Am Abend des 15. November 2013 fand in Berlin die feierliche Übergabe der Journalisten-, Medien- und Cartoonpreise statt. Für diesen Zweck hatte die Physikalisch Technische Bundesanstalt (PTB) der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) ihr Schmuckstück zu Verfügung gestellt: den Hermann-von-Helmholtz-Bau auf ihrem historischen Campus in Berlin-Charlottenburg. Lesen Sie jetzt eine Chronik der Ereignisse dieses Abends mit Fotografien von Kay Herschelmann.

19:00
Letzte Gäste eilen von der Abbestraße auf den Hermann-von-Helmholtz-Bau zu und betreten das Foyer, das mit seinen denkmalgerechten Wandfliesen und Deckenlampen im Jugendstil die Jahrhundertwende (1899/1900) erlebbar macht. Dann geht es zwei Treppen hinauf in den historischen Hörsaal, wo sich die 90 geladenen Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kunstbetrieb und Medien gerade auf die 100 Sitzplätze verteilen.

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Foto: Der historische Hörsaal der PTB in Berlin-Charlottenburg

 19:05

Ein Gitarrist und ein Bassist greifen auf der Bühne in die Seiten ihrer klassischen Instrumente. Alsbald gesellen sich die melancholischen Töne einer Klarinette zu den Akkorden. Es spielen jetzt (und später am Abend) die Klezmeyers: Ein Trio aus Berlin, bestehend aus dem Bassisten David Hagen, dem Gitarristen Robert Kessler und der Frontfrau und Klarinettistin Franziska Orso. Erster Song: Zirkusleute. Genre: Klezmer.

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19:09
Präsidiumsmitglied Günter Ziegler, der die Veranstaltung moderiert, dankt den Klezmeyers für ihr fulminantes Intro, heißt die Gäste im Namen der DMV und in den Räumen der PTB willkommen und kündigt die Grußworte von DMV-Präsident Kramer und PTB-Fachbereichsleiter Frank Melchert an.

19:10
DMV-Präsident Kramer tritt ans Rednerpult und begrüßt die Gäste. Er dankt der PTB, dass sie diese schönen Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, der Berliner De Gruyter Stiftung für die finanzielle Unterstützung und der Jury für Ihre Arbeit. Dann erläutert Kramer kurz die Preiskategorien: Beim Journalistenpreis, der mit 1000 Euro dotiert ist, werde ein Journalist oder eine Journalistin für einen besonders gelungenen Einzelbeitrag zur Mathematik in einem tagesaktuellen Medium ausgezeichnet. Den Medienpreis, dotiert mit 4000 Euro, gebe es für herausragende Leistungen bei der Vermittlung und Popularisierung von Mathematik. Er könne an Medienvertreter gehen, aber auch an einzelne Wissenschaftler oder Teams, die Mathematik originell und professionell über Jahre an die breite Öffentlichkeit vermitteln. Für die beste humorvolle Zeichnung zum Thema Mathematik gebe es diesmal drei Preise.

19:15
Dr. Frank Melchert, Leiter der technisch-wissenschaftlichen Infrastruktur der PTB am Standort Berlin, begrüßt als Hausherr die Gäste und informiert kurz über die PTB und ihre Aufgaben: Die PTB sei Deutschlands nationales Metrologieinstitut, wobei die Metrologie – nicht zu verwechseln mit der Meteorologie – die Wissenschaft und Anwendung des richtigen und hochpräzisen Messens sei. Mit einem Jahresbudget von 140 Millionen Euro und 1600 Mitarbeitern an den beiden Standorten Braunschweig und Berlin sei die PTB Deutschlands größter Dienstleister im Messwesen. Das historische Gebäude, in dem man sich befinde, sei um 1900 für die ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt in Charlottenburg errichtet worden. In dem Bau hätten – damals schon sehr fortschrittlich – Informationsveranstaltungen und Lehrgänge zur Arbeitssicherheit stattgefunden. Heute seien in der Halle diverse Messplätze untergebracht.

