Nikolaus Witte WirtschaftEigentlich hätte Nikolaus Witte auch direkt nach dem Abitur mit dem Mathematikstudium starten können. Den Leistungskurs Mathematik hatte er ja auch schon ganz selbstverständlich gewählt. „Das war keine bewusste Entscheidung", sagt Witte, „aber mir hat Mathematik einfach Spaß gemacht." Als er die Schule beendet hatte, wusste er jedenfalls genau: Falls er studieren würde, sollte es Mathematik sein. Doch er beschloss zunächst, sich seiner anderen Leidenschaft zu widmen: dem Modernen Tanz. Die Ausbildung begann er nach Abitur und Zivildienst, im Anschluss tourte er mit verschiedenen Ensembles einige Jahre lang durch die ganze Welt. Aber auch die Leidenschaft für Mathematik blieb: Als er 27 Jahre alt war, entschied er sich, den Beruf des Tänzers an den Nagel zu hängen. Er nahm das Studium der Mathematik an der Technischen Universität Berlin auf, spezialisierte sich auf das Gebiet der Diskreten Mathematik und schloss das Studium mit einer Promotion ab.
Wenn es auch nicht geplant war - an seinem heutigen Arbeitsplatz bei TomTom, dem bekannten Hersteller von Navigationsgeräten für Fahrzeuge, war die Ausrichtung seines Studiums auf die Diskrete Mathematik eine gute Vorbereitung. „Auch, dass ich schon als Student an der Entwicklung mathematischer Software mitgearbeitet habe, ist ein großes Plus", sagt der Mathematiker. Denn für seine Aufgaben bei TomTom spielt das Programmieren eine wichtige Rolle. Zusammen mit seinen Kollegen arbeitet Nikolaus Witte daran, Navigationsgeräte zu verbessern. Das heißt, er wertet mit mathematischen Verfahren riesige Mengen an Informationen über Fahrtrouten aus, etwa die anonymisierten Daten der 7 Millionen TomTom-Nutzer; und er sorgt dafür, dass diese Erfahrungsdaten in die Programmierung der Geräte einfließen. Dadurch wird die Routenplanung verbessert. Das Navigationsgerät berechnet nicht mehr einfach nur die kürzeste Route, sondern die Route, auf der Fahrer zu einer bestimmten Tageszeit am schnellsten ihr Ziel erreichen.

„Meine Arbeit ist im weitesten Sinne Forschung, das gefällt mir. Ich versuche kreative Lösungen für Probleme zu finden, die dann aber natürlich auch praktikabel sein müssen. Denn unsere Kunden sollen ja schnell in den Genuss der Verbesserungen kommen", sagt der promovierte Mathematiker, der sich nur beruflich mit Navigationsgeräten befasst. Privat ist er in Berlin nicht mit dem Auto sondern mit dem Fahrrad unterwegs.