Heinz Klaus Strick ist seit langem neben seinem Beruf als Mathematiklehrer und Schulleiter eines großen Gymnasiums in Leverkusen für die Mathematik unterwegs. In Lehrerfortbildungen, für Mathematikwettbewerbe (auch in der Grundschule), bei Mathematik-Ausstellungen, als Schulbuchautor und als Autor von mathematischen Zeitschriftenartikeln und als Ausbilder in der Universität hat er versucht seine Begeisterung für das schönste Fach der Welt an aktive und zukünftige Mathematiklehrer*innen weiterzugeben. Sein Schwerpunkt liegt in der Stochastik. Auch sein wohlverdienter Ruhestand hat seine Aktivität nicht gebremst. Er kümmert sich um seine vier Enkel und kreiert liebevolle Mathematikkalender mit Knobelaufgaben (Problem des Monats) für drei Altersgruppen (Kl. 3-13) und Kalenderblätter über berühmte Mathematiker*innen. Stephanie Schiemann vom Netzwerkbüro Schule - Hochschule der DMV sprach mit Herrn Strick über seine Leidenschaft für Mathematik und seine zahlreichen Aktivitäten.
(Foto: Heinz Klaus Strick beim Kalenderverkauf 2009/Uli Preuss, Journalist)
Wo liegen die Wurzeln Ihrer Leidenschaft für die Mathematik?
Ich erinnere mich an ein Buch von Lancelot Hobgen, dass mir meine Eltern schenkten: Ich war vielleicht 11 oder 12 Jahre alt und verstand erst einmal sehr wenig von dem, was ich las. Aber mit den Jahren wurde es immer mehr ...es ist ein wunderbares Buch. Und außerdem hatte ich, als ich während meiner Realschulzeit (ich bin erst später zum Gymnasium gewechselt) einen Lehrer, der es verstanden hat, mich so lange mit mathematischen Problemen zu beschäftigen, bis ich sie heraus hatte.
Sie haben sich über die Jahre vielfältig für die Mathematik engagiert. Nennen Sie bitte einige Beispiele.
Seit 1977 habe ich Lehrerfortbildungen durchgeführt. 1980 erschien mein erstes Schulbuch, seitdem sind viele weitere gefolgt, an denen ich mitgeschrieben habe. Zusätzlich habe ich mich immer für die Mathematikwettbewerbe engagiert, erst an meiner Schule, dann in unserer Region. Die Durchführung habe ich auch auf Grundschulen ausgedehnt, bevor es Strukturen auf Landesebene gab. Danach habe ich viele Jahre lang als regionaler Koordinator Wettbewerbe geleitet. Seit einigen Jahren bin ich auch an der 3. Runde des Bundeswettbewerbs Mathematik (Kolloquiumsrunde) als „Schulvertreter" beteiligt. Da es mir aber zu wenig schien, dass sich Schüler/-innen nur dreimal im Jahr im Wettbewerb messen können (Mathematik-Olympiade, Bundeswettbewerb Mathematik, Känguru-Wettstreit) habe ich das „Problem des Monats" eingeführt - seit 2001 jeden Monat ein Problem für die Jüngeren, eines für die Älteren.
Mit Schülern/-innen meiner Kurse habe ich zweimal eine sehr große Mathematikausstellung durchgeführt, die Ausstellung von Herrn Prof. Beutelspacher ergänzend. Wir waren damals die Ersten!
Seit 2005 verfasse ich monatlich ein - von Schüler/-innen verstehbares - Kurzporträt eines Mathematikers; seit 2006 kann man diese von www.spektrum.de herunterladen (ein Teil davon ist auch als Spektrum Spezial erschienen).
Den Schwerpunkt Stochastik zu haben ist ungewöhnlich, selbst vielen Mathematiker*innen ist sie ein Dorn im Auge. Wer oder was hat Sie dafür begeistert?
Am Anfang stand ein Vortrag von Arthur Engel im Jahr 1975. Dieser geniale Mathematiker begeisterte mich so sehr für dieses Gebiet, dass ich viel darüber nachgedacht habe, wie man die von ihm angesprochenen Themen und Methoden im Unterricht realisieren könnte. Ihm verdanke ich die Anstöße für meine Ideen zur Beurteilenden Statistik (sigma-Regeln, Elementarisierung des Chiquadrat-Tests), zur Modellierung durch das Kugel-Fächer-Modell, zur Behandlung der Mehrfeldertafeln usw. Was mich fasziniert: Der Zufall hat zwar kein Gedächtnis, aber er hat seine Gesetzmäßigkeiten - und gerade die haben es mir angetan ... Außerdem: Wir machen täglich unsere Erfahrungen mit Vorgängen, die mit dem Zufall zu tun haben - die möchte man doch verstehen, oder? ... und nicht zuletzt: Täglich gibt es Meldungen in den Medien, die zum Nachdenken anregen ...
Sie haben 2002 den Archimedes-Preis erhalten. Erklären Sie den Leser*innen bitte
kurz, was für ein Preis das ist und wofür Sie ihn erhalten haben.
Der Deutsche Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts e.V. (MNU) verleiht seit 1994 alle zwei Jahre den Archimedes-Preis für Verdienste um den Mathematikunterricht; in der Laudatio wurden insbesondere „die richtungsweisenden Innovationen bei der Ausgestaltung anschaulicher, verstehens- und anwendungsorientierter Konzeptionen für den Stochastikunterricht" hervorgehoben.
Jetzt im Ruhestand können Sie sich jetzt ganz Ihren Mathekalendern widmen. Beschreiben Sie doch bitte ihre verschiedenen Kalenderprojekte und verraten Sie den Leser*innen, wo man Ihre Kalender erwerben kann und was Sie mit dem eingenommen Geld machen.
Wie eben erwähnt, erstelle ich seit 2001 zwei Probleme des Monats. Diese verkaufe ich seit einigen Jahren als Jahreskalender; seit drei Jahren gibt es auch einen Schuljahreskalender mit Aufgaben für das 4. Schuljahr. Immer, wenn ein Monat abgelaufen ist, findet man die Lösungen auf www.friedensdorf.de . Der gesamte Erlös aus dem Kalenderverkauf geht an das Friedensdorf Oberhausen, für das ich mich seit vielen Jahren engagiere und dessen „Botschafter" ich seit meiner Pensionierung bin. Außer den Knobelkalendern für 5,00 € gibt es noch den farbigen DIN A3-Mathematikerkalender für 12,00 € mit Kurzfassungen von jeweils 12 Porträts. Immerhin konnte ich seit meiner Pensionierung im Jahr 2007 auf diese Weise etwa 35.000 Euro für das Friedensdorf erwirtschaften. Die Kalender kann man elektronisch bei mir bestellen: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (gegen Rechnung).
Zu guter Letzt würde mich interessieren, woher Ihre mathematische Leidenschaft kommt.
Ich hatte das Glück, an der Universität zu Köln einen Professor zu haben, der die Mathematik mit einer solchen Begeisterung lehrte, dass es ansteckend war - ich bin Herrn Prof. em. Dr. Peter Dombrowski sehr zu Dank verpflichtet und wünsche möglichst vielen anderen Menschen das Glück, die Mathematik für sich zu entdecken.