(Foto: privat)
Was war ihr erstes mathematisches Erlebnis?
Kai-Friederike: Die Angaben von Größe, Gewicht, Alter sowie Spielposition und Tore (und vieles mehr) aller Bundesligaspieler im Kicker Saisonheft zu vergleichen.
Olga Ruff: Meine Familie ist nach Deutschland gezogen, als ich siebeneinhalb Jahre alt war. Am Anfang hatte ich in allen Fächern mit der Sprache zu kämpfen – außer in Mathematik. Ich bemerkte schnell, dass diese „Sprache“ für alle gleich war und ich sogar anderen Kindern helfen konnte, die mir zum Beispiel in Deutsch zur Seite standen.
Wodurch ist ihre Begeisterung für das Fach geweckt worden?
Kai-Friederike: Durch den Tipp meines Mathelehrers das Buch „Fermats letzter Satz“ von Simon Singh zu lesen.
Olga Ruff: In der 11. Klasse lernten wir im Unterricht die komplexen Zahlen kennen. Ich war sofort Feuer und Flamme, denn ich hielt es für unmöglich, dass man die Wurzel von negativen Zahlen bestimmen kann.
Sagen Sie bitte in wenigen Worten, worin für Sie heute die Faszination Mathematik besteht?
Kai-Friederike: Faszinierend ist, dass die Mathematik in eigentlich jedem Bereich zum Tragen kommt – sogar zur Stärkung des Gleichheits- und Demokratieprinzips.
Olga Ruff: Mich hat schon immer die Logik dieses Faches fasziniert. Jedes Resultat und jede Rechnung lassen sich plausibel erklären. Das Ergebnis einer einfachen Rechnung oder der Beweis eines schwierigen Satzes können nur richtig oder falsch sein. Man versteht seine eigenen Fehler und lernt daraus.
Kai-Friederike Oelbermann
Mit welchem Argument können Sie jungen Leuten empfehlen, Mathematik zu studieren?
Kai-Friederike: Mir hat beim Studium besonders gut gefallen, dass man viel selber denken und ausprobieren musste. Und da es nicht all zu viele Mathematikstudierende gibt, ist die Betreuung optimal. Vorlesungen und Seminare hört man oft nur in kleinen Gruppen.
Olga Ruff: Das Mathematikstudium schult das logische Denken und das ist zentral für den zukünftigen Beruf – egal in welchem Unternehmen. Allein schon deswegen sind die Berufschancen von Mathematikern vielversprechend.
In welcher Weise vermitteln Sie Mathematik oder setzen Sie sich für Mathematik im Alltag ein?
Kai-Friederike: Seit kurzem arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Augsburg. Wir untersuchen Wahlsysteme und versuchen einen möglichst präzisen Beitrag zur Umsetzung der Gesetzesvorgaben zu leisten.
Olga Ruff: Ich hatte schon immer sehr viel Freude an der Lehre. Seit der 9. Klasse gab ich Mathematik-Nachhilfe und ab meinem 3. Semester war ich Übungsleiterin für verschiedene Vorlesungen. Während meines Auslandsstudiums in den USA durfte ich sogar eine eigene Vorlesung halten, die mir sehr großen Spaß bereitet hat.
Gibt es Familienmitglieder, die Ihre Leidenschaft für die Mathematik teilen?
Kai-Friederike: Zum einen besteht meine Familie nur aus Juristen. Aber da ich mich jetzt mit Wahlen beschäftige, ist das gar nicht mehr so fern. Zumal mein Bruder über das Wahlrecht von Strafgefangenen promoviert.
Olga Ruff: Ja, mein Vater hat Bauingenieurswesen studiert und löst täglich mathematische Gleichungen in seinem Beruf. Meine beiden kleinen Brüder studieren Physik mit Nebenfach Mathematik. Und meinen Freund habe ich auf der Mathematik-Erstsemesterhütte kennen gelernt.
Haben Sie außer der Mathematik noch weitere Leidenschaften oder Interessen?
Kai-Friederike: Ich liebe im Grunde genommen alle Sportarten, die mit Bällen (bzw. Frisbeescheiben), Bergen oder Wasser zu tun haben. Zurzeit begeistert mich vor allem Ultimate Frisbee – ein absolut fairer Mannschaftssport, bei dem viel gerannt und auch gerechnet (Flugbahnen der Scheibe) werden muss.
Olga Ruff: Ich musiziere schon seit vielen Jahren mit meiner Klarinette und meinem Saxophon in einem Musikverein. Die Musik ist ja auch sehr mathematisch – es ist ganz klar geregelt, wie lang ein Ton oder eine Pause ist. Damit die Musik aber auch schön klingt, muss man, ähnlich wie bei der Mathematik, viel Fleiß, Leidenschaft und Freude hinein stecken.