OECD hat Studie „Bildung auf einen Blick 2024“ veröffentlicht
Die OECD hat am 10. September 2024 gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK) ihre Publikation „Bildung auf einen Blick 2024“ vorgestellt. Die Ergebnisse sind gemischt:
Zum Beispiel ist Deutschland nur eines von vier OECD-Ländern, in denen der Anteil junger Erwachsener im Alter von 25-34 Jahren ohne Sekundarbereich II- Abschluss zwischen 2016 und 2023 gestiegen ist. Der Anteil junger Erwachsener ohne Abschluss im Sekundarbereich II liegt in Deutschland mit 16 % nunmehr über dem OECD-Durchschnitt von 14 %.
Der hohe Anteil der Erwachsenen ohne Abschluss im Sekundarbereich II ist vor allem auf den gestiegenen Anteil junger Männer ohne Sekundarbereich II-Abschlusszeugnis zurückzu führen. 2023 hatten 18 % der jungen Männer keinen Abschluss im Sekundarbereich II, im Vergleich zu 15 % der jungen Frauen. 2016 bestand hier noch kein Unterschied zwischen den Geschlechtern.
Obwohl Deutschland verstärkt in die Bildung investiert, bleibt der Anteil junger Erwachsener ohne Abschluss im Sekundarbereich II hoch. Zwischen 2015 und 2021 stiegen die Ausgaben für den Primar- und den Sekundarbereich im Verhältnis zum BIP um 8 %. Im OECD-Durchschnitt betrug die Ausgabenerhöhung im gleichen Zeitraum lediglich 1 %.
Während der Anteil junger Erwachsener ohne Abschluss im Sekundarbereich II gestiegen ist, hat der Anteil junger Erwachsener mit tertiärem Bildungsabschluss noch stärker zugenommen. Besonders aus geprägt ist dieser Trend bei Frauen, bei denen sich der Anteil mit mindestens einem Bachelorabschluss innerhalb einer Generation nahezu verdoppelt hat. So liegt der Anteil der Frauen mit mindestens einem Bachelorabschluss in Deutschland bei den 55- bis 64-jährigen bei 22 %, bei den 25- bis 34-jährigen jedoch bei 40 %. Allerdings ist der zwischen den Generationen beobachtete Anstieg mit 18 % Punkten geringer als im OECD-Durchschnitt (23 Prozentpunkte). Der Anteil der 25- bis 34-jährigen Frauen mit Bachelorabschluss ist 7 Prozentpunkte niedriger als im OECD-Durchschnitt (47 %).
Obwohl junge Frauen im Schnitt höhere Bildungsabschlüsse erzielen als junge Männer, fallen die Arbeitsmarktergebnisse von Frauen im Allgemeinen schlechter aus als die von Männern. Am größten ist die Differenz in der Regel unter denjenigen, die über keinen Abschluss im Sekundarbereich II verfügen. Lediglich 49 % der jungen Frauen ohne Sekundarbereich II-Abschluss in Deutschland sind erwerbstätig, während es bei den jungen Männern 74 % sind (die entsprechenden OECD Durchschnittswerte liegen bei 47 % bzw. 72 %). Unter den Absolvent*innen des Tertiärbereichs ist das Geschlechtergefälle geringer: 86 % der jungen Frauen und 92 % der jungen Männer sind erwerbstätig (die entsprechenden OECD-Durchschnittswerte Betragen 24 % bzw. 90 %).
