Anlässlich Konrad Zuses 100. Geburtstag lud die DMV am 28.05.2010 Journalisten zu einem Pressefrühstück ins Technikmusem Berlin ein.
Themen des Gesprächs waren zum einen „Wie die Mathematik heute die Informatik beflügelt", vorgetragen von Martin Grötschel vom Zuse-Institut Berlin und zum anderen „Zuse-Rechner und Plankalkül - Rechnen mit den ersten Computern der Welt", zu dem Prof. Dr. Horst Zuse von der TU Berlin über das Leben und Werk seines Vaters erzählte.
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Wo und wie die Mathematik damals wie heute die Informatik beflügelt, erläuterten bei einem DMV-Pressegespräch Prof. Grötschel (zweiter von rechts) und Prof. Zuse (links)
 
Professor Grötschel berichtete, wie die Rechnergeschwindigkeit mit Hilfe von mathematischen Methoden um mehrere Größenordnungen gesteigert wurde - unter anderem durch optimierte Computerchips. Computerchips seien in den letzten 20 Jahren mehr durch mathematische Softwareoptimierungen als durch Hardwareentwicklungen verbessert worden.

Ein weiteres Beispiel für die Rolle der Mathematik entstammte dem Mobilfunkbereich. Hier erläuterte Professor Grötschel, wie beim GSM-Standard mit mathematischen Methoden z.B. Interferenzprobleme gelöst werden konnten.

Ferner spielten mathematischen Methoden beim Kodieren und Dekodieren eine zentrale Rolle. Mit Hilfe dieser Kodierungsmethoden könnten Fehler bei der Übertragung von Daten ausgeglichen werden. Dies gelte für lange Strecken (z.B. bei der Kommunikation mit Raumsonden) als auch für kurze Funkstrecken, wie z.B. im WLAN-Bereich.

Außerdem helfe mathematische Optimierung bei der Pannenhilfe, um eine effiziente Zuordnung von Gelben Engeln zu defekten Fahrzeugen vornehmen zu können. Dies sei besonders für den ADAC hilfreich gewesen, als ein erhöhtes Pannenaufkommen bewältigt werden musste, weil die Nachfrage nach Pannenhilfe auf Grund der zunehmenden Verbreitung von Mobiltelefonen anstieg. Die Fahrzeugdisposition konnte damals mit mathematischen Methoden erheblich verbessert werden.

Professor Zuse berichtete über die Arbeit seines Vaters, der die ersten Computer Z1 bis 3 noch im heimischen Wohnzimmer in der Berliner Methfesselstr. 7 zusammenbaute. Dieses Haus wurde während des Kriegs jedoch zerbombt. Nur die Z4 überlebte, da sie - noch nicht fertig produziert - in der Oranienburger Straße gestanden hatte.

Das Deutsche Technikmuseum Berlin besitzt heute einen Nachbau der Z1, der von Konrad Zuse selbst in den 1970er Jahren zusammengebaut wurde. Sein Sohn arbeitet derzeit an einem Nachbau der Z3 - in seinem Arbeitszimmer.

Abschließend führte Horst Zuse die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die „Zuse-Ausstellung" im unteren Teil des Technischen Museums, zeigte ihnen das erfolgreichste Modell, die Z22, und ermöglichte sogar das Blättern im Plankalkül.

 Weitere Beispiele dazu, wo und wie die Mathematik die Informatik beflügelt.

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