Silke Koschack ist Mathematik-, Geographie- und Philosophielehrerin und war lange an einer gymnasialen Oberstufe tätig. Seit sechs Jahren arbeitet sie an der Freien Schule Bützow in Mecklenburg-Vorpommern mit den kleineren Schülerinnen und Schülern (das Gymnasium beginnt hier ab Klassenstufe 7). An der Grundschule unterrichtet sie mit viel Engagement in den Klassenstufen 5/6 Mathematik. Stephanie Schiemann vom Netzwerkbüro Schule-Hochschule spricht mit Frau Koschack.

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(Foto: privat)

Nun, der Sprung vom Gymnasium an eine Freie Grundschule ist sicherlich ein großer. Was unterscheidet die beiden Schulformen und die Altersstufen?

Ich war fast 20 Jahre Lehrerin an einem Gymnasium in Güstrow. Schwerpunkt meiner Arbeit war die gute Vorbereitung der Schüler auf das Zentralabitur in MV. Dann nutzte ich die Schließung meiner Stammschule für eine berufliche Neuorientierung und wechselte an die Freie Schule Bützow. Dadurch veränderte sich mein Aufgabenfeld grundlegend. Kernstück meines Unterrichtskonzeptes bildet heute die Frage: Wie kann ich Schüler der 5. und 6. Klasse mit der geheimnisvollen Welt der Zahlen verzaubern? Für mich ist es dabei wichtiger denn je, dass Kinder angstfrei und mit Freude in meinen Mathematikunterricht kommen.

Was ist das Besondere am Mathematikunterricht in den Klassenstufen 5/6 an Ihrer Schule?

An meiner Schule wird nicht nur über Inklusion gesprochen, sondern hier wird sie praktisch umgesetzt. So lernen in den Mathematikkursen neben hochbegabten Kindern auch Kinder mit Lernbehinderungen. Diese Besonderheit des Unterrichts stellt für mich die größte Herausforderung meiner bisherigen beruflichen Tätigkeit dar. Ohne geschickte methodische Arbeit und gezielte individuelle Förderung in kleinen Lerngruppen wäre dieses Konzept undenkbar.

Sie machen ja nicht das erste Mal bei „Mathe im Advent“ mit, was begeistert Sie an diesem Wettbewerb?

Wir beteiligen uns nun schon das fünfte. Mal bei „Mathe im Advent“ und der Spaßfaktor ist nach wie vor ungebrochen. Die Vielseitigkeit der Aufgaben, das weihnachtliche Layout, die fantasievollen Geschichten und der Erfolg für die Kinder beim Lösen der Aufgaben machen diesen Wettbewerb zum Erlebnis nicht nur für die Kinder, sondern oft knobelt die ganze Familie mit.

... sie unbestechlich ist.                                      Silke Koschack


Wie war es dieses Jahr für Ihre Schülerinnen und Schüler bei Mathe im Advent? Wie fanden sie die Aufgaben und die neuen Regeln?

In diesem Jahr waren die Aufgabenstellungen sehr umfangreich formuliert. Das stellte für einige Kinder eine Hürde dar. Der Schwierigkeitsgrad dagegen war niedriger als im letzten Jahr, so dass Schüler aus meiner Arbeitsgemeinschaft Knobeln sogar die Aufgaben des Kalenders Klasse 7-9 ausprobierten.

Die Kinder bewerteten die Möglichkeit der Änderung eingegebener Lösungen bis 23 Uhr als positiv. Durch diese Regeländerung haben es viele Kinder geschafft, 24 richtige Lösungen abzugeben.

Haben Sie auch über die Lösungen / Blicke über den Tellerrand mit den Schülern gesprochen?

Die Schülerinnen und Schüler haben oft erhebliche Schwierigkeiten beim Bearbeiten von Sachaufgaben. Da bietet es sich an, mit den Aufgaben des Adventskalenders die Kinder systematisch an das Lösen von Sachaufgaben heranzuführen. Wir haben verschiedene Lösungsstrategien besprochen und ausprobiert. Hilfreich waren dabei die Mathematischen Exkursionen.

Mathematik und Philosophie liegen eng beieinander. Wo sehen Sie Verbindungen dieser beiden Fächer? Haben Sie dazu schon Projekte mit Schülern gemacht? Wie stehen Jüngere zum Philosophieren?

Viele große Philosophen wie Pythagoras oder René Descartes waren auch Mathematiker. Sicher gehört der philosophische Aspekt in jedes Unterrichtsfach, aber die Verbindung zum Fach Mathematik ist besonders spannend. Die platonischen Ideen sind reine Mathematik. Vollkommen und unveränderlich stellen sie die eigentliche Wirklichkeit dar.

Das Fach „Philosophieren mit Kindern“ wird bei uns an der Schule ab der 5. Klassenstufe unterrichtet.

Koschak Schueler

(Foto: privat)

„Der Anfang aller Philosophie ist das Staunen", so Aristoteles. Wer kann das besser als unsere Kinder? Jede Philosophiestunde mit den Kleinen ist für mich eine Überraschung. Da bietet sich natürlich auch Projektunterricht an. Gemeinsam mit einer bekannten Bildhauerin aus unserer Region erarbeiteten wir eine Projektarbeit zum Thema: „Der goldene Schnitt“ im Rahmen der Initiative Künstler für Schüler. Der philosophische Aspekt umfasst dabei den Begriff der „Schönheit“. Ist Schönheit berechenbar? Im Ergebnis entstanden Goldene Spiralen, bis mannshohe Dodekaeder sowie andere Exponate.

In einem anderen Projekt beschäftigten wir uns mit der Leonardobrücke und errichteten schließlich ein funktionsfähiges Exemplar auf dem Schulhof.

Was war ihre erste Erfahrung aus Ihrer Jugend/Kindheit mit dem Fach Mathematik? Haben Sie auch selbst bei Schüler-Wettbewerben teilgenommen? Zahlen sich diese Erfahrungen heute aus?

Mathematik gehörte immer zu meinen Lieblingsfächern und die Teilnahme an den Mathematikolympiaden verschiedener Stufen war in jedem Jahr ein Höhepunkt für mich. Diese Begeisterung für die Mathematik konnte ich bisher erfolgreich an meine Schülerinnen und Schüler weitergeben. Mit viel Spaß, aber auch mit viel Ehrgeiz knobeln und rechnen die Kleinen in vielen Mathematikwettbewerben, wie zum Beispiel der Mathematikolympiade, dem Känguru-Wettbewerb, „Mathe im Advent“ oder auch „Mathe macht das Tor“ von bettermarks. In diesen Vergleichen lernen die Kinder, dass Anstrengung belohnt wird und Teamgeist sich auszahlt. Diese Erfahrung machten sie erstmals durch den Besuch des Profifußballers Marcell Jansen als Siegerpreis im Wettbewerb „Mathe macht das Tor“. Auch in den diesjährigen Mathekursen wurde eifrig an den Adventsaufgaben geknobelt, sicher mit motiviert durch den Gewinn des zweiten Preises im letzten Jahr. Entsprechend groß war der Jubel der Kleinen über den Sieg in der Kategorie „Beste Grundschule“ bei „Mathe im Advent 2015“.