Sie ist inzwischen eine Expertin für die Energiebranche. Diese Branche hat Nadine Baumann erst kennengelernt, als sie 2007 anfing für eine Unternehmensberatung zu arbeiten. Dort berät sie heute hauptsächlich Energieversorgungsunternehmen bei der Entwicklung ihrer Zukunftsstrategien. Eine ihrer „Spezialitäten" sind sogenannte quantitative Bewertungen, das heißt, sie bewertet Sachverhalte allein aufgrund von Zahlen, beispielsweise die Einführung eines neuen Dienstleistungsangebots. Sie findet - ganz allgemein gesprochen - Antworten auf Fragen, die mit Zahlen beschreibbar sind.
Eine ihrer Aufgaben als Unternehmensberaterin war es, für einen Gasversorger ein Modell für die optimale Ausnutzung verschiedener Gaslieferverträge zu entwickeln. Das heißt, die Planung, wann der Gasversorger welche seiner Lieferquellen anzapft, um seine eigenen Kunden zu beliefern, sollte mithilfe mathematischer Verfahren soweit optimiert werden, dass der Gewinn für das Unternehmen möglichst groß ist. „Solche Probleme zu lösen", sagt Nadine Baumann, „das reizt mich besonders." Dabei muss sie für das Modell zahlreiche Bedingungen berücksichtigen: von den zu erwartenden monatlichen Abnahmemengen des Endkunden über die Mengen, die jeder Lieferant maximal zur Verfügung stellen kann bzw. laut Vertrag mindestens abgenommen werden müssen bis hin zu den Preisunterschieden zwischen verschiedenen Lieferanten. All diese Faktoren fließen in Form von Zahlen in das Modell ein. Und hier hat Nadine Baumann als Mathematikerin eindeutig einen Vorteil: „Ich habe ein Gefühl für Zahlen. Ich weiß, wie sie zusammenhängen", sagt Nadine Baumann. So behält sie auch bei großen Mengen von Zahlen den Überblick und erkennt die zugrunde liegenden Muster und Systeme. Eine Fähigkeit, sagt sie, die sie im Laufe ihres Studiums erkannt und während der Promotion weiter habe schärfen können.
Nach dem Abitur studierte Nadine Baumann Wirtschaftsmathematik. Das war in ihren Augen vor allem eine pragmatische Entscheidung: Das Studienfach konnte die 1977 geborene Potsdamerin in Berlin belegen, für einen Studienplatz in Wirtschaftsrecht hätte sie in eine andere Stadt umziehen müssen. Außerdem hatte sie sich bereits in der Schule für wirtschaftliche Fragen interessiert. Rückblickend ist sie sich sicher: „Wirtschaftsmathematik war die richtige Wahl".
Neben der Mathematik hat Nadine Baumann noch eine andere Leidenschaft: die Kunst. Deshalb studierte sie nebenbei Kunstwissenschaften: „Mich interessiert besonders die Betrachtungs- und Herangehensweise der Künstler, die eben nicht auf Logik, sondern teils auf Emotionen beruht", sagt die promovierte Mathematikern. Aber Schönheit kann sie in beidem entdecken: in der Kunst und in der Mathematik.