19:20
Günter Ziegler ergreift das Wort. In seinem Entree „In Mathe bin ich Deko“ mokiert er sich über den OTTO-Versand, der ein T-Shirt mit eben diesem Motto für Mädchen vertreibt – und eines für Jungs mit dem Aufdruck „Mathe-Allergiker“. Der in den sozialen Medien losgebrochene Shitstorm habe eindrucksvoll gezeigt, dass viele Menschen solche vermeintlich coolen Sprüche gar nicht lustig fänden. Bei der Postkarte mit dem Titel „Mathe ist ein Arschloch“ liege die Sache etwas anders. Diese spiele in ironischer Weise mit der Mathephobie mancher Kinder – und zeige dabei ein Mädchen, das fasziniert auf einen Bildschirm schaue. Anschließend ging Ziegler noch auf zwei Werbeanzeigen der NSA ein, siehe „Mathematik im Alltag“ in diesem Heft auf S. X.

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Foto: Entree von Günter M. Ziegler: "In Mathe bin ich Deko"

19:37
Michael Joswig hält die Laudatio auf Sven Preger und sein Hörfunkfeature: Preger habe für sein Feature zu Leonardo da Pisa, genannt Fibonacci, das am 15. Januar 2012 in der Sendung Zeitzeichen von WDR, NDR und SR gesendet worden sei, einen originellen Einstieg gefunden. Anschließend habe er fachlich fundiert über den wegweisenden Charakter von Fibonaccis „Liber Abaci“, seinem Buch der Rechenkunst, berichtet und die besonderen Leistungen Fibonaccis zur Mathematik seiner Zeit verständlich beschrieben. Pregers Beitrag zu Fibonacci sei auch eine gelungene Fortsetzung seiner kleinen Serie zu bedeutenden Mathematikern, wie etwa zum Geburtstag von Georg Cantor, gesendet am 3. März 2010, und zum Todestag von Srinivasa Ramanujan, gesendet am 26. April 2010.

19:45
Sven Preger erhält Urkunde und Blumenstrauß und ergreift das Wort: Im Radio gebe es ein Gesetz, sagt er: Mathematik im Radio gehe nicht. Er glaube indes, dabei handele es sich eher um einen Hilfssatz - ein "Lemma", wie Mathematiker sagen würde. Ein Autor, der Mathematik möge, habe es entsprechend schwer, Mathe-Themen bei den Redakteuren durchzubekommen. Man befinde sich in einem Zwiespalt, einem „Di-Lemma“. Seine These jedenfalls laute: Mathematik im Radio gehe sehr wohl. Und: Es mache ihn stolz, dass ihm die DMV diesen Preis für das Fibonacci-ZeitZeichen verleihe. Und damit sage: Ja, Mathe im Radio geht tatsächlich! Dafür danke er sehr!

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Foto: Sven Preger erhält den Journalistenpreis

19:55
Günter Ziegler kündigt die Verleihung des Medienpreises an Gert-Martin Greuel, Andreas Matt und das Team IMAGINARY an sowie die Laudatio von Holger Dambeck, Medienpreisträger des Jahres 2010.

19:56
Holger Dambeck, Redakteur bei SPIEGEL ONLINE und freier Autor, begründet die Entscheidung der Jury so: Zwar habe IMAGINARY 2008 als interaktive Ausstellung angefangen. Doch Imaginary sei inzwischen längst mehr als eine Ausstellung, die 80 Mal auf der ganzen Welt gezeigt worden sei. Das Team um Gert-Martin Greuel und Andreas Daniel Matt habe IMAGINARY zu einer Mathematik-Plattform im Internet ausgebaut. IMAGINARY bündele heute Software und andere Inhalte, die aktuelle mathematische Forschung darstellten und die Mathematik erlebbar machten. Bemerkenswert sei auch, dass das Projekt in Oberwolfach koordiniert werde – ein Ort, der in der Vergangenheit der mathematischen Elite und wissenschaftlichen Workshops vorbehalten gewesen sei. Mit IMAGINARY erreiche und begeistere das Institut aus dem Schwarzwald viele Teile des Landes, ja der Welt, für die Mathematik.

