Dieser Beitrag ist der zweite einer mehrteiligen Blog-Reihe zu den Themen Lehrkräftebildung und Lehrkräftemangel. Der erste Beitrag der Reihe ist hier abrufbar.
Ausschnitt aus der chronologischen Darstellung (Zeitstrahl). Hier: Januar 2023 bis März 2023. Klickbare Links im vollständigen Zeitstrahl (PDF) am Ende dieser Website.
|5| Die im Januar 2023 erschiene Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) „Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel“ umfasst Strategien für die Bereiche (1) Erschließung von Beschäftigungsreserven, (2) Ausweitung des Potenzials an qualifizierten Lehrkräften, (3) Entlastung und Unterstützung qualifizierter Lehrkräfte durch z. B. Studierende, (4) Flexibilisierung des Einsatzes von Lehrkräften, (5) vorbeugende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung sowie (6) Quer- und Seiteneinstieg.
So schlägt die SWK vor, Lehrkräfte im Ruhestand zu beschäftigen und die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit zu begrenzen, außerdem die Möglichkeit einer befristeten Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung zu prüfen. Darüber hinaus positioniert sich die SWK für eine Entlastung der Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben durch die Schaffung zusätzlicher Stellen für Verwaltungs- und pädagogisches Personal. Weiterhin sollten laut SWK Maßnahmen zur Nachqualifikation aktiver Lehrkräfte für Mangelfächer ausgebaut und die Definition klarer Anforderungsprofile für den konkreten Einsatz von nicht (vollständig) ausgebildetem Personal (wie z. B. Lehramtsstudierenden) angestrebt werden.
Hinsichtlich einer Flexibilisierung empfiehlt die SWK, Modelle des Hybridunterrichts in gymnasialen Oberstufen zu erproben, in denen die nötige digitale Infrastruktur vorhanden ist sowie einen Teil der Unterrichtszeit durch individuelle und kollaborative Selbstlernzeiten zu ersetzen. Des Weiteren sollen eMental-Health-Angebote für Lehrkräfte gestärkt werden – Angebote zur Lehrkräftegesundheit müssten allgemein niedrigschwellig zugänglich sein, so die SWK. Da in den Ländern unterschiedliche Konzepte zum Quer- und Seiteneinstieg entwickelt wurden, die sich hinsichtlich der Organisation und der Curricula deutlich unterscheiden, empfiehlt die SWK eine systematische Bestandsaufnahme aller Quer- und Seiteneinstiegsmodelle hinsichtlich der Organisation, des Umfangs sowie der Inhalte, um auf dieser Grundlage die Frage des Quereinstiegs ausführlich und differenziert im Rahmen eines Gutachtens zur Lehrkräftebildung zu erörtern.
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) ist ein unabhängiges wissenschaftliches Beratungsgremium der Kultusministerkonferenz (KMK) und wurde im Februar 2021 von der KMK eingesetzt. Ihr gehören 16 Bildungsforscher*innen aus unterschiedlichen Disziplinen an. Die SWK berät die Länder bei der Weiterentwicklung des Bildungswesens. Sie identifiziert bestehende Probleme und gibt evidenzbasierte Empfehlungen für deren Lösung.
|6| Im März 2023 veröffentlicht der Stifterverband seine „Empfehlungen an Bund und Länder für die Lehrkräftebildung“. Der Beitrag enthält Empfehlungen zur Verbesserung der Lehrkräftebildung als Antwort auf den drohenden Bildungsnotstand. Der Stifterverband spricht sich für eine Flexibilisierung und Erweiterung der Zugangswege zum Lehrberuf und eine Gewinnung neuer Zielgruppen für die Tätigkeit als Lehrkraft aus. Ein-Fach-Lehrkräfte, Quer- und Seiteneinstieg sollten als reguläre Optionen etabliert, (angehende) Lehrkräfte außerdem besser auf Themen wie Digitalisierung und die zunehmende Heterogenität vorbereitet werden.
Der dritte Beitrag der Reihe ist hier abrufbar.
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