Ausbildung zum Mathematiker:
1987 – 1992 Mathematikstudent, Universität Bukarest, Rumänien.
1994 – 1999 Promotion Mathematik, Universität Konstanz, Deutschland.Jetzige berufliche Position:
Brain Products GmbH, Mathematiker in der Softwareentwicklung.
Frühere berufliche Positionen:
Ab 1992, Forscher, Mathematisches Forschungsinstitut der Rumänischen Akademie.
1999 – 2003 Wissenschaftlicher Assistent, Universität Greifswald.
2003 – 2005 Post-Doc Forscher, Universität Freiburg.
Seit November 2005 Brain Products GmbH, mit Anfangsstadium bei Dr. Achim Hornecker, Softwareentwicklung und IT-Dienstleistungen
Wie haben Sie Ihre jetzige Stelle gefunden? Wie lange mussten Sie suchen?
Ich bin von einem Mitarbeiter informiert worden, dass eine Stelle ausgeschrieben worden ist. Die offizielle Ausschreibung fand ich auf der Internetseite der örtlichen Bundesagentur für Arbeit. Ich habe eine Bewerbung geschickt, und nach einem Monat bin ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden. Nach einem weiteren Monat wurde ich angestellt. Wenn man bedenkt, dass diese Bewerbung die einzige Bewerbung war, die ich zu einer industriellen Einrichtung geschickt habe, kann man schon von Glück reden.Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Welche Rolle spielt die Mathematik dabei?
Ich komme jeden Tag um 9.10 Uhr in die Firma und setze mich vor meinem Rechner. Als erstes lese ich die E-Mails, erfahre ob etwas Dringendes oder Formales ansteht, so wie Tests, Bugmeldungen, dringende Verbesserungen, Dokumentation, Code-Review oder Qualitätsmanagement. Danach konzentriere ich mich – entweder auf das dringende Thema oder auf das langfristige Projekt, das ich in Bearbeitung habe. Dabei geht es immer um Implementierung von einem oder mehreren numerischen Verfahren, aber mitsamt Logistik und benutzerfreundlicher Oberfläche. Die Arbeit benötigt sowohl theoretisches Studium als auch zahlreiche Experimente. Ich mache immer eine Mittagspause von einer Stunde, etwa zwischen 12 Uhr und 14 Uhr. Ich verlasse die Firma meistens um 18.30 Uhr.
Sind Sie mit Ihrem Beruf zufrieden?
Es gibt seltene Momente des Glücks, wenn die Software besser funktioniert als erwartet oder wenn man durch die Arbeit an überraschenden und unerwarteten wissenschaftlichen Erkenntnissen ankommt. Noch seltener handelt es sich sogar um kleine Entdeckungen, die man beweist und veröffentlicht. Es gibt auch kleine Enttäuschungen, wenn zum Beispiel etwas vorschlägt und dann erfährt, dass die User nur ein bestimmtes Verfahren wollen, obwohl es sich um ein schlechteres handelt, oder dass sich die Anstrengung wirtschaftlich nicht lohnen würde. Hauptsache ist, dass kleine Unglücke und kleine Freuden in einem Gleichgewicht bleiben und dass das positive Gefühl die Oberhand behält.
Finden Sie die Mathematik-Ausbildung an der Universität angemessen in Hinblick auf die beruflichen Herausforderungen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Ich zähle nicht zu den Leuten, die zu oft behaupten, die Ausbildung an der Universität wäre zu theoretisch und zu realitätsfremd. Ich habe im Gegenteil die Erfahrung gemacht, dass vermeintlich gute Methoden, die von den Praktikern vorgeschlagen wurden, einfach nur für ein oder zwei Sonderfälle angebracht sind – und dass die wissenschaftlichen Methoden, die ein gutes mathematisches Fundament besitzen, immer die besten sind. Was man aber vielleicht an der Universitätsausbildung bemängeln könnte, ist der falsche Eindruck, alles wäre schon gewusst und gemacht worden, und der Professor würde alles wissen, bzw. seine Vorlesung alles enthalten. In der Forschung und spätestens in der Praxis muss man feststellen, dass sich die Wissenschaft und insbesondere die Mathematik vielleicht erst in ihrer Kindheit befinden.
Wenn Sie noch einmal Abiturient wären, würden Sie dann wieder Mathematik studieren?
Ja, auf jeden Fall!
Was bedeutet Ihnen persönlich die Mathematik?
Eine Weltanschauung, ein Spiel, ein Vergnügen, ein Beruf, die Hoffnung des Verliebten, die Bitterkeit des Enttäuschten und das Einzige, das ich ein bisschen kann.
Haben Sie Zeit (und Lust), sich neben dem Beruf über (für Sie) neue und aktuelle Bereiche der Mathematik zu informieren?
Ja. Ich kaufe regelmäßig mathematische Literatur, verfolge mathematische Internetseiten und besuche ab und zu Seminare an der Universität oder mathematische Tagungen.
Interessieren Sie sich für philosophische Fragen im Zusammenhang mit der Mathematik?
Das weniger. Das heißt: die Fragen mögen interessant sein, aber die Art und Weise, wie die Philosophen damit umgehen, lässt in meinen Augen zu viel zu wünschen übrig. Ich glaube eher, dass in dieser Richtung die Mathematiker selbst die besseren Antworten geben können.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass die Mathematik in der Öffentlichkeit häufig negativ bewertet wird?
Meistens daran, dass die Mathematik in der Schule und im Gymnasium zu wenig von ihren schönen Seiten preisgibt. Das liegt an vielen Faktoren: falsche Programme, zu wenig begeisternde Lehrer, usw… Die zu frühe Trennung zwischen Gymnasium und Real/Hauptschule ist auch nicht gerade gut für das Bild und Ansehen der Wissensschaften in der Gesellschaft, und am wenigstens für die Mathematik.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen genommen haben!