20:01
Nach Übergabe der Urkunden und Blumensträuße an Gert-Martin Greuel und Andreas Daniel Matt dankte Prof. Greuel der DMV für den Preis und dem gesamten Team IMAGINARY für seine Arbeit. Andreas Matt dankte ebenfalls und berichtete über die jüngsten Aktivitäten des Teams: weitere Ausstellungen in Russland und Skandinavien stünden bevor sowie eine verstärkte Zusammenarbeit mit Frankreich. Bezüglich imaginary.org verwies er auf den open source-Charakter des Angebots und sagte, die Plattform werde außer als Download-Center von Usern weltweit auch zunehmend für den Upload eigener Inhalte genutzt. Dies sei ausdrücklich erwünscht.

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Foto: Team IMAGINARY: Die stolzen Medienpreisträger 201

20:15
Die Klezmeyers spielen „Wüstensturm“ und Günter Ziegler kündigt die Vergabe der Cartoonpreise durch Bernd Pohlenz und Hans-Joachim Neyer an.

20:24
Hans-Joachim Neyer präsentiert den Cartoon „Matheshow“ (3. Platz) von Uwe Krumbiegel. Krumbiegel ist Jahrgang 1962 und studierte Energietechnik an der Bergakademie Freiberg. Zeichnen ist aber seine Leidenschaft und er veröffentlicht bald regelmäßig Cartoons in verschiedenen Tageszeitungen und Zeitschriften, z.B. im "Eulenspiegel". Seit 2005 nimmt er an zahlreichen Ausstellungen und Wettbewerben teil. 2009 erhält er den zweiten Preis beim internationalen Karikaturenwettbewerb "Stuttgart Award" und 2010 den dritten Preis beim Deutschen Cartoonpreis. 2012 erreicht er den zweiten Platz beim Deutschen Karikaturenpreis und 2013 den zweiten Platz beim internationalen Cartoonwettbewerb Aachen. (Biografische Ergänzung durch den Autor.)

20:26
Nach Übergabe der Urkunde und der Blumen an Uwe Krumbiegel ruft Hans-Joachim Neyer Frau Katharina Greve auf die Bühne. Sie bekommt den zweiten Preis für ihren Cartoon „Gesucht: x“. Greve wurde 1972 in Hamburg geboren und studierte Architektur an der Technischen Universität Berlin. Heute lebt und arbeitet sie als Cartoonistin, Comic-Zeichnerin, Autorin, Künstlerin und Situationsdesignerin in Berlin. 2010 erhielt sie den ICOM Independent Comic Preis in der Kategorie "Herausragendes Artwork", 2010 den Deutschen Cartoonpreis und 2013 den Sondermann Förderpreis für Komische Kunst. (Biografische Ergänzung durch den Autor.)

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Foto: Cartoonistin Katharina Greve bei der Preisverleihung

20:28
Neyer präsentiert Platz 1 – den Cartoon von Oliver Ottitsch. Ein kleiner buddhistischer Mönch kontert die Frage des Mathematiklehrers nach einem einfachen Additionsergebnis mit der Aussage „Alles ist eins!“. – Ottitsch stammt aus Österreich und wurde 1983 in Graz geboren. Er lebt, studiert und zeichnet Cartoons in Wien. Er veröffentlichte im Stern, Nebelspalter, Eulenspiegel und weiteren Satire-Magazinen. Seit 2012 beteiligt er sich an Cartoonbänden und Ausstellungen im deutschsprachigen Raum, z.B. im Mathematikum an der Ausstellung „Mathe macht Lustig!“. 2013 gewann er den Karikaturenpreis Pas de deux in Paris. (Biografische Ergänzung durch den Autor.) Dann hieß es Film ab für die Videobotschaft von Oliver Ottitsch, der wegen einer zeitgleichen Ausstellungseröffnung in Wien nicht hatte anreisen können.

20:31
Günter Ziegler beglückwünscht nochmal die Preisträger, dankt den Laudatoren und dankt den Sponsoren des Abends: der De Gruyter Stiftung, der Freien Universität Berlin und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt. Die Preisträger bittet Günter Ziegler noch mal auf die Bühne für ein Gruppenfoto. Dann erklärt er Teil 1 der Veranstaltung für beendet und bittet zu Teil 2, zum Empfang auf der Galerie der angrenzenden Ausstellungshalle. Das Buffet ist eröffnet...

Thomas Vogt

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