Deutsche Schüler sind in Mathematik schwach, das wissen wir durch TIMSS (Third International Mathematics and Science Study) seit vier Jahren.

Wenig hat sich verändert. Es wurden zwar große Programme aufgelegt, die Hochschulen und Wissenschaftler des zugehörigen Faches wurden aber nicht beteiligt. Jetzt wird durch PISA belegt: Die deutschen Schüler können nicht nur nicht rechnen, sie können auch nicht lesen. Der Aufschrei ist groß, allein es sollte endlich gehandelt werden. Wer ein wenig von der Materie versteht, konnte eigentlich nicht überrascht sein. Es wird höchste Zeit für eine Reform der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Schulen, der Lehrpläne und der Ausbildung unserer Lehrer. Es muss endlich Schluss damit sein, die Schule als Spielwiese zu betrachten. Lernen erfordert eine ausdauernde Anstrengung; dabei muss wieder mehr sowohl auf die Inhalte und Themen als auch auf die Arbeitshaltung der Schüler geachtet werden. Mathematiklernen muss als kognitive Herausforderung verstanden werden die letztlich auch Neugier erweckt und Spaß machen kann.

Ohne Einbeziehung der Fachmathematiker wird sich im Bereich der Mathematik nichts verändern. Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) weist darauf seit Jahren hin, leider ohne große Resonanz der Schulbehörden. Wenn wir so weiter machen, werden wird bald nicht nur unsere Schüler, sondern auch unsere Industrie auf einem der letzten Plätze in der Welt wiederfinden. Wir fordern, dass endlich in einer konzertierten Aktion der Schulbehörden, der Lehrer, der Fachdidaktiker und vor allem der Fachmathematiker inhaltlich und konzeptionell die Lehrpläne für Schule und Lehrerbildung reformiert wie auch Lernscripte im Fach Mathematik neu gestalten werden. Wir fordern darüber hinaus, kurzfristig neue Wege in der Lehrerfortbildung unter Einbeziehung der Fachwissenschaftler einzuschlagen und einen "Runden Tisch" zum Ausbau von Netzwerken zwischen Schulen, Hochschulen, Studienseminaren und Industrie zur Verbesserung dieser dringend notwendigen Abstimmung zu etablieren.

Für den Vorstand der Deutschen Mathematiker-Vereinigung,
Halle und Berlin, 6. 12. 2001
gez. Prof. Dr. G. Stroth, Präsident