cimpa carre flatSeit Kurzem ist Deutschland dank der Unterstützung durch das BMBF auch Mitgliedsland ("member state") bei CIMPA, dem Centre International de Mathématiques Pures et Appliquées, eine von der UNESCO anerkannte nicht-kommerzielle Organisation mit Sitz in Nizza. CIMPA fördert die Kooperation mit Entwicklungsländern in allen Gebieten der Mathematik auf dem Niveau der universitären akademischen Bildung und der Verbreitung neuer Entwicklungen. Dazu werden derzeit folgende Formate angeboten:

  • CIMPA Schools zum Aufbau mathematischer Expertise vor Ort, die in Kooperation mit lokalen Partnern organisiert werden. Die finanzielle Unterstützung durch CIMPA ermöglicht die Teilnahme von Studierenden, Doktorand*innen und Postdoktorand*innen vor Ort und auch aus dem weiteren Umkreis.
  • CIMPA Courses auf Forschungsniveau vor Ort, die ebenfalls in Kooperation mit lokalen Partnern organisiert werden. Die Kosten für die Vortragenden werden dabei von CIMPA finanziell unterstützt.
  • CIMPA Fellowships, die einzelnen Mathematiker*innen einen Gastaufenthalt an einer renommierten wissenschaftlichen Institution finanziell ermöglichen.

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Die Förderung durch CIMPA erfolgt auf Antrag der Institutionen im jeweiligen Entwicklungsland. Ein kompetitives Auswahlverfahren sowie das Erfordernis einer Cofinanzierung von mindestens 50% der benötigten Finanzmittel aus anderen Quellen sichern die wissenschaftliche Qualität dieser Maßnahmen. Dazu sammelt das Steering Council jährlich Vorschläge und wählt unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Scientific Councils die besten zur Förderung aus.

Dem Scientific Council gehört aus Deutschland aktuell Volker Bach (TU Braunschweig) an. Neben vielen individuellen Mitgliedern gehören CIMPA 31 institutionelle Mitglieder an, wie die jeweils einschlägigen nationalen und internationalen Fachgesellschaften für Mathematik. Aus Deutschland sind dies schon seit mehreren Jahren die DMV und die GAMM; auf internationaler Ebene die EMS (European Mathematical Society) und die IMU (International Mathematical Union) sowie mehrere Akademien, Forschungsinstitute und Entwicklungshilfekommissionen.

Außer individuellen und institutionellen Mitgliedern können auch Staaten Mitglied bei CIMPA und damit ein Member State werden. Neben Frankreich, Norwegen, der Schweiz und Spanien ist nun, wie oben erwähnt, seit Kurzem auch Deutschland ein solcher Member State. Damit sind nun DMV, GAMM und DESY (als Projektträager des BMBF) Mitglied des Steering Council, die dorthin entsandten Vertreter sind Ilka Agricola (U Marburg für die DMV), Andreas Frommer (BU Wuppertal für die GAMM) und Marc Hempel (DESY PT).

Schon in den vergangenen Jahren haben sich viele deutsche Kolleg*innen bei CIMPA engagiert. Durch die deutsche Vollmitgliedschaft ist dies nun noch einfacher und mit größerem Gestaltungsspielraum möglich. Die Arbeit von und mit CIMPA bringt für Beteiligte aus Deutschland insbesondere folgende Vorteile mit sich:

  1. CIMPA leistet konkrete Unterstützung von unterentwickelten Ländern im Bereich der akademischen Bildung.
  2. CIMPA ergänzt vorhandene Aktivitäten (z.B. mit den AIMS-Zentren) auf der Ebene der Förderung von Nachwuchswissenschaftler*innen und Kooperationen, die vor einem möglichen Antrag auf eine DFG-Sachbeihilfe stehen.
  3. CIMPA bietet ein hervorragendes bestehendes Netzwerk zur Bewerbung und Durchführung von Veranstaltungen, Schools, Training usw. und zur Gewinnung von Kooperationspartnern.
  4. CIMPA ist eine sehr effiziente Organisation, knapp 3/4 der Gesamtmittel fließen in die Projektförderung.
  5. CIMPA hat eine große Reichweite – auch durch die professionelle Präsenz in den sozialen Netzwerken.
  6. CIMPA erhöht die Sichtbarkeit Deutschlands als Forschungsstandort in den Entwicklungsländern signifikant.

Mit einem Vorlauf von etwa zwei Jahren können Sie und Ihr Projektpartner z.B. eine CIMPA-School beantragen oder einen CIMPA-Course organisieren. Die aktuellen Calls finden Sie auf der CIMPA-Homepage. Die Frist für Bewerbungen für CIMPA-Schools 2023 ist z. B. der 10. Oktober 2021.

Auch die DFG-Geschäftsstelle informiert darüber, wie DFG-Mittel zur Finanzierung von Reisen zu CIMPA-Aktivitäten beantragt und eingesetzt werden können, wenngleich es keine direkte Unterstützung der DFG für CIMPA-Aktivitäten gibt.

Ilka Agricola, Universität Marburg
Volker Bach, Technische Universität Braunschweig, 
Andreas Frommer, Bergische Universität Wuppertal
im Juli 2021

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