Andreas Zeh Marschke IT

Ausbildung zum Mathematiker:
Universität Karlsruhe (1979 – 1985).Jetzige berufliche Position:
T-Systems, Teamleiter Softwareentwicklung (kaufmännische Systeme)

Frühere berufliche Positionen:
Akad.Tutor Universität Karlsruhe (1985 – 1987), wiss. Mitarbeiter TU Berlin (1987 – 1988)

Wie haben Sie Ihre jetzige Stelle gefunden? Wie lange mussten Sie suchen?
Nachdem ich Anfang 1988 aus persönlichen Gründen beschlossen habe, die Universitätslaufbahn zu beendet, habe ich 4 Initiativbewerbungen an Firmen gesendet, die für mich von Interesse waren. Von 2 Firmen hatte ich dann recht schnell ein Stellenangebot.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Welche Rolle spielt die Mathematik dabei?
Einen typischen Arbeitsalltag gibt es nicht. Es ist geprägt von Mitarbeitergesprächen, Besprechungen, Projektcontrolling, Aufgaben- und Personalplanungen und Auswertungen. Mathematik spielt keine Rolle. In den vergangenen Jahren gab es manchmal besondere Projekte, bei denen etwas Mathematik gefordert war (Stichprobeninventur – Statistik; Umsetzung von Coderegeln für Sonderausstattungen bei PKWs – Boolesche Algebra; Prognoserechnung bei der Disposition – Statistik; Programmplanung für die Fahrzeugproduktion – Lineare Optimierung, Optimierungsalgorithmen), das waren Ausnahmen – schöne Ausnahmen.

Sind Sie mit Ihrem Beruf zufrieden?
Ja, es ist zwar manchmal stressig, aber sehr abwechslungsreich. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen.

Finden Sie die Mathematik-Ausbildung an der Universität angemessen in Hinblick auf die beruflichen Herausforderungen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Für mich sind von meiner Mathematikausbildung nicht so sehr die fachlichen Inhalte wichtig, sondern eher das, was man darum herum lernt: analytisches Denken, den Problemen auf den Grund gehen, Ausdauer bei der Lösung, Präzision. Wichtig wäre aus meiner Sicht, dass im Studium auch ein Praxisbezug dabei ist. Dazu zählt aus meiner Sicht auch Programmierung / Softwareentwicklung. Ebenso gehört dazu, eine Anwendungsdomäne kennen zu lernen (Wirtschaft, Informatik, Technik), denn in der Regel trifft man außerhalb der Universität auf Personen, die keine Mathematik gelernt haben. Wichtig ist, deren Sprache zu verstehen und die Antworten in deren Sprache zu geben.

Wenn Sie noch einmal Abiturient wären, würden Sie dann wieder Mathematik studieren?
Ja, auf jeden Fall. Erstens ist Mathematik etwas Schönes und zweitens bietet die Mathematik eine gute Basis für viele Vertiefungen. Ich würde jetzt sicherlich noch etwas tiefer auch in Bereiche außerhalb der „reinen“ Mathematik hineinschauen, sofern es die Zeit zulässt!

Was bedeutet Ihnen persönlich die Mathematik? Haben Sie besondere Erfahrungen gemacht oder interessieren Sie bestimmte Fragen aus der Mathematik besonders?
Da ich in meinem Beruf sehr wenig mit Mathematik zu tun habe, ist Mathematik für mich ein Hobby. Es ist interessant neue Dinge kennenzulernen, die ich im Studium nicht gelernt habe, oder andere Dinge zu vertiefen und zu ergänzen.

Haben Sie Zeit (und Lust), sich neben dem Beruf über (für Sie) neue und aktuelle Bereiche der Mathematik zu informieren?
Ja, es gibt in der Mathematik noch so viele Dinge zu entdecken. Leider fehlt durch mein berufliches Engagement etwas die Zeit.

Interessieren Sie sich für philosophische Fragen im Zusammenhang mit der Mathematik?
Ja – denn sogar bei der Anwendung der Mathematik in der Wirtschaft kommt man gelegentlich zu sehr grundsätzlichen Fragen.

Wie wird der Beruf des Mathematikers / der Mathematikerin in der Öffentlichkeit bewertet?
Aus meiner Sicht gibt in der Öffentlichkeit nicht die Wahrnehmung für den Beruf des Mathematikers (außer an den Schulen, Hochschulen oder als Versicherungsmathematiker), da der Mathematiker in der Industrie in der Regel nicht als Mathematiker arbeitet, sondern als Softwareentwickler, Unternehmensberater, Ingenieur, … . Daher wird der Beruf des Mathematikers / der Mathematikerin in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen genommen haben!