Mit dem Deutschen Schulbarometer lässt die Robert Bosch Stiftung seit 2019 regelmäßig repräsentative Befragungen zur aktuellen Situation der Schulen in Deutschland durchführen. Für die erste Ausgabe des Deutschen Schulbarometers Schüler*innen wurden zwischen dem 26. April und dem 20. Mai 2024 insgesamt 1.530 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren sowie jeweils ein Elternteil vom Meinungsforschungsinstitut forsa befragt. Die Studie wurde in Kooperation mit der Universität Leipzig und in enger Zusammenarbeit mit einem interdisziplinären Forschungsteam konzipiert.
Zwei zentrale Aspekte standen dabei im Mittelpunkt: die Einschätzung eigener psychischer Auffälligkeiten und die Lebensqualität. Die Studie beleuchtete auch den Zusammenhang zwischen Unterricht und psychischer Gesundheit:
Psychische Auffälligkeiten und geringe Lebensqualität
Nach Selbstauskunft der Schüler*innen im Rahmen des Deutschen Schulbarometers bestanden bei etwa jedem fünften jungen Menschen (21 %) im Alter von 8 bis 17 Jahren Hinweise auf psychische Auffälligkeiten. Zwei Drittel der Schüler*innen (66 %) bewerteten ihre Lebensqualität als mittel, weitere 6 % als hoch. Über ein Viertel der Kinder und Jugendlichen (27 %) empfand ihre Lebensqualität als gering. Eine geringe Lebensqualität wurde überdurchschnittlich oft von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit niedrigem Einkommen (37 %) und Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf (45 %) angegeben.
Sorgen um die eigene Zukunft und geringes schulisches Wohlbefinden
39 % der befragten Schüler*innen gaben an, dass sie sich in letzter Zeit (sehr) oft Sorgen darüber machten, dass es Kriege auf der Welt gibt. Weiterhin belastete die Schüler*innen (sehr) oft (26 %) bzw. manchmal (33 %), dass sie in der Schule keine guten Leistungen erbrachten. Klima- und Umweltkrise machten einem Viertel der Kinder und Jugendlichen (25 %) (sehr) oft Sorgen, etwa genauso viele (20 %) sorgten sich in der letzten Zeit (sehr) oft um ihre Zukunft. 14 % der Schüler*innen machten sich (sehr) oft darüber Sorgen, dass Menschen aus anderen Ländern in Deutschland wegen ihrer Herkunft und/oder ihrer Hautfarbe ungerecht behandelt werden. Finanzielle Sorgen der Familie belasten durchschnittlich etwa jeden zehnten jungen Menschen (sehr) oft (11 %) oder manchmal (21 %). In der Gruppe der armen bzw. armutsgefährdeten Kinder und Jugendliche traten finanzielle Sorgen (sehr) oft (19 %) oder manchmal (40 %) auf. 20 % der Schüler*innen gaben ein geringes schulisches Wohlbefinden, weitere 71 % ein mittleres und nur 8 % ein hohes schulisches Wohlbefinden an. Insbesondere Mädchen sowie Jugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren wiesen ein geringeres schulisches Wohlbefinden auf. Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem Einkommen gaben überdurchschnittlich oft (30 %) ein geringes schulisches Wohlbefinden an.
Bedeutung der Lehrkräfte und der Unterrichtsqualität für die Schüler*innen
Das schulische Wohlbefinden der Schüler*innen hing am stärksten von der konstruktiven Unterstützung durch die Lehrkräfte ab: Schüler*innen, die sich durch ihre Lehrkräfte emotional und kognitiv unterstützt und in ihrem Lernprozess begleitet fühlten, wiesen insgesamt ein höheres schulisches Wohlbefinden auf. Die Schüler*innen zeigten hier einen Handlungsbedarf hinsichtlich der Klassenführung und Unterrichtsqualität auf – die große Mehrheit der Schüler*innen (83 %) berichtete von häufigen Unterrichtsstörungen, und 41 % der Schüler*innen gaben an, dass keine oder nur wenige ihrer Lehrkräfte genau nachfragten, was bereits verstanden worden sei und was nicht. Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen (42 %) gab an, dass an ihrer Schule pro Woche 1 bis 2 Stunden Unterricht ausfielen; immer noch jede*r Fünfte von ihnen (22 %) berichtete von durchschnittlich 3 bis 4 Stunden Unterrichtsausfall pro Woche.
Hilfesuchverhalten der Erziehungsberechtigten
Etwa ein Viertel der befragten Erziehungsberechtigten (24 %) war der Auffassung, dass ihr Kind in den letzten 12 Monaten aufgrund von psychischen Problemen Hilfe benötigt hat oder hätte. Überdurchschnittlich häufig sagten dies Familien mit niedrigem Einkommen (32 %). Wenn Hilfe innerhalb der Schule gesucht wurde, wendeten sich die Eltern am häufigsten direkt an die Klassenlehrkraft (70 %), an die Schulsozialarbeit (39 %) und an Schulpsycholog*innen (31 %).
Hier geht es zu Ergebnissen und Handlungsempfehlungen des Deutschen Schulbarometers Schüler*innen.