Ich bin in meinem Referendariat über meinen damaligen Mentor Herrn Rudolf auf den Wettbewerb aufmerksam geworden. Er nahm damals mit seinen Kursen am Mathekalender für die Oberstufe teil und war auch einmal in Berlin bei der Preisverleihung. Das hat mich beeindruckt und ich wollte meinen Schülerinnen und Schülern noch etwas mehr bieten als den normalen (hoffentlich guten) Matheunterricht. Als ich mich über den Wettbewerb informiert hatte, entdeckte ich, dass es auch den Wettbewerb „Mathe im Advent“ für die Klassen 5-9 gibt. Darüber war ich so erfreut, dass ich meine damalige 7a direkt zum Wettbewerb anmeldete.
Über die Jahre kamen dann immer mehr Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte dazu, so dass in diesem Jahr ungefähr jede:r zweite Schüler:in des Hochrhein-Gymnasiums aus Waldshut-Tiengen bei dem Wettbewerb dabei war. Bei so einem großen Zuspruch, musste ich nicht lange überlegen, ob ich weiter dabeibleibe.
Sie haben als Lehrer selbst 2x 24 = 48 Punkte erreicht - klasse! Nur wenige Lehrkräfte lösen tatsächlich alle Aufgaben. Warum machen Sie das? Was zeichnet Ihrer Meinung nach die Aufgaben aus?
Danke, das ist tatsächlich jedes Jahr mein Ziel! Als Lehrer möchte ich selbstverständlich ein gutes Vorbild sein. Vor allem möchte ich aber mit meinen Schülerinnen und Schülern über die Aufgaben diskutieren können und das geht nur, wenn ich sie auch selbst bearbeitet habe. Manchmal kommen meine Schülerinnen und Schüler in den Pausen auf mich zu und sprechen mich auf die Aufgaben vom Wochenende oder dem aktuellen Tag an.
Die Aufgaben beginnen immer mit einer Geschichte über Wichtel oder den Weihnachtsmann, die ein Problem haben und eine Lösung suchen. Häufig haben sie einen interessanten Bezug zu Themen wie dem Klimawandel und es wird erkennbar wofür man den mathematischen Inhalt braucht. Zudem sind sie als Multiple-Choice-Aufgaben gestellt. Das motiviert und ermöglicht, in unterschiedlicher Form an die Aufgabe heranzugehen. Diese Option gibt es selten bei Schulbuchaufgaben.
Wie haben Sie es geschafft, Ihre Kolleg*innen und Studienfreund*innen zur Teilnahme an „Mathe im Advent“ zu bewegen?
Ich glaube, dass meine Begeisterung für diesen Wettbewerb der entscheidende Faktor ist. Ich erzähle immer gerne von meinen positiven Erfahrungen und finde den Wettbewerb so toll, dass meine Freunde und Kolleg:innen, das anscheinend auch mal ausprobieren wollen.
Wo sehen Sie den Mehrwert der Teilnahme im Klassenverband?
Wenn man als Klasse an einem Wettbewerb teilnimmt, kann man sich gegenseitig dazu motivieren, die Aufgaben zu lösen. Man kann mit seinen Mitschülern über die Lösungen diskutieren und entwickelt einen gewissen Ehrgeiz, möglichst gut abzuschneiden. Zudem ist der Klassenwettbewerb so gestaltet, dass man durch eine falsche Lösung der Klasse nicht schadet, sondern dass jede einzelne Antwort die Klasse im Ranking voranbringen kann. So braucht niemand Angst zu haben, auch mal eine falsche Antwort abzugeben. Gleichzeitig stärkt so ein Klassenwettbewerb auch immer die Klassengemeinschaft, insbesondere natürlich, wenn man am Ende erfolgreich ist und etwas gewinnt.
Ich denke, diese Teamfähigkeit ist gerade in der heutigen Berufs- und Arbeitswelt wichtig für den Erfolg.
Als Verbindungslehrer bildet man die Schnittstelle zwischen den Schülerinnen und Schülern einerseits und der Schule andererseits. In der SMV (Schüler mit Verantwortung) engagieren sich Schülerinnen und Schüler für ihre Belange. Hier können sie Ideen und Wünsche äußern, was ihnen für ein gutes und glückliches Schulleben wichtig ist. Als Verbindungslehrer hilft man zudem bei der Umsetzung verschiedener Projekte, wie zum Beispiel einem Sommerfest am Ende des Schuljahres oder einem Weihnachtsbasar. Aktuell arbeiten wir daran, eine „Fairtrade-School“ zu werden und hoffen, dieses Siegel am Ende des Schuljahres zu erhalten. Über das Schuljahr verteilt laufen viele kleine Projekte wie die Aktionen „Handys für Hummeln“ oder „Send-a-Clause“.
