Hadwig Dorsch ist Kuratorin des Deutschen Technikmuseums Berlin und dort für den Bereich Mathematik/Informatik zuständig. Nach ihrem Lehramtsstudium (Deutsch–Sozialkunde) absolvierte sie noch ein Informatikstudium. Frau Dorsch hat zahlreiche mathematische Ausstellungen geplant und begleitet, zum Beispiel die große Mathematik-Ausstellung namens „Mathema“ - inklusive „Mathemachen“ für Vor- und Grundschulkinder in Berlin - und die jetzt laufende Sonderausstellung „Mathematik des Planeten Erde“. Stephanie Schiemann vom Netzwerkbüro Schule-Hochschule sprach mit ihr.
(Foto: Christian Egelhaaf)
Ausstellungen prägen Ihr Leben in besonderer Weise. Sie sind viel herum gekommen. Welche mathematische Ausstellung hat Sie am meisten begeistert?
In Deutschland gefallen mir die Ausstellungen des Mathematikums in Gießen. Es gibt aber auch noch Ausstellungen in München und in Oberwolfach, die ich sehr gut finde.
Erzählen Sie doch bitte ein wenig über die aktuelle Sonderausstellung „Mathematik des Planeten Erde“. Woher stammen die Ideen?
Die Ausstellung „Mathematik des Planeten Erde“ zeigt Arbeiten, die im letzten Jahr, dem Jahr „Mathematics of Planet Earth“, entstanden sind. Die Arbeiten wurden uns von den Mathematikern Dr. Andreas Matt aus Oberwolfach und Prof. Dr. Ehrhard Behrends von der Freien Universität Berlin für eine kleine Ausstellung vorgeschlagen. Nachdem wir die Multimedia-Exponate nochmals intensiv mit ihren „Machern“ überarbeitet haben, ist die Ausstellung jetzt seit dem 28. März 2014 noch bis zum 30. Juni 2014 im Deutschen Technikmuseum zu sehen.
Was können die Besucher in der Ausstellung erkennen?
Die Besucher können hier erfahren, wie sich Gletscher bei unterschiedlicher Temperatur verändern, in welche Richtung sich Aschewolken nach einem Vulkanausbruch bewegen, wie sich die Ausbreitung von Wellen bei einem Tsunami vorhersagen lässt und wie Frühwarnsysteme entstehen.
Hinter den Kulissen steckt ja immer viel Arbeit. Nennen Sie doch bitte einige Aufgaben.
Um die Besucher zu begeistern und ihr Interesse zu wecken, ist es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen, die die Besucher interessieren und die sie, während des Besuches der Ausstellung, auch selbst beantworten können. Deshalb muss darauf geachtet werden, dass die fachspezifische Sprache in eine allgemein verständliche Sprache übersetzt wird. Wie erkläre ich beispielsweise einem Hauptschüler, was Differentialrechnung ist? Das war zum Beispiel eine Frage, vor der wir bei der Ausstellung „Mathematics of Planet Earth“ standen.
Und neben der Erarbeitung des Konzeptes einer Ausstellung muss natürlich auch die Finanzierung gesichert sein.
„Mathema“ war eines Ihrer Lieblingsprojekte. Was ist aus der Ausstellung geworden?
„Mathema“ war ein großer Erfolg. Sie lief noch neun Monate über das Jahr der Mathematik 2008 hinaus und hatte mehr als 130.000 Besucher. Weiter konnten wir diese erfolgreiche Ausstellung leider nicht verlängern und bisher auch nicht in anderen Museen zeigen. Es fehlte entweder der Platz oder das Geld. Man braucht dafür etwa 1000m² Ausstellungsfläche. Ein Teil der „Mathema“-Exponate wurden an die INSPIRATA, das Zentrum für mathematisch-naturwissenschaftliche-Bildung e.V in Leipzig ausgeliehen, ein anderer Teil eingelagert.
Geblieben ist aber die Kinderausstellung „Mathemachen“, die wir gemeinsam mit Frau Dr. Renate Punchta aus München entwickelt haben. „Mathemachen“ richtet sich an Kinder zwischen 4 und 10 Jahren. Nach Anmeldung können Kindergruppen aus Kindergärten und Grundschulen „Mathemachen“ im Junior-Campus des Deutschen Technikmuseums besichtigen. Wir bieten dafür individuelle Führungen an. Melden Sie sich dafür bei Interesse so früh wie möglich, da die Wartezeit bis zu sechs Monaten beträgt.
Nun stehen Sie kurz vor dem Ende Ihrer beruflichen Laufbahn. Wie hat es begonnen? Woher stammt Ihre Liebe zur Mathematik und wie wird es weiter gehen?
Meine Liebe zur Mathematik hängt mit meinem Interesse an der Philosophie zusammen. Wie können wir unsere Umwelt erfassen, wie Wahres von Falschem unterscheiden? Hier kann uns die Mathematik, die Logik weiterhelfen. Meine Neugier, die ich gerne an andere weitergeben möchte, wird sicherlich nicht mit meiner Pensionierung enden. Ich bin sicher, dass ich mich an weiteren Ausstellungsprojekten beteiligen werde.