Dazu erklärte der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung Dr. Jens Brandenburg:
„Gute Bildung schafft Zukunftschancen. Das gilt in Deutschland für das Studium und ganz besonders für die berufliche Bildung. Die Chance auf Beschäftigung mit einem beruflichen Abschluss ist in Deutschland so hoch wie in kaum einem anderen OECD-Land: Nur 2,9 Prozent der jungen Erwachsenen mit einer abgeschlossenen Ausbildung sind arbeitslos. Deshalb stärken wir als Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der Exzellenzinitiative Berufliche Bildung die Attraktivität und die gesellschaftliche Wertschätzung der beruflichen Bildung. Die Studie zeigt aber auch Handlungsbedarf: Fast jede oder jeder Sechste im Alter von 25 bis 34 Jahren hatte im Jahr 2023 weder einen beruflichen Abschluss noch die Hochschulreife. Das können wir nicht länger hinnehmen. Das Startchancen-Programm ist der Einstieg in die notwendige bildungspolitische Trendwende. Mit dem Startchancen-Programm investieren Bund und Länder gemeinsam in erfolgreiche Bildungsbiografien, in Fachkräfte von morgen, in unsere Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sowie in den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und in die Stabilität unserer Demokratie.“
Und Udo Michallik, Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, sagte dazu:
„Bildung spielt eine entscheidende Rolle im Leben junger Menschen. Die beruflichen Schulen in Deutschland ermöglichen es auch älteren Personen, schulische Abschlüsse zu erwerben. Erfreulicherweise ist der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die weder in Bildung noch Beschäftigung sind, seit 2016 auf 9,6 Prozent gesunken und liegt damit unter dem OECD-Durchschnitt von 13,8 Prozent. Zudem ist Deutschland für internationale Studierende attraktiv: Ihr Anteil stieg von 7 Prozent im Jahr 2013 auf 12 Prozent im Jahr 2022, was doppelt so hoch ist wie der OECD-Mittelwert. 51 Prozent der internationalen Studierenden wählen ein MINT-Fach, wodurch Deutschland vor Finnland und Schweden liegt.
In den letzten Monaten haben die Länder Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungsqualität ergriffen, darunter das Konzept StarS - ,Stark in die Grundschule starten' - zur Förderung von Grundschulkompetenzen und das zehnjährige Programm QuaMath zur Verbesserung des Mathematikunterrichts mit einem Volumen von 17 Millionen Euro. Zusammen mit dem Startchancenprogramm werden wir die Chancengerechtigkeit in Deutschland nachhaltig verbessern.“
Hintergrund
Der OECD-Bericht „Education at a Glance“ hat das Ziel, anhand von quantitativen Indikatoren einen Vergleich der Bildungssysteme von 38 OECD-Staaten sowie weiteren Beitrittsländern und Partnerstaaten zu ermöglichen. Schwerpunktthema des diesjährigen Berichts ist die Chancengerechtigkeit. Der Bericht ist in vier Hauptkapitel unterteilt: A: Bildungserträge, B: Bildungsbeteiligung, C: Bildungsinvestitionen, D: Lernumfeld.
Weitere Informationen
Studie „Bildung auf einen Blick 2024"
Pressemitteilung der KMK vom 10. September 2024 auf https://www.kmk.org/
Zur Thematik passend veröffentliche das Statistische Bundesamtes (DESTATIS) tags drauf (11.09.24) eine Presseinfo mit Zahlen zu den Beschäftigungsquoten im OECD-Raum 2023:
"In Deutschland waren 25- bis 64-Jährige mit mittlerem
Bildungsabschluss im Jahr 2023 deutlich häufiger erwerbstätig als im OECD-
Durchschnitt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, lag die
Beschäftigungsquote in dieser Personengruppe bei 83 %, während der OECD-
Durchschnitt 77 % betrug. Von den 25- bis 64-Jährigen mit hohem
Bildungsabschluss waren 2023 in Deutschland 89 % erwerbstätig, hier bewegte
sich die Quote leicht über dem OECD-Durchschnitt von 87 %. Damit unterschieden
sich die Beschäftigungsquoten von Personen mit mittleren und hohen Abschlüssen
in Deutschland lediglich um rund 5 Prozentpunkte. Im Durchschnitt der OECD-
Staaten war der Unterschied mit rund 10 Prozentpunkten doppelt so groß. Dies
zeigt die besondere Bedeutung der beiden Säulen der beruflichen Qualifikation
in Deutschland (Duale Ausbildung einschließlich höherer beruflicher
Qualifizierung sowie akademische Bildungsgänge). Die Beschäftigungsquote
formal Geringqualifizierter lag in Deutschland mit 66 % erheblich niedriger
als bei Personen mit höheren Abschlüssen, aber deutlich höher als im OECD-
Durchschnitt (60 %)."