Pafnuty Lvovich ChebyshevPafnuti Lwowitsch Tschebyscheff, Foto: Freie LizenzAm 16. Mai 1821 (4. Mai nach julianischem Kalender) wurde der russiche Mathematiker Pafnuti Lwowitsch Tschebyscheff (andere Transkriptionen: Tschebyschow, Cebyshev) geboren. Er gilt als einer der bedeutensten russischen Mathematiker seiner Generation und hat dank seines breitgefächerten Interessenspektrums in zahlreichen Gebieten der Mathematik, darunter die Approximationstheorie, die Wahrscheinlichkeitstheorie, die Zahlentheorie und klassische Mechanik, bedeutende Resultate erzielt.

Seine Kindheit verbrachte der Sohn eines Großgrundbesitzers im Dorf Okatovo in der westrussischen Provinz Kaluga, ehe die elfköpfige Familie 1832 nach Moskau zog. Tschebyscheff litt an einer seltenen Muskelerkrankung, wegen der er seit seiner Jugend an den Gehstock angewiesen war – und somit nicht, wie es die Familientradition verlangte, eine militärische Laufbahn verfolgen konnte. Stattdessen widmete sich der junge Tschebyscheff der Mathematik, für die er schon früh Interesse zeigte. 

1837 schrieb er sich an der Moskauer Universität für ein Grundstudium der Mathematik und Philosophie ein, welches er vier Jahre später mit Bestnoten abschloss. Zwei Jahre später erlangte er seinen Magisterabschluss, obwohl die finanzielle Unterstützung seiner wegen einer Hungersnot verarmten Familie ausblieb.

Nachdem er sich 1849 mit einer Arbeit über Zahlentheorie an der Universität von St. Petersburg habilitierte, wurde er 1850 außerordentlicher und 1860 ordentlicher Professor an der St. Petersburger Universität. Gleichzeitig war er als Lehrer für Mechanik am Alexander-Lyzeum, der renommiertesten Jungenschule des Landes, tätig.

Er war einflussreiches Mitglied der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften, der er seit 1856 als außerordentliches und 1858 als ordentliches Mitglied angehörte. Darüber hinaus war er Mitglied in zahlreichen weiteren nationalen und internationalen wissenschaftlichen Vereinigungen. 

Er sprach fließend französisch (die Sprache, in der er auch, dem Usus seiner Zeit entsprechend, veröffentlichte) und stand in reger Korrespondenz zu ausländischen Mathematikern. 

Chebyshev Polynomials of the 1st Kind n0 5 x 11Abbildung 2 Die Tschebyscheff-Polynome erster Art. Man erhält sie mit der Iterationsvorschrift \(T_n(x)=0,\ T_1(x)=x, T_{n+1}(x)=2xT_n(x)-T_{n-1}(x)\). Sie tauchen in vielen Bereichen der Approximationstheorie auf, beispielsweise eignen sich ihre (ggf. affin transformierten) Nullstellen als optimale Stützstellen für die Interpolation von Funktionen durch Polynome. Foto: Freie Lizenz

Tschebyscheffs Werk umfasste nahezu alle Bereiche der damaligen Mathematik. Die auf ihn zurückgehende Tschebycheff-Ungleichung aus der Stochastik ist ein wichtiges Zwischenresultat für den Beweis des Gesetzes der großen Zahlen. Die von ihm entdeckten Tschebyscheff-Polynome spielen eine zentrale Rolle in vielen approximationstheoretischen Fragestellungen, insbesondere im Zusammenhang mit numerischer Integration, einem Gebiet, das von Tschebyscheff wesentlich vorangebracht wurde. 1850 bewies er die Betrandsche Vermutung, nach der zwischen einer Zahl und ihrem doppelten stets mindestens eine Primzahl zu finden sei.  

Er starb 1894 an Herzversagen. 

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