich leider nur eine sehr vage Vorstellung davon, was es außerhalb der Forschung an mathematischen Berufen gibt und wie dort der (mathematische) Arbeitsalltag aussieht. Das finde ich schade..

Wenn Sie noch einmal Abiturient wären, würden Sie dann wieder Mathematik studieren?
Auf jeden Fall. Jetzt wo ich weiß, was „richtige“ Mathematik ist (und wie sehr diese sich von Schulmathematik unterscheidet), würde mir diese Entscheidung sogar viel leichter fallen.

Was bedeutet Ihnen persönlich die Mathematik? Haben Sie besondere Erfahrungen gemacht oder interessieren Sie bestimmte Fragen aus der Mathematik besonders?
Mathematik bedeutet für mich spielerisches, von Ideen, Bildern und Vorstellungen geleitetes Nachdenken über eine Fragestellung. Dabei kann mir keiner Vorschriften machen, was nicht denkbar ist oder welche Bilder ich mir von der Sache mache, ich bin ganz frei und nur an die Regeln der Logik gebunden. Gleichzeitig können dabei dennoch von Mathematikerinnen und Mathematikern sehr mächtige Gedankengebäude entwickelt werden, die dringende Probleme aus Anwendungsbereichen lösen oder Lücken im Verständnis schließen. Einzelne dieser Gedanken und auch ihr Zusammenspiel können in meinen Augen sehr ästhetisch sein

Haben Sie Zeit (und Lust), sich neben dem Beruf über (für Sie) neue und aktuelle Bereiche der Mathematik zu informieren?
Glücklicherweise gehört das sich Informieren über neue und aktuelle Bereiche der Mathematik zu meinem Beruf dazu.

Interessieren Sie sich für philosophische Fragen im Zusammenhang mit der Mathematik?
Ja – denn sogar bei der Anwendung der Mathematik in der Wirtschaft kommt man gelegentlich zu sehr grundsätzlichen Fragen.

Wie wird der Beruf des Mathematikers / der Mathematikerin in der Öffentlichkeit bewertet?
Da habe ich sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Viele wissen gar nicht, dass „Mathematiker/-in“ ein Beruf sein kann beziehungsweise haben keine Vorstellung davon, welche Art von Arbeit Mathematiker/-innen leisten (können). Andere finden die Idee, sich freiwillig mit Mathematik zu beschäftigen, eher abwegig, wieder andere bewunderswert. Von daher finde ich diese Initiative, Berufsfelder für Mathematiker/-innen vorzustellen, sehr dankenswert.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen genommen haben!