Auf der Suche nach einer Schule, die den Pi-Tag am 14.3. feiert, bin ich (Stephanie Schiemann) auf die Spezialschule Carl Friedrich Gauß in Frankfurt (Oder) gestoßen und sie feiert – neben dem Pi-Tag – im Frühjahr 2014 auch noch ihr 50jähriges Bestehen! Die Mathematikförderung wird in der Schule seit eh und je groß geschrieben. Als Pilotschule in Brandenburg beginnt sie bereits mit Leistungs- und Begabungsklassen in der Jahrgangsstufe 5 und Oberstufenschüler erhalten eine Spezialförderung im Leistungszentrum Mathematik. Die 540 Schüler werden von 48 Lehrern unterrichtet, wobei 9 das Unterrichtsfach Mathematik vertreten, darunter 6 Frauen. Im Leitungsteam ist der weibliche Anteil recht hoch. Ich sprach mit der Schulleiterin Frau Dr. Rita Lange, der Stellvertreterin Frau Silvia Bellgardt und der Fachbereichsleiterin Mathematik Frau Andrea Stolpe.

(Foto: hinten v.l.n.r.: Marco Müller, Jürgen Gurok, Dr. Helmut Gdanitz; vorne v.l.n.r.: Evelyn Menzel, Silvia Bellgardt, Martina Lichtenwald, Dr. Rita Lange, Andrea Stolpe, Christine Nicolai/Alessia Haupt)

Kommen wir zunächst zum Pi-Tag: Was haben Sie für den 14.3. für Pläne?
Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 werden in jeder Klasse ein zweistündiges Pi-Projekt in Abhängigkeit von den bereits vorhandenen Kenntnissen durchführen. Dabei ist nicht nur an mathematische Aspekte gedacht, sondern durchaus auch an kreative Zugänge (z. B. ein Gedicht über Pi verfassen). Ab 12.30 Uhr dann formiert sich die gesamte Schüler- und Lehrerschaft mit Unterstützung von Eltern auf dem Schulhof zu einem großen Pi. Wir wollen versuchen, das Pi-Symbol mit möglichst vielen Teilnehmern zu formen und hoffen damit einen Guinness-Buch der Rekorde zu kommen.

Bei Ihnen an der Schule steht in jedem Monat ein anderer Fachbereich im Rampenlicht, im März ist es die Mathematik. Was gibt es noch für Mathematik-Highlights?
Bereits am 6. März haben wir Herrn Professor Thomas Jahnke von der Universität Potsdam zu Gast. Er wird Eltern, Schüler und Lehrkräfte in die 4. Dimension entführen. Darüber hinaus wird die Schule traditionell am Känguru-Wettbewerb teilnehmen. Um allen Skeptikern bezüglich der Kopfrechenfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler etwas entgegenzuhalten, veranstalten wir ebenfalls noch im März den ersten Schul-Kopfrechenwettbewerb.

Ihre Schule trägt den ehrwürdigen Namen „Carl Friedrich Gauß". Wann wurde sie nach dem großen deutschen Mathematiker benannt und warum?
Die Schule erhielt 1977, anlässlich des 200. Geburtstages von Carl Friedrich Gauß seinen Namen. Die Einrichtung wurde bereits als mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Spezialschule gegründet. Somit suchte man nach einem deutschen Gelehrten, der in möglichst vielen der Profilfelder forschte. Und Carl Friedrich Gauß kam damals neben Albert Einstein in die engere Wahl und bekam schlussendlich am meisten Zustimmung.

Welche Rolle spielt die Mathematik an Ihrer Schule? Wie fördern sie die Kinder? Arbeiten Sie auch mit den umliegenden Grundschulen?
Die Mathematik ist eines der Schwerpunktfächer der Schule, für die es viele Förderangebote gibt. Bereits für Kinder ab Klasse 3 gibt es wöchentlich im Schülerforschungszentrum unserer Schule die Möglichkeit für erste mathematische Vertiefungen, die sehr rege genutzt wird. Die Zusammenarbeit mit den Grundschulen der Region geht allerdings weit darüber hinaus. Wir arbeiten mit den Lehrkräften in organisierten Fortbildungen zusammen, beraten bei der Förderung von begabten Kindern im Primarbereich und unterstützen die Durchführung der Mathematik-Olympiade in den Grundschulen.