Die Arbeit als Verbindungslehrer macht mir besonders Spaß, weil man einen anderen Einblick in das Schulleben bekommt und die Schülerinnen und Schüler von einer ganz anderen Seite kennenlernen kann.
Nun ist Ihr Lehramtsstudium noch nicht lange her. Wie kam es zu Ihrer Berufswahl? Wie zu der Fächerauswahl?
Ich habe bereits als Abiturient eine Jugendmannschaft in meinem Fußballverein betreut und festgestellt, dass ich es großartig finde, junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Gleichzeitig hatte ich als Schüler immer viel Spaß im Mathematik- und Sportunterricht und empfinde diese beiden Fächer als besonders wichtig, sowohl für die persönliche als auch die geistige und körperliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Durch die Wahl des Studiums konnte ich so meine Talente und meinen Wunsch in Einklang bringen und bin sehr glücklich darüber, als Lehrer am Hochrhein-Gymnasium arbeiten zu dürfen. Unsere Schüler, deren Eltern, aber auch meine Kolleginnen und Kollegen und alle am Schulleben beteiligten Personen sorgen dafür, dass ich weiterhin sehr motiviert als Lehrer zur Schule komme.
Wie bewerten Sie Ihr Studium und das Referendariat im Nachhinein? Haben Sie Verbesserungs- bzw. Veränderungsvorschläge?
Das Studium (insbesondere das der Mathematik) war schon ziemlich anspruchsvoll, aber auf diese Weise kann man sich gut in die Schülerinnen und Schüler hineinversetzen, die manchmal überfordert sind. Zudem hat man sich, während des Studiums viel Wissen und viele Fähigkeiten angeeignet, so dass man sich auf seinem Gebiet kompetent fühlt und den Schülern viel beibringen kann.
Das Referendariat empfand ich dann gar nicht mehr so herausfordernd, weil ich bereits während des Studiums viele Erfahrungen bei der Arbeit mit Jugendlichen gemacht habe. Die jahrelange Erfahrung als Trainer und Betreuer in der Jugendfußballabteilung der FT1844 Freiburg und in der Abteilung „gesellschaftliches Engagement“ des SC Freiburg hat mir sehr geholfen.
Ich kann jedem oder jeder angehenden Lehramt-Studierenden nur empfehlen, möglichst früh in die Arbeit mit Kindern oder Jugendlichen einzusteigen und eine Sport- oder Freizeitgruppe als Verantwortlicher zu übernehmen. Das war zu meiner Zeit noch nicht so stark in den Studienplänen der Universitäten verankert.
Was ist Ihnen persönlich am Mathematikunterricht wichtig? Was möchten Sie den jungen Menschen beibringen / mitgeben?
Mir ist besonders wichtig allen Schülerinnen und Schülern klarzumachen, dass jeder und jede Mathematik verstehen kann. Leider erlebt man immer wieder Voreinstellungen, dass man zu schlecht ist oder es nicht versteht. Ich vertrete die Meinung, dass jede/r in der Lage ist, gut in Mathematik zu sein bzw. zu werden. Es erfordert viel Engagement und Durchhaltevermögen, aber wenn man es schafft diese Eigenschaften an den Tag zu legen, dann stehen einem am Ende der Schullaufbahn viele Wege offen.
Wenn ich es schaffe, meinen Schülern ein gesundes Selbstbewusstsein mit auf den Weg zu geben, dass sie alles schaffen können, wenn sie es wollen, dann macht mich das glücklich.
Würden Sie Ihren Schüler*innen empfehlen auf Lehramt Mathematik oder auch andere Fächer auf Lehramt zu studieren? Warum?
Selbstverständlich! Ich finde, der Lehrerberuf ist zwar manchmal ein anstrengender Beruf, aber auch ein Beruf, der einem viel zurückgibt. Gerade wenn die Abiturient:innen am Ende der Schullaufbahn unsere Schule verlassen und man sieht, was für einzigartige und großartige Menschen aus ihnen geworden sind, dann blickt man gerne auf die Zeit zurück, in der man sie noch in der Unterstufe erlebt hat und noch gar nicht wusste, in welche Richtung ihre Entwicklung geht.
Ich persönlich bin auch glücklich mit der Wahl meiner beiden Fächer Mathematik und Sport, aber das muss natürlich jeder, jede selbst entscheiden: Wo sind meine Talente und was macht mir Spaß?