Christian Liebchen WirtschaftZahlen und Daten können in Fluten auf ihn einströmen, Christian Liebchen lässt sich davon nicht einschüchtern. Er bringt Ordnung und Übersicht in den Datenberg. Diese Fähigkeit braucht der Mathematiker an seinem Arbeitsplatz bei einem großen europäischen Eisenbahn-Güterverkehrsunternehmen. Mithilfe mathematischer Verfahren entwickelt er dort Modelle, um das Güterverkehrsnetz zu verbessern. Dafür muss er zunächst riesige Datenmengen sichten und interpretieren, damit sie als Informationen in das Modell einfließen können.

Das Modell ist wiederum die Grundlage für ein Computerprogramm, das seine Kollegen einsetzen, um Güterzüge so zusammenzustellen und fahren zu lassen, dass die Güter beim Kunden rechtzeitig abgeholt, zuverlässig transportiert und pünktlich abgeliefert werden.

Dies muss möglichst effizient abgewickelt werden, mit möglichst wenig Aufwand für das Unternehmen, nur so bliebt die Leistung für den Kunden bezahlbar. So wie auch die Verbesserung von Fahrplänen für Busse und Bahnen im öffentlichen Personenverkehr hat Christian Liebchen es mit einem typischen Optimierungsproblem zu tun – in der Sprache der Mathematik wird es als ganzzahliges lineares Optimierungsproblem bezeichnet.

Eine konkrete Vorstellung davon, was er später einmal mit der Mathematik anstellen würde, hatte der promovierte Mathematiker, Jahrgang 1973, als Schüler nicht. „Das Fach ist mir in der Schule einfach am leichtesten gefallen“, sagt Liebchen. Nach dem Abitur entschied er sich für ein Studium der Wirtschaftsmathematik, denn „hier konnte ich Mathematik mit Betriebswirtschaftslehre und Informatik kombinieren und so meine unterschiedlichen Interessen besser unter einen Hut bekommen“. Der Übergang von der Schule ins Studium war nicht einfach. „In der Uni hat ein anderer Wind geweht, da musste man vor allem in den ersten Semestern aufpassen, dass man den Anschluss nicht verliert“, sagt Christian Liebchen. Das liegt seiner Meinung nach vor allem daran, dass sich die Anforderungen ändern. Während in der Schule viel Zeit mit Rechnen verbracht werde und immer wieder Aufgaben desselben Typs gelöst werden müssten, gehe es im Studium vor allem darum, strukturiert zu denken und logische Schlüsse zu ziehen. Diese Seiten der Mathematik hat er erst im Laufe seines Studiums schätzen gelernt: „Das Schöne am Fach Mathematik im Vergleich zu anderen Fächern ist, dass man wenig pauken muss. Manchmal sind Gedächtnisstützen zwar hilfreich, um ein mathematisches Problem zu lösen, aber häufig kann man Antworten auf Fragen auch selbst logisch herleiten.“