Was hat es mit dem Leistungszentrum Mathematik auf sich?
Kinder, die unsere Schule bereits besuchen, haben die Möglichkeit der zusätzlichen Förderung in Kleingruppen. Ab Jahrgangsstufe 10 erhalten ausgewählte Jugendliche dann einen Leistungsauftrag (Vorbereitung auf einen Wettbewerb, Erforschung eines fachlichen Problems oder Gewinnung vertiefender Kenntnisse), den sie z. B. im Leistungszentrum Mathematik realisieren können. Für die Teilnehmer des Leistungszentrums wird wöchentlich ein zweistündiger Extra-Kurs zusätzlich zum Pflichtunterricht angeboten.

Arbeiten Sie auch mit Hochschulen und Firmen aus der Region zusammen?
Wir arbeiten mit vielen Einrichtungen aus der Region sehr eng zusammen. Zu unseren Partnern gehören u. a. die Europa Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), das Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (IHP), das Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZALF Müncheberg), das Institut für Medizinische Diagnostik Oderland oder die GED Electronic Design GmbH. Auch eine Reihe von Vereinen unterstützen unsere Schülerinnen und Schüler bei der Berufs- und Studienorientierung.

(Foto: Pi-Projekt)

Ich habe gelesen, dass Sie auch Internatsplätze anbieten. Wie werden diese angenommen? Gibt es dort spezielle Aufnahmebedingungen und Stipendien?
Für die Gaußianerinnen und Gaußianer wird es ab 01. April 2014 (kein Aprilscherz ;-)) ein neues Wohnheim geben. Dafür wurde ein Gebäude mit Fördermitteln modernisiert und mit einer dem Schulgebäude vergleichbaren Lernumgebung ausgestattet (u. a. Lernräume mit interaktiven Whiteboards, Bibliothek, Experimentierräume). Da im Gauß-Gymnasium Kinder aus ganz Brandenburg lernen (teils auch aus anderen Bundesländern), ist ein Wohnheim schon immer erforderlich gewesen. Es stehen 80 Plätze (nur) für Schülerinnen und Schüler der Schule zur Verfügung. Für die Aufnahme in die Spezialschule ist eine erfolgreiche Eignungsfeststellung erforderlich. Dann hat ein Kind auch die Möglichkeit einen Wohnheimplatz zu erhalten. Derzeit gibt es noch freie Plätze. Die Eltern aus Brandenburg haben einen Eigenanteil von 230€ monatlich für Unterkunft und Verpflegung zu zahlen, da die Wohngemeinde anteilig übernimmt. Das Wohnheim wird fußläufig (ca. 1000m), vom Schulgebäude aus gesehen, zu erreichen sein.

Im Frühjahr 2014 feiern Sie als mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Spezialschule Carl Friedrich Gauß ihr 50. Jubiläum. Beschreiben Sie bitte kurz die wichtigsten Stationen im Leben der Schule.
Das Gauß-Gymnasium wurde 1964 bereits als Spezialschule gegründet, mit dem Auftrag der Nachwuchssicherung für die damalige Halbleiterproduktion und -forschung in Frankfurt (Oder). Somit galt es für diese Schule schon immer, interessierten und begabten Kindern und Jugendlichen eine Lernumgebung anzubieten, die sie in besonderer Weise fördert. Auch das Land Brandenburg erteilte nach Vorlage eines pädagogischen Konzepts der Begabtenförderung die Genehmigung zur Fortführung einer mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Spezialschule. Seit 2002 sind wir eine zertifizierte MINT-EC-Schule.

Wie werden Sie das Jubiläum feiern?
Wir feiern schon das gesamte Schuljahr 2013/14. Jeden Monat gestaltet ein Fachbereich einen besonderen Höhepunkt. Im März ist die Mathematik dran, wie ich eben schon beschrieben habe. Im April vom 07.-12.04.2014 findet dann die Gauß-Festwoche mit ganz bedeutenden Höhepunkten statt: am 10.04.14 ein Festakt im Kleist Forum Frankfurt (Oder), am 11.04.14 der Tag der Ehemaligen und am 12.04.14 natürlich ein Jubiläumsball.

Möchten Sie noch etwas hinzufügen?
Bei der im Februar durchgeführten (24.) Landesrunde der 53. Mathematikolympiade konnten vier Schüler unserer Schule wieder Preise gewinnen; zwei von ihnen haben es geschafft: Sie dürfen mit der Brandenburger Mannschaft an der Bundesrunde der Mathematikolympiade im Juni in Greifswald teilnehmen.

Vielen Dank für die umfangreichen Informationen und viel Spaß bei Ihren Jubiläumsveranstaltungen!