Recht nüchtern wird in der hiesigen Presse über die letzte Woche beendete
Internationale Mathematikolympiade berichtet, bei der das südkoreanische Team 6 Goldmedaillen gewann und damit erstmals Platz 1 in der
Länderwertung belegte.
Zwei Zeitungen immerhin zitieren die Mutter des jüngsten koreanischen Teilnehmers mit dem Kommentar, ihr Sohn sei auf keiner
Hagwon gewesen, sondern habe sich mit Mathematik zuerst in Zusammenhang mit dem
Halbieren von Äpfeln bzw. dem
Siebenteilen von Pizza beschäftigt.
Hagwon (
학원, dtsch.:
Paukschule) heißen die privaten Nachhilfeschulen, wo Kinder oft ab dem 3. Lebensjahr jede Menge auswendig lernen, vor allem natürlich den prüfungsrelevanten Schulstoff.
In den letzten Jahren hat der Zulauf zu den Hagwons aber sehr nachgelassen. In einer der englisch-sprachigen Zeitungen hier war am Montag ein Artikel über die Probleme der Immobilienmakler in
Gangnam-gu, dem Seouler Stadtteil mit den meisten Nachhilfeschulen. Während
früher die hohe Hagwon-Dichte dort als Grund für die hohen Immobilienpreise galt, stehen jetzt viele Hagwons leer und die Makler können die Stockwerke oft nur mit großen Verlusten verkaufen. Immer weniger Koreaner geben Geld für Paukschulen aus. (In der Vergangenheit waren das mal durchschnittlich 20 Prozent des Familieneinkommens.)
Und auch die staatliche Unterstützung scheint zu schwinden.
Kein Witz: in letzter Zeit finden nächtliche Polizeikontrollen in Gegenden mit vielen Hagwons statt. Schulen, in denen nach 22 Uhr noch gelernt wird, werden von den Behörden geschlossen.
https://iamkoream.com/tag/hagwon/
Auf die koreanischen Ergebnisse bei Mathematikolympiaden hat sich der Niedergang der Hagwons jedenfalls nicht negativ ausgewirkt,
offensichtlich.
Donnerstag, 19. Juli 2012