Stefanie Schneider WirtschaftWie kann man zwei Banken zu einer einzigen verschmelzen? Unter welchen Rahmenbedingungen ist es für eine Direktversicherung sinnvoll, in den italienischen Markt einzusteigen? Dass sich Stefanie Schneider einmal mit derartigen Fragen beschäftigen könnte, hätte sie sich zu Beginn ihres Mathematikstudiums in Regensburg nicht träumen lassen. Sie konzentrierte sich auf algebraische Zahlentheorie, verbrachte ein Auslandssemester in Neuseeland - und stellte irgendwann fest, dass sie sich eigentlich noch nicht sofort nach Studienende auf ein Tätigkeitsfeld spezialisieren wollte. "Von einem Bekannten, der als Unternehmensberater arbeitet, erfuhr ich von der Vielfalt dieses Berufs - und dass viele Beratungen gezielt auch Mathematiker einstellen", berichtet Schneider. Sie nahm an einigen Berater-Workshops teil - und war überzeugt, den richtigen Beruf gefunden zu haben.

Vor eineinhalb Jahren stieg sie daher bei der Boston Consulting Group (BCG) in München ein. "Am Beraterjob fasziniert mich vor allem, dass jedes Projekt, jeder Kunde und jedes Team neu sind. Außerdem kann ich viel reisen; Routine gibt es hier nicht", erzählt sie. Vergangenes Jahr verbrachte sie beispielsweise einige Monate im Mittleren Osten. Dort beriet sie mit ihrem Team eine Regierungsorganisation bei der Entwicklung einen Budgetplanungsprozesses. "Ich war mit einem Kollegen für die Auswahl eines geeigneten IT-Systems zuständig. Zunächst haben wir uns mit Vertretern verschiedener Ministerien getroffen, um herauszufinden, welche Anforderungen das IT-System erfüllen muss. Anschließend haben wir dieses Wunschsystem gemeinsam mit mehreren IT-Experten umgesetzt."

Als Mathematikerin ist Schneider auch keine Ausnahme bei BCG: Rund die Hälfte ihrer Kollegen sind Wirtschaftswissenschaftler, etwa 20 Prozent Ingenieure, 20 Prozent Naturwissenschaftler und 10 Prozent Geisteswissenschaftler. "Auf meinem aktuellen Projekt arbeite ich etwa mit einer Medizinerin, einem Journalisten und einer Volkswirtschaftlerin zusammen", sagt Schneider. Dabei profitiert sie noch immer von ihrem Studium. "Als Mathematikerin kommen mir vor allem meine analytischen Fähigkeiten zugute - es fällt mir beispielsweise leicht, Probleme in ihre logischen Bestandteile zu zerlegen und strukturiert zu bearbeiten. Wer sich im Studium auf Fächer wie Statistik oder Finanzmathematik spezialisiert hat, kann auch diese Kenntnisse in einigen Projekten einbringen."

Da Schneider bereits viele verschiedene Projekte begleitet hat, war ihre Lernkurve von Anfang an sehr steil. Sie erwarb nicht nur ein umfangreiches betriebswirtschaftliches Fachwissen, sondern auch die für den Beraterjob wichtigen Fähigkeiten. "Bei meinem ersten Projekt dachte ich zunächst, ich müsse alles ganz alleine bewältigen. Ich habe aber schnell gelernt, dass man durch die enge Zusammenarbeit mit den anderen Teammitgliedern viel erfolgreicher ist - denn durch die unterschiedlichen Hintergründe und Herangehensweisen entstehen kreativere und bessere Lösungen, als wenn jeder alleine vor sich hinarbeitet."