Cornelia Pester ITAusbildung zur Mathematikerin:
Diplom-Mathematik (März 2002) + Promotion (April 2006) an der TU Chemnitz, Spezialisierung: NumerikJetzige berufliche Position:
Software-Entwicklerin bei der CST AG

Frühere berufliche Positionen:
Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Chemnitz bzw. UniBW München

Wie haben Sie Ihre jetzige Stelle gefunden? Wie lange mussten Sie suchen?
Diese Stelle war ein reiner Glückstreffer: Kontakt über einen Professor, der gerade diese Firma besucht hat. Gesucht habe ich über insgesamt ca. 1-2 Monate, zwei Bewerbungen verschickt, und für beide ein Angebot (incl. Arbeitsvertrag) bekommen.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Welche Rolle spielt die Mathematik dabei?
Programmieren / Diskutieren / Recherchieren.
Im Wesentlichen geht es um (numerische) Algorithmen im Bereich elektromagnetischer Simulationen. Allerdings benötige ich den Stoff vom Studium für meine konkreten Arbeitsanforderungen nur noch eher abstrakt. Man kann aber immer noch dazu lernen.

Sind Sie mit Ihrem Beruf zufrieden?
JA!! Mathematik und Programmieren waren schon seit Jahren Hobbys von mir und ich fühle mich hier genau richtig aufgehoben.

Finden Sie die Mathematik-Ausbildung an der Universität angemessen in Hinblick auf die beruflichen Herausforderungen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Ich hatte zu JEDEM Zeitpunkt das Gefühl, die richtige Wahl zu treffen, und bin überaus zufrieden mit dem, was ich gelernt habe, auch wenn ich nur einen Bruchteil davon noch effektiv anwende.

Wenn Sie noch einmal Abiturient wären, würden Sie dann wieder Mathematik studieren?
Ja! Auf jeden Fall.

Was bedeutet Ihnen persönlich die Mathematik?
Hobby. Es gibt gute und auch anstrengende Strecken. Es gibt viele Herausforderungen und immer ein gutes Gefühl, wenn man sie bezwungen hat.

Haben Sie Zeit (und Lust), sich neben dem Beruf über (für Sie) neue und aktuelle Bereiche der Mathematik zu informieren?
Weniger. Durch den Beruf ist bin ich zeitlich schon sehr eingegrenzt und möchte mich eher in Themen weiterbilden, die den jetzigen Beruf betreffen.

Interessieren Sie sich für philosophische Fragen im Zusammenhang mit der Mathematik?
Nur zum Teil. Ich halte nichts von derartigen Diskussionen.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass die Mathematik in der Öffentlichkeit häufig negativ bewertet wird?
An sich wird nicht die „Mathematik“ negativ bewertet im Sinne der Wissenschaft und der Leute, die sie betreiben. Viele Menschen haben einfach Angst, sich damit zu beschäftigen, oder denken, sie nicht zu brauchen. „Mathematik“ ist ohnehin ein sehr weitgefasster Begriff. Es geht ja nicht allein ums „Rechnen“.

Die negative Einstellung zur Mathematik (z.B. als Unterrichtsfach) liegt nicht nur an einer eventuellen Unfähigkeit, die Mathematik zu begreifen. Zum einen eilt ihr negativer Ruf voraus und verbreitet Angst bzw. den Glauben, man könnte sie ohnehin nicht verstehen.
Aber auch der Einstieg in die Mathematik in der Grundschule legt den Grundstein für späteres Verständnis. Wenn dort Grundlagen versäumt werden (was durchaus auch am Grundschullehrer liegen kann), ist es äußerst schwierig in den späteren Klassenstufen dem Unterrichtsstoff zu folgen. Das schafft Unmut und senkt die Motivation, bestärkt dadurch, dass es offenbar vielen Schülern so geht und man sich gemeinsam die Mathematik schlecht redet. Das hilft jedoch nicht weiter. Benötigt wird mehr Motivation, warum die Beschäftigung mit der Mathematik für jeden Einzelnen wichtig ist und wie sie auch Spaß machen kann.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen genommen haben!