Gemeinsame Presseinformation der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV), der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik (GDM) und des Verbands zur Förderung des MINT-Unterrichts (MNU)

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Berlin, Kassel, Düsseldorf, 20.04.2017 – Die Fachgesellschaften DMV, GDM und MNU stellen ihre Sicht auf den heutigen Mathematikunterricht im föderalen Bildungssystem und die aktuelle Diskussion darüber dar. Sie geben Lösungsideen und bieten Kooperation an. Diese Presse-information basiert auf einer gemeinsamen Stellungnahme der drei Fachgesellschaften.

Ein zentrales Anliegen der Unterzeichnenden – der Fachgesellschaften DMV, GDM, MNU sowie der Mathematik-Kommission „Übergang Schule-Hochschule“1 – ist es, die MINT-Bildung in ganz Deutschland entlang der gesamten Bildungslaufbahn zu sichern – für ein stabiles und hohes MINT-Bildungsniveau bei Allgemein- und Höchstgebildeten, auch im internationalen Vergleich. In der aktuellen Diskussion um die Ausbildung in Mathematik an deutschen Schulen, unter anderem im Kontext2 eines offenen Briefes zu „Mathematikunterricht und Kompetenzorientierung“, sehen wir jedoch einige Aspekte verkürzt oder verzerrt dargestellt. Daher möchten die drei Fachgesellschaften ihre Position darlegen.

An deutschen Hochschulen verzeichnet man seit mehr als einer Dekade einen alarmierenden Befund: Wer heute ein MINT-Studium beginnt, hat trotz Hochschulreife selten das dazu nötige mathematische Begriffsverständnis und die mathematischen Fertigkeiten. Vielen ist ein Studienstart mit Schulwissen nur schwer möglich, immer mehr scheitern ganz an der Hürde, sogar besonders Talentierte. Die Hochschullehre kann ihrerseits nicht mehr auf den gewohnt hohen und einheitlichen Bildungsstand aufbauen und läuft Gefahr, das Niveau zu verschleppen. Die Chancen junger Menschen auf exzellente MINT-Bildung in Deutschland schwinden, und mit ihnen die Zukunftsfähigkeit vieler Bereiche in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

Wir sehen dringenden Handlungsbedarf in Sekundarstufe I und II, am Übergang Schule-Hochschule als auch in der frühen Hochschullehre und fordern alle Akteure, insbesondere die Kultusadministrationen bundesweit zu folgenden Maßnahmen auf:

  • Mehr Zeit für Mathematikunterricht an Schulen.
  • Möglichkeit der Schwerpunktsetzung im MINT-Bereich für Studieninteressierte bieten, zum Beispiel durch Leistungskurse oder Zusatz- und Förderangebote.
  • Nachhaltigkeit des Wissenstransfers von Sekundarstufe I zum Abitur verbessern.
  • Kein Abitur ohne schriftliche Mathematikprüfung.
  • Mehr Verbindlichkeit zwischen den Ländern beim gemeinsamen Prüfungsteil im Zentralabitur.
  • Bildungsstandards der KMK von 2012 konkreter formulieren und verbindlicher in Schulpraxis und Abitur umsetzen.
  • Textaufgaben im Abitur sollen ohne gekünstelten Kontext verständlich formuliert werden.
  • Wissenschaftsbasiertere Lehrplanentwicklung, um die Qualität des Mathematikunterrichts zu sichern und auszubauen. Dazu bringen die Fachgesellschaften ihre Fachkompetenz gerne konstruktiv in verbindliche Kooperationen ein.
  • Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte im Effekt verbessern.
  • Intensivere Unterstützung für Seiteneinsteiger-Lehrkräfte.
  • Kein fachfremder Unterricht.
  • Hochschullehre soll auf die steigende Niveauheterogenität reagieren.


DMV, GDM und MNU haben bereits in gemeinsamen Aktivitäten (Stellungnahmen, Tagungen, Kommissionen, Projekte) signalisiert, dass sie ihr Expertenwissen für qualitativ hochwertigen Mathematikunterricht in Deutschland auch in Zukunft einbringen werden. Dafür steht die gemeinsame Mathematik-Kommission „Übergang Schule-Hochschule“ der Politik gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Eine ausführlichere Darstellung mit Ursachenanalyse und Hintergründen unserer Forderungen finden Sie in der Stellungnahme der drei Fachgesellschaften, unterzeichnet vom Sprecher der Kommission Prof. Dr. Wolfram Koepf, dem Präsidenten der DMV Prof. Dr. Michael Röckner, dem Vorsitzenden der GDM Prof. Dr. Andreas Eichler und dem Bundesvorsitzenden der MNU Gerwald Heckmann.
Zur Stellungnahme.

2Kontext der Diskussion: Offener Brief, Gegendarstellung, Tagesspiegel 1/2/3

1Über die Kommission: Die Mathematik-Kommission „Übergang Schule-Hochschule“ wurde vor fünf Jahren von der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV), der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik (GDM) und dem Verband zur Förderung des MINT-Unterrichts (MNU) gegründet. Seither begleitet sie den Diskurs zum Thema mit der gebündelten Kompetenz der drei Fachgesellschaften.

Pressekontakte

Mathematik-Kommission „Übergang Schule-Hochschule“
Prof. Dr. Wolfram Koepf, Sprecher der Kommission
0561 804 4207
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www.mathematik-schule-hochschule.de

Medienbüro DMV
Thomas Vogt und David Vogel
030 838 75657
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www.dmv.mathematik.de