Zur Einführung konsekutiver Studiengänge in der Mathematik an deutschen Universitäten im Rahmen des Bologna-Prozesses nimmt die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) wie folgt Stellung
Sommer 2004. Die Reform von Mathematikstudiengängen muss sich an den Zielen und den Inhalten der national und international bewährten Diplomstudiengänge orientieren, soweit sie sich nicht auf das Lehramt beziehen. Konsekutive Studiengänge auch in der Mathematik einzuführen ist nur dann sinnvoll, wenn diese wissenschaftsorientierten Exzellenzkriterien genügen und insgesamt zu einer Verbesserung gegenüber bisherigen Diplomstudiengängen führen. Hierin folgt die DMV der Erklärung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) vom 22. 3. 2004 zur Einführung konsekutiver Studiengänge in der Physik.
Daraus folgt insbesondere, dass ein mathematischer BSc-Studiengang (von 6 Semestern) nur in Zusammenhang mit einem 4-semestrigen MSc-Studiengang konzipiert werden sollte und dass diese BSc-Studiengänge so zu planen sind, dass qualifizierte Abschlüsse hierin zur Aufnahme in einen mathematischen MSc-Studiengang im Rahmen der Regelungen der jeweiligen Universität berechtigen.
Im Hinblick auf die vielfältigen und anspruchsvollen Berufsmöglichkeiten von Absolventinnen und Absolventen mathematischer Studiengänge ist eine solide und umfassende Ausbildung, die sowohl Wert auf breite Grundkenntnisse als auch auf wissenschaftliche Arbeitsmethoden legt, unverzichtbar. Ein erster berufsbefähigender Abschluss "BSc" muss demnach diesen Anforderungen entsprechen. Jedoch ist festzuhalten, dass der Erwerb eines weiterreichenden Fachwissens und ausgeprägterer Methodenkompetenz für die meisten Tätigkeitsfelder in Praxis und Forschung unabdingbar sind. Diesem Ziel trägt das Masterstudium mit dem Abschluss MSc Rechnung. (Insoweit folgt die DMV den von der Akkreditierungsagentur ASIIN formulierten Anforderungen). Solange nicht durch Erfahrung gesichert ist, dass die hier formulierten Ziele durch ein konsekutives Studienmodell im gewünschten Maße realisierbar sind, unterstützt die DMV die Bemühungen der Universitäten, die ihre Diplomstudiengänge weiterführen möchten.
Die DMV befürwortet die Modularisierung aller mathematischen Studiengänge, warnt allerdings vor einer zu weitgehenden Zersplitterung des Studiums in Einzelmodule.
Die DMV hält die Ausstellung aussagekräftiger Zeugnisse ("Diploma Supplements") im Hinblick auf die vorhersehbare Vielfalt mathematischer Studiengänge für unerlässlich und wird sich an der Entwicklung entsprechender Grundsätze in Zusammenarbeit mit der Konferenz der Mathematischen Fachbereiche (KMathF) beteiligen.
Die DMV hält es für sehr bedenklich, dass nach dem gegenwärtigen Stand der Diskussion einem erworbenen akademischen Grad "B.Sc." oder "M.Sc." die fachliche Ausrichtung nicht zu entnehmen ist. Sie wird sich dafür einsetzen, dass diese Grade mit einem entsprechenden Zusatz präzisiert werden können.
Erklärung der Deutschen Mathematiker-Vereinigung zur Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen in Deutschland
Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) hatte für den 6. und 7. Mai 2004 zu einem Symposium über das Thema „Zur Konzeption von Bachelor-Studiengängen“ in das Physikzentrum Bad Honnef eingeladen. Vertreter der Mathematischen Fachbereiche von 34 Universitäten in Deutschland waren der Einladung gefolgt. Die DMV hält den Übergang von den Diplom– zu den Bachelor/Master-Studiengängen im Fach Mathematik der im Rahmen des Bologna-Prozesses flächendeckend vollzogen werden soll, für problematisch, vor allem unter dem Aspekt der geforderten Berufsbefähigung für die Bachelor-Absolventen.
Die hier vorgelegte Erklärung der DMV ist als Fazit der sehr lebhaften und anregenden Diskussion in Bad Honnef anzusehen. Sie wurde auf der Sitzung des Präsidiums der DMV am 15.05.2004 in Berlin einstimmig verabschiedet und entspricht dem in Bad Honnef erzielten Einvernehmen. Da die Erklärung sich in erster Linie auf die Studiengänge der bisherigen Diplom-Ausbildung bezieht, soll die entspreche Problematik für die Lehramts-Ausbildung auf einem gemeinsam von der Gesellschaft für die Didaktik der Mathematik (GDM) und der DMV am 14./15. Oktober 2004 in Würzburg geplanten Symposium erörtert werden.
Die beiden Fachgesellschaften sehen sich in der Mitverantwortung für die zukünftige Gestaltung der Ausbildung von Mathematikerinnen und Mathematikern, Lehrerinnen und Lehrern, und nicht zuletzt des Wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland auf dem Gebiet der Mathematik.
Wir legen daher diese Erklärung allen einschlägigen Institutionen und Gremien vor mit der Bitte, sie bei den anstehenden Vorschlägen und Entscheidungen zu berücksichtigen.
Prof. Dr. Günther Wildenhain
Präsident der DMV
Als Ansprechpartner des Präsidiums der DMV zur Bachelor/Master-Problematik ist Michael Röckner Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! benannt worden.