Dorothee Wuebben WirtschaftIch würde wieder Mathematik studieren. Meine heutige Stelle macht mir viel Spaß“, sagt Diplom-Mathematikerin Dorothee Wübben, die als leitende Beraterin bei Meyerthole Siems Kohlruss, Gesellschaft für aktuarielle Beratung tätig ist.

„Die Empfehlung, Mathematik an einer Fachhochschule zu studieren, bekam ich bei einer Berufsberatung nach dem Abitur. Dem Berater sagte ich, dass mir Mathe in der Schule sehr gefiel, aber dass ich großen Respekt vor einem Studium an der Uni hätte. Aber auch an der Fachhochschule war es oft harte Arbeit. Mir fiel es nicht in den Schoß. Auf Hoch- folgten Tiefphasen. Aber ich habe nie aufgegeben. Mathematik hat eine Anziehungskraft auf mich – ich erlebe sie als sehr sinnhaft.

Meine Freunde lachen sich immer kaputt, wenn sie mitbekommen, dass ich zwar komplexe Zusammenhänge schnell verstehe, aber Schweißausbrüche bekomme, wenn ich zwei Zahlen im Kopf addieren soll. Mathematik wird oft mit Rechnen verwechselt, Rechnen liegt mir nicht so sehr. Eine Vorlesung zur Versicherungsbetriebslehre, um die Zeit des Vordiploms, wurde für mich zum Erweckungserlebnis. Bis dahin hatte ich mir über die Versicherungsbranche als Berufsfeld keine Gedanken gemacht. An der Vorlesung faszinierte mich, Theorie praktisch anzuwenden. Das lag mir sehr.

Die Freude, eine Verbindung herzustellen zwischen Studieninhalten und Alltagsanforderungen, erlebte ich dann bei einem Praxissemester in einer aktuariellen Beraterfirma. Konkret ging es um Datenpools im Bereich Hausratversicherung, mit denen ich bis heute als Projektleiterin beruflich zu tun habe. Im Praxissemester hatte ich mich mit Zonierungsmodellen befasst. Welche regionale Einteilung differenziert das Einbruchdiebstahlrisiko am besten?

Als Mathematiker neigt man dazu, ein sehr genaues und feingliedriges Modell zu entwickeln, das möglichst alle Eventualitäten berücksichtigt. In der Praxis stößt man damit oft auf wenig Gegenliebe, der Vertrieb bevorzugt eher einen Einheitstarif ohne regionale Differenzierung. Einen gemeinsamen Weg zu finden und ein präzises und praxistaugliches Modell zu entwickeln, war eine tolle Erfahrung. Das funktioniert nur im Team. Dadurch habe ich für mich erkannt, dass man Praktika bewusst nutzen sollte – nicht so sehr für die Weiterbildung oder um im Lebenslauf einen guten Eindruck zu machen, sondern, um sich eine echte Meinung zu bilden.

Meine jetzige Arbeit hat mit klassischer Mathematik nur am Rande zu tun. Aber wenn sie für ein konkretes Vorhaben nötig ist, kann ich es mir aneignen. So profitiere ich bis heute von meinem Studium. Mir liegt es, Dinge zu analysieren und strukturieren, zum Beispiel in den Datenpools. Vielleicht steht diese Vorliebe auch hinter meiner Neigung zur Mathematik. Als junge Mutter bin ich glücklich mit meinem Job, der sehr familienfreundlich ist. All dies hängt unmittelbar mit Mathematik zusammen. Ohne mein Studium säße ich heute nicht hier.“

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