Zur Stunde, beim Auftakt des International Congress of Mathematicians, ehrt die globale Mathecommunity ihre Besten mit den höchsten Auszeichnungen der Disziplin. Keine Namen, nicht einmal die Zahl der Preisträger_innen waren dem Publikum in Rio de Janeiro bis vor kurzem bekannt.
Nun hat das Fiebern ein Ende. In altbewährt kruder Reihenfolge lüftete Shigefumi Mori, Präsident der Internationalen Mathematischen Union (IMU) die Geheimnisse. Wir haben sortiert.
- die Fields-Medaillen gehen an Caucher Birkar, Alessio Figalli, Peter Scholze, Akshay Venkatesh
- DMV und IMU vergeben ihren Carl-Friedrich-Gauß-Preis an David Donoho
- Masaki Kashiwara erhält die Chern-Medaille
- Rolf-Nevanlinna Preis für Constantinos Daskalakis
- Ali Nesin erhält den Leelavati-Preis
Die Bekanntgabe läuft bemerkenswert ab. Nicht etwa wird ein Preis nach dem anderen abgehandelt. Zuerst erklingt ein Name einer Laureatin oder eines Laureaten – und zwar der im Alphabet führende. Die Zuordnung zum Preis folgt darauf und so geht es weiter durchs Alphabet. Da es zwei bis vier Fields-Medaillen gibt, bleibt es stets spannend. Die fünf Preise werden alle vier Jahre auf der Eröffnungsveranstaltung des ICM vergeben.
Die Fields-Medaille – oft auch etwas unpräzise Nobelpreis der Mathematik genannt – ist die höchste Auszeichnung, die ein junger Mathematiker oder eine junge Mathematikerin bekommen kann. Die Frühblühenden müssen dafür unter vierzig sein und sich in besonderer Weise auf dem Gebiet der mathematischen Forschung hervorgetan haben. Zur Auszeichnung gehören eine geprägte Medaille aus massivem Gold und ein Preisgeld von 15.000 Kanadischen Dollar.
Mit dem Carl-Friedrich-Gauß-Preis ehren DMV und IMU Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren mathematische Forschung besonders auf Bereiche außerhalb der Mathematik ausstrahlt – sei es auf aktuelle Technologiefelder, auf die Wirtschaft oder unseren Alltag. Er besteht aus einer Medaille und einem Preisgeld von 10.000 Euro. Er geht dieses Mal an David Donoho, Stanford University. Donoho entwickelte effektive Methoden zur Rekonstruktion
hochdimensionaler Daten mittels niederdimensionaler Darstellungen ihres Frequenzspektrums in der Bildverarbeitung mittels sogenannter 'Curvelets' and 'Wedgelets' (Basiselemente). Außerdem ist er einer der Begründer der mathematischen Theorie der Rekonstruktion hochdimensionaler Daten mittels 'compressed sensing', welches generische geometrische Eigenschaften hochdimensionaler Frequenzpakete mit konvexer Optimierung verbindet. (Ergänzung vom 14. August 2018)
Die Chern-Medaille ist für die Evergreens. Für die Auszeichnung kommen Personen in Betracht, deren mathematische Lebensleistung höchste Anerkennung verdient. Der Preis besteht aus einer Medaille und einem Preisgeld in Höhe von 500.000 US-Dollar, wobei die Hälfte des Geldpreises einer Organisation zur Förderung der Mathematik gestiftet werden muss.
Mit dem Rolf-Nevanlinna-Preis werden herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der theoretischen Informatik ausgezeichnet. Der Preis ist nach dem finnischen Mathematiker Rolf Herman Nevanlinna benannt und besteht aus einer Goldmedaille und einem Preisgeld von 10.000 Euro (2010).
Der Leelavati-Preis ehrt besondere Verdienste bei der Vermittlung von Mathematik in der Öffentlichkeit. Anstelle von mathematischen Arbeiten werden Menschen ausgezeichnet, die zum Beispiel durch Bücher, Filme oder Spiele einen wichtigen Beitrag zur Präsenz der Mathematik in der Öffentlichkeit geleistet haben. Benannt ist der Preis nach dem Hauptwerk LILAVATI des indischen Mathematikers Bhaskara II (1114-1185). Es war ein bedeutendes Mathematik-Lehrbuch im mittelalterlichen Indien. Es erzählt dem Charakter Lilavati (vielleicht Tochter des Autors) arithmetische Probleme in Versen. Das Preisgeld beträgt 1.000.000 indische Rupien (ca. 12.000 